Abbändeln (gelöscht)

R

Rose

Gast
Hallo Spaetschreiber,

ein sehr guter, tiefsinniger Text.

Blumige Grüße
Rose
 
H

Heidrun D.

Gast
Abbändeln

Vom Sinn war dort die Rede,
auch vom Klang,
es sang ein grauer Vogel,
sein einsam Lied,
in bunten Schatten,
hätt gerne das, was and’re hatten
sprang sinnlos sich sehr bald zu Tode
und keine Rede war.
In meinen Augen, Ohren, eigentlich mit allen Sinnen, hast du ein Märchenmotiv aufgegriffen und zwar das der kleinen Nachtigall, die an der Liebe zur Rose zugrunde geht, sich an deren Dorn drückt und so verblutet. - Ein unspektakulärer Tod ("und keine Rede war").

Deutschsprachige Märchen sind in der Regel schlicht, und dies ist auch dein Gedicht, dem Thema vollkommen angepasst. - Der Vogel ist in deinem Text natürlich mehrfach besetzt (ein Poet, ein Musiker, ein Liebender?) und auch sein Tod, sinnlos und tapfer.

Ein wunderbares Gedicht (ich rette es mal prophylaktisch).

Herzliche Grüße
Heidrun
 

revilo

Mitglied
nicht so der Knaller..........
es sang ein grauer Vogel sein einsam Lied..........das ist total überzeichenet und überfrachtet........kann mich leider nicht in den Beifall einreihen.........tirili von revilo..........nichtbösesein
 
Dankeschön euch allen!
Besonders den beiden Einsilbigen. :)

@ revilo

Du hast ja recht. Aber Haikus liegen mir nicht.

@Heidrun

Datensicherung ist nicht nötig. Das machen nur Chefs.

@Rose

Blumenstrauß zurück

@Rhea

nene, stimmt nicht, frag olli ...

ansonsten: "Sensationalmannschaft!"

S.s.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Die Überschrift "Abbändeln" - ein gut merkbares Konstrukt.
Der erste Satz hat Melodie: " Vom Sinn war dort die Rede". Aber dann wirds

arhythmisch: die zweite Zeile reißt die erste regelrecht auseinander, vernichtet sie.

Auch inhaltlich "konfusioniert"-kollabiert der Text: bunte Schatten? Da habe ich viel Mühe für eine überzeugende Erklärung (will aber nicht bestreiten, dass es Erklärungen gibt). Mittendrin plötzlich ein kleiner Reim, locker gestreut. Kann man machen, wirkt aber wie zufällig gefunden, aufgehoben, in die Tasche gesteckt, sprich ins Gedicht eingebaut.
Der sinnlose Sprung in den Tod erfolgte "sehr bald"? Das provoziert bei mir eine parodistische Lesart im Sinne von "sehr balde"...
Dem Schluss kann ich wieder ein wenig abgewinnen: "und keine Rede war" ist kurz, ungeschwätzig.

Insgesamt: ein wenig homogener Text. Sorry.

P.
 
@Penelopeia

Erst einmal: Danke fürs Zerlegen. Natürlich kann man ein Wortkonstrukt auch Zeile für Zeile lesen und versuchen in jeder einen Sinn zu erkennen. Interessant.
„Vom Sinn war dort die Rede,“ – wird vom: „auch vom Klang“ zerrissen?
Noch mal hier als eine Einheit:

„Vom Sinn war dort die Rede, auch vom Klang“

Ernsthaft? Oder ein Flüchtigkeitsfehler in der Interpretation? Laut gelesen? Oder mit etwas in Verbindung gebracht, was dort gar nicht steht? Passiert mir auch, manchmal.
Konfusion ist genau die Bühne, auf der dieses Stück stattfindet und es kollabiert, genau! Nur eben in einem anderen Kontext. Tipp: Ein wenig zurücktreten, so sieht man das ganze Bild. Klarheit erfordert immer ein wenig Distanz.

Ach, dies noch: „Insgesamt: ein wenig homogener Text“
Könnten wir uns auf: „Insgesamt: ein „ornithologischer“ Text“ einigen?

Danke
S.s.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
„Vom Sinn war dort die Rede," - das ist jambisch, ich lese es jedenfalls als regelmäßige Folge von Senkung und Hebung. Der entstehende sehr schöne, wenn auch oft gehörte und gelegentlich ermüdende Rhythmus verlangt fast zwingend eine Fortsetzung mit einer "männlichen" Endung; wenn ich diese F. schreiben sollte, würde ich vielleicht formulieren:

„Vom Sinn war dort die Rede,
vom Sinn und auch vom Klang."

Setzt man jedoch so fort, kommt man um eine "Komplettreimerei" kaum herum...

Mit dem Begriff „ornithologischer Text" kann ich mich anfreunden, das hat Witz.

Liebe Grüße

P.
 

JackoF

Mitglied
Hallo Spaetschreiber,

schaue jetzt auch gerne mal bei Dir rein - bin ja noch sehr frisch hier, und da brauchts schon Zeit, sich durch die vielen Stücke durchzulesen :))

Für mich hat dieses Gedicht was !!!

Bei „Abbändeln“ bin ich gleich gespannt, wo mich dieser Titel hinführen wird.

