Abschiedsbrief

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Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Schöne unbekannte Ferne,
Einen Brief verfass ich dir,
Ach, ich schreib die Zeilen gerne,
Mich beleuchten ferne Sterne,
Und es glüht das Briefpapier.

Immer seh ich dich in Allen,
Alle haben dein Gesicht,
Ach, ich seh in allen Krallen
Mich gefangen und verfallen
Seh ich dich, Entfernte, nicht –

Nämlich mir! Du schweigst, Verehrte,
Und du weigerst dich dem Glück,
Bin ich, holde Unbeschwerte,
Dich betreffend der Verkehrte?
Schweig nicht länger, schreib zurück!

Gestern sah ich eine Lange,
Und ich sah sie lange an,
Links, der Fleck auf ihrer Wange,
War ein Fleck von dir, und bange
Hing ich mit den Blicken dran.

Vor drei Tagen eine Blaue,
Nämlich blau trug sie den Hut,
Unterm Hut versteckt das schlaue
Heben deiner Augenbraue,
Sagt sie: Geht’s dir? Sag ich: gut.
War gelogen, ging mir mies.

Mich erschießend, sag ich dies:
Dich verrätseln ferne Sterne,
Dich aus Allen mir Vertraute,
Dieses schreibt dir der umblaute
Weinbeseelte aus der Ferne,
Der sich um die Ecke brachte,
Weil er dich in Allen dachte.
 



 
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