- Die Einleitung finde ich gut.Da steh´ ich nun vor dem verstaubten Ortschild von Marksim Gorki. Die Lettern sind blass, das r und das k von Marksim fehlen gänzlich, das i von Gorki fällt beinah hinab. (herab)Hier bin ich geboren vor so vielen Jahren. Und immer habe ich mich nach meiner Heimat zurückgesehnt.
- es wird spannend, warum ist alles anders?Ich laufe die staubige Hauptstraße entlang und biege in die kleine Seitenstraße ein, die zum Kolchosebauernhof meiner Eltern führt. Niemand ist auf der Straße. Das erscheint mir seltsam. Früher war immer die Hölle los. Immer gab es Jungs mit nackten Oberkörpern, die zusammenstanden und plauderten, immer trieb irgendein Hirte sein Vieh vor sich her, Kolchosefrauen saßen vor ihren Häusern auf kleinen Holzbänken und kauten Sonnenblumenkerne. [blue](Haben sie nicht etwas gearbeitet?)[/blue]Jetzt scheine ich der einzige Lebende in diesem Dorf zu sein. Warum muhen keine Kühe? Wo ist das Zwitschern der Vögel?
- diesen Teil finde ich zu langVor fast 10 Jahren habe ich meine[blue]n[/blue] elterlichen Bauernhof und damit Tadschikistan verlassen, um in Russland zu arbeiten. 10 lange Jahre, in denen ich jede Nacht [strike]daran[/strike] dachte, was für Augen alle in Marksim machen würden, wenn ich mit einem Mercedes und einem Kofferraum voller Geldscheine zurückkehren würde.
Schon nach wenigen Jahren sah ich ein, dass ich als Verputzer niemals zu Reichtum gelangen würde. Das bisschen Geld, das ich meiner Familie schickte, war kaum der Rede wert. Ich erkundigte mich hier und dort, arbeitete einige Jahre als privater Autoüberführer, dann als Autoüberführer für die Zisko-Brüder, erfuhr schließlich, dass Russland Zeitsoldaten für Tschetschenien suche und die Arbeit sehr gut bezahlt sei. [blue](würde)[/blue] In Tschetschenien kämpfte ich in Argun und in Grosny. Das waren sehr schwere Jahre, aber ich glaube ich habe niemanden getötet. Dann bekam ich ein sehr gutes Angebot für Georgien, das ich schließlich annahm. [red]Ich bezog direkt an der Grenze nach Nordosetien Position[/red] und erinnere mich noch [blue](Komma)[/blue]wie erstaunt ich war, als mir meine Kameraden am ersten Abend erzählten, dass es jede Nacht einige Tote gäbe, obwohl doch eigentlich Waffenruhe herrschte.
- bildhaft beschrieben, ich konnte mich einfühlen.„Aber all das ist nun ohnehin vorbei!“, denke ich erleichtert, als ich vor dem Bauernhof meiner Eltern stehe.
Die Fassade des Bauernhofs ist immer noch hellblau gestrichen. Genau wie früher und genau wie alle anderen Hausfassaden in der Straße. Als ich in den Hof trete, traue ich meinen Augen nicht. Da sitzen sie alle auf einem roten Tuch, um eine große Wassermelone herum und speisen miteinander. Alle sehen sie noch genauso aus wie früher. Mein Vater, mit dem langen, weißen Bart und den listigen Augen, meine vier Brüder, die wir Bären wirken, mit ihren breiten Schultern und den großen Köpfen, meine Mutter mit ihrem Blumenkopftuch und den Goldzähnen im Mund. Und da kommt auch meine kleine Schwester Masmakat hinzu. Vorsichtig trägt sie eine Schale mit Weintrauben und stellt sie neben die Wassermelone.
Als ich eintrete, drehen sie sich zu mir um und lächelnd mir fröhlich entgegen. Masmakat aber, die ich von allen immer am liebsten hatte, springt in die Luft wie ein Floh, greift meine Hand und zieht mich auf das Tuch neben sich. Sie klettert zur Wassermelone und greift sich ein großes Stück, das sie mir strahlend hin hält. Es ist genau wie früher, denke ich, als ich glücklich in das Wassermelonenstück beiße.
