998. vitzli

so süsz kann er schmecken dass es
schon fast wieder sauer mir vorkommen kann
und auch so salzig dass es
schon fast wieder bitter mich schütteln kann

und dann zu allen erdenklichen
momenten mich anders verzückt
das herz lacht in meiner brust
und schüttelt meine herzenslust

nach herzenslust
marmeladenbrust
gelee tropfen honig
pfropfen könig korken

plopflaschen platschen
die gläser voll katschen-kola
klabauter kräuter
wurzelsepp käfer sucher

mit grünem pep
klatschen mich weg
waldmeister ameisen bären
mit kuchengusszucker

kitschen mich kitzlig
pinscher die pitschen mich
das find ich garnicht
witzig du putziger

vitzliputzlí vitzli
putzli vitzlíputzli
vitzliputzlí vitzli
putzli vitzlíputzli

Moin Hansz
Dass ausgerechnet ein Gott des Krieges Witzli-putzli heißen muss ist wirklich ... ähm ... putzig witzig.

Davon mal abgesehen, ein erquickender Text. Süß und saftig ...

LG
Tula

Gut an-gemerkt, Tula:

Der Kriegsgott hieß natürlich ursprünglich nicht Witzli-putzli, das ist eine naive Verbollhornung mit Schweizer Verkleinerungssuffixen anstelle der nachgestellten aztekischen Artikel (vergleichbar den rumänischen) auf "-l".
Darf man mit dem Grauen so spielen, wie diese Kautschuk-Verballhornung, ich denke an die genozidmäßigen Menschenopfer und die noch zuckenden Herzen, dem Gott hingehalten? Eigentlich nicht.
Es sei denn, man greift die putzigen Schweizerlis mit ihrer Witz-Assonanz wie ein dadaistisches Spottzitat oder ein paulkleesches Kinderlied auf. Dann hat es etwas von allemannischer Fastnacht, mit schamanischen Masken, bei Nacht getanzt.

grusz, hansz

Gefällt mir ausgezeichnet. Nur bei
katschen-kola weiss ich noch nicht so genau, worauf angespielt wird. Auch ein 'klatschen-kola' wäre ja möglich, allerdings mit ähnlichen Interpretationsproblemen
LG Herbert

Spielt wahrscheinlich, lieber HerbertH,

nicht auf einen einzelnen Begriff ausschließlich an; vielmehr ist es Glossolalie, Zungenrede, hier mit Echowelle zum "platschen" davor und zum "klatschen" danach.
Laut Paulus schließen sich an die Zungenrede die Deuter an, und den Deutern die philosophisch-theologischen Lehrer. Wenn es denn welche gibt, die es lesen.

An dieses Lied 998. schließt sich das vorletzte Lied des zehnten Hunderliederbuches an, die alte 999. https://www.leselupe.de/beitrag/999-das-letzte-149704/ , die früher schon mal im "Experimentellen" erschienen ist. Da jeder es kennt, versinkt es nun ganz schnell im Abyssus des Ungelesenen. So ist das im Leben.

grusz, hansz