Dieser Vogel ist zwar einsam - doch er hat auch etwas zu sagen,
und was hätte er gerne, was auch die anderen anscheinend haben ? Ist es ein Haben wollen, oder ein Kommunizieren wollen ?
Ich tendiere mehr zur letzteren Variante – denn hierin fände sich für mich auch mehr der Wert „einsam“ wieder....

Deine freie Form/Sprache sagt mir sehr zu

Und Deine letzte Zeile mit : „und keine Rede war.“ ist echt gelungen...(Diese Realität - nach einem Gewesen, was bleibt da wirklich noch ??? / oder, was war eigentlich zu Lebzeiten denn wirklich da....)

---------------------------------------
An drei Stellen bleibe ich inhaltlich etwas hängen :

Einmal : warum ein „grauer“ Vogel ? / und nicht ein z.B. „lila“ Vogel,
dann : „in bunten Schatten“ oder „in bunte Schatten“ ? / zu 1: ist lokal/Dativ, zu 2: ist Akkusativ/Aktio,
Drittens : „sprang“ bald in den Tod ???? – so direkt, verstünde ich nicht, als aktives Tuen...

Habe mal meine Leseweise(klar, nach meiner Inspiration :)) ) in eine Krittelei gebracht.
Vielleicht gefällt Dir ja was davon ?? (einfach nur so mal mich reinfallen lassen ;) )

Abbändeln

Vom Sinn war dort die Rede,
auch vom Klang,
vom Leben. ........................<= irgendwie hat es mich dazu hingelockt :))
Es sang ein [blue]lila[/blue] Vogel,
sein einsam Lied
in bunte([blue]n[/blue]) Schatten,
hätt gerne das, was and’re hatten
und [blue]sprang - sang [/blue]sinnlos sich ...in Retour zum vorigen Singen...
zu bald zu Tode
und keine Rede war.


Spaetschreiber,

habe mich gerne mal hier Reinfühlen lassen, denn mir hat dieser Vogel etwas erzählt :))
und
wieder ein lila-Tschüss, Jacko

---
 
Hallo Jacko. Erst einmal herzlichen Dank für die Rückmeldung. Es freut mich wirklich sehr, dass Dir die Worte den Drive gaben Dich zu äußern. Ein Gedicht soll ja auch immer ein Bild sein. Jedermann/frau malt sich dann sein Eigenes. Ich meins - Du deins, schön.
Deine Vorschläge habe ich aufmerksam gelesen und ich habe auch verstanden was Du siehst. Prima.
Meine Sichtweise ist aber eine andere und das, was ich erzählen wollte, auch. Eben nicht bunt, gegensätzlicher- und mit Metaphern beladen. Möglich ist, dass nur ich dieses Gedicht verstehe!?
Nene, da gibt’s schon noch so Persönchen. Ich werde nochmals durch Deine Zeilen gehen und schauen, wie sie wirken.
Mal gucken.
Dankeschön für Deine Zeit.

* Zitat

"Nur schwache Gedichte lassen sich erschöpfend interpretieren oder verstehen. Nur in trivialen oder opportunistischen Texten ist die Summe der Signifikanz die ihrer Teile.“

Herzlichen Gruß
der
S.s.
 

Rhea_Gift

Mitglied
lila geht nüscht - die Schatten sind ja bunt, nicht der Vogel - der ist ja nunmal grau gedacht hier bewusst - würde das ganze Gedicht verändern, das lila - gehört da einfach nicht rein...

genauso wenig wie das Leben - gehört da auch nicht rein - es geht ja hier um den Gesang an sich, allgemein gehalten Inhalt, Klang des Gesangs, nicht ums worüber denn genau singen... der singende Vogel bleibt einsam beim Diskutieren um seinen Gesang, kann auch nicht raus aus seiner Einsamkeit mit seinem Gesang - denn um den Autor/Sänger gehts halt nicht, andere sehen bzw. hören nur seinen Gesang... und bunte Schatten kann er sich zwar versuchen anzudichten - aber eben nur Schatten, die er wirft - er selbst ist nunmal grau... und wenn er in den Tod springt - ist keine Rede mehr - die Rede endet mit dem Tod des Autors - übrig bleibt vielleicht anderer Gesang/Rede über ihn, der eigene endet... vielleicht ist auch keine Rede mehr von ihm... da einsam geblieben... höchstens noch Rede über seinen Gesang... aber eben nicht über ihn... hmja.... so oder so ähnlich... vielleicht.

LG, Rhea
 
H

Heidrun D.

Gast
Ich denke schon, dass ich dieses Gedicht auf Anhieb verstanden habe, Tom, und vermute, dass es für dich einen ganz persönlichen Bezug hat.

Lass es so, wie es ist - in seiner märchenhaften Schlichtheit.
- Nachtigallen sind unscheinbare Vögel; sie singen aber fast immer herrlich und in ihren kleinen Körpern glüht der göttliche Funke. Mit Sicherheit. :)

Heidrun
 

Rhea_Gift

Mitglied
ja, die unscheinbarsten oft die schönsten Sänger (wie die Nachtigall) - da lässt sich doch gern auf buntes Gefieder verzichten - und - die Einsamkeit - genaugenommen feit buntes Gefieder ja nun auch nicht davor... ;)

LG, Rhea
 



 
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