- diesen Teil könntest du kürzen, du wiederholst teilweise, was du schon vorher geschrieben hast.Bald beginne ich zu erzählen, wie sehr ich sie alle vermisst [red]hätte.[/red] Wie oft ich an sie gedacht [red]hätte[/red] und wie viele Male ich mit dem Gedanken gespielt [red]hätte[/red], zu Ihnen zurückzukehren. Dass ich am liebsten mit einem Mercedes voller Geldscheine vorgefahren wäre und wie oft ich alleine zu Abend gegessen [red]hätte[/red] und mir dabei vorgestellt [red]hätte,[/red] wie sie zur gleichen Zeit zusammensäßen und ich nicht bei Ihnen sein konnte.
Alle hören sie mir aufmerksam zu und ich weiß, dass jedes Wort genauso verstanden wird, wie ich es meine. [strike]Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie lange ich erzähle.[/strike] Ich rede und rede, so als hätte sich eine Schleuse geöffnet, merke wie mir immer leichter um´s Herz wird, weil ich endlich von all meinen Sorgen berichten kann. Ob sich denn wirklich überhaupt nichts verändert [red]hätte,[/red] frage ich dann. Daraufhin springt Masmakat auf und zeigt mir jeden einzelnen Schuppen, sogar den Holzverschlag, in dem man seine kleinen und großen Geschäfte erledigen kann. Alles ist tatsächlich genauso wie früher.
- ertrinkt hat etwas mit Wasser zu tun – trockenes Gestrüpp ?Als mich Masmakat wieder zu den anderen führt, sind Decke und Speisen beiseite geräumt. Meine Mutter hat ihr schönes Blumenkopftuch durch ein [blue]schwarzes[/blue] ersetzt. Auch meine Brüder und mein Vater haben sich umgezogen. Gemeinsam gehen wir durch das Dorf, das noch immer ausgestorben ist, überqueren eine kleine Wiese , [blue](Komma)[/blue]bis wir vor einem Gatter stehen. „Aber was wollen wir denn hier? Ist jemand gestorben“, rufe ich [red]fröhlich[/red] als ich erkenne, dass wir vor dem Friedhof stehen. Dabei fällt mir auf, dass meine Stimme seltsam nachklingt, so wie ein einzelner Vogelschrei in einem stillen Tal. Ich gehe hinter meinen Eltern her, Masmakat hält meine Hand fest umschlossen, meine vier Brüder folgen uns. Der Friedhof [red]ertrinkt[/red] in trockenem Gestrüpp. Nur der kleine Pfad, dem wir nun folgen, muss erst vor kurzem in den Boden getrampelt worden sein.
Dann bleiben wir vor dem einzigen Grab stehen, das noch frisch aussieht. Ein großer Strauß roter Rosen liegt auf der braunen Erde. Ich spüre wie Masmakat meine Hand ganz fest drückt. Dann lese ich die Grabinschrift:
In [blue]großer[/blue] Trauer um Tagai Rayal. Unseren Sohn und Bruder, der im Jenseits auf uns wartet.
- den Schluss halte ich für sehr gelungenIch begreife erst nicht, schaue in das [red]weinende[/red] Gesicht meiner Mutter, dann in die glasigen Augen meines Vaters. „Aber was soll das? Ich bin doch hier?“ rufe ich und wende mich meinen vier Brüdern zu, die mit [red]roten[/red] und schmerzverzerrten Gesichtern zu Boden schauen. „Masmakat, Ich bin doch hier?“ rufe ich wieder und knie mich vor meine kleine Schwester, um sie besser ansehen zu können. Sie schaut mich an, mit ihren großen schwarzen Augen. Im Gegensatz zu den anderen ist ihre Miene nicht kummervoll. Sie strahlt sogar, als sie sagt: „Um Abschied zu nehmen bist du hier!“.