Ach könnte ich nur dichten

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JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ach könnte ich nur dichten

Ach könnte ich nur dichten
Was schrieb ich für Geschichten
Es wär'n nicht solche schlichten

Ach könnte ich nur reimen
Ich blieb nicht im Geheimen
und wenn mich küsst' die Muse
Dann folgte auf dem Fusse
'ne Ode euch zum Grusse

Dann hiess' es: Wer sind Goethe, Schiller
Ich schrieb um vieles schöner, schriller
Ich schrieb mich ein in die Geschichte
Als Grossmeister der Reimgedichte
und erschien' in neuem Lichte

Doch leider bin ich nur ein kleiner
geist- und auch harm-loser Reimer
Drum hocke ich in meiner Stube
und schreibe in der Leselupe
derlei ödes Reimgepupe

Ach könnte ich nur dichten
Was schrieb ich für Geschichten
Doch kann ich es mitnichten​
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wisset nur, daß Dichterworte,
Um des Paradieses Pforte
Immer leise klopfend schweben,
Sich erbittend ewges Leben.

Johann Wolfgang von Goethe
 

Gerd Geiser

Mitglied
Der Dichter trieb es oft beim Dichten
mit der Base? - Nein, mit Nichten.

Das ist doch schön, JoteS, dass dir das Dichten mit Nichten gelingt. Es ist ja auch egal mit wem. Hauptsache, es klappt.

Gruß
GG
 

Aragorn

Mitglied
Iss ja ...

... nicht das erste Werk auf der Welt, das sich bemüht, unter Kokettieren mit dem eigenen Unvermögen implizit das Gegenteil auszudrücken.


Eigentlich fällt sogar Elton Johns "Your Song" darunter (hier mal in deutscher Übersetzung):
"Ich hab nicht viel Knete
doch wenn ich täte
ich kaufte ein Haus ..."


Bekanntlich führte ebendieses Lied kommerziell dazu, daß sich Elton inzwischen einen Hauskauf leisten könnte.


Allerdings würde ich, gerade bei einem Gedicht über das eigene Unvermögen, noch strenger auf Formalien achten - also darauf, daß das Werk lyrisch tatsächlich voll und ganz seiner Kernbehauptung widerspricht!


Ach könnte ich nur dichten

Ach könnte ich nur dichten
Was schrieb ich für Geschichten
Es wär'n nicht solche schlichten

Ach könnte ich nur reimen
Ich blieb nicht im Geheimen
und wenn mich küsst' die Muse
Dann folgte auf dem Fu[strike]ss[/strike]ße
'ne Ode euch zum Gru[strike]ss[/strike]ße
[blue]Klar, daß die "Muse" noch wichtiger ist als die Muße, aber es reimt sich halt etwas weniger ...[/blue]

Dann hiess' es: Wer sind Goethe, Schiller
Ich schrieb um vieles schöner, schriller
Ich schrieb mich ein in die Geschichte
Als Grossmei[red]ster[/red] der Reimgedichte
[blue]Betonung! Meister wird auf der ersten Silbe betont (und reimt sich daher z.B. auch auf "Kleister" und nicht auf "sehr")[/blue]!
und erschien' in neuem Lichte

Doch leider bin ich nur ein kleiner
geist- und auch harm-loser Reimer
[blue]s.o. - harmloser, nicht harmloser"![/blue]
Drum hocke ich in meiner Stube
und schreibe in der Leselupe
derlei ödes Reimgepupe
[blue]Schöner Reim auf "Leselupe!"[/blue]

Ach könnte ich nur dichten
Was schrieb ich für Geschichten
Doch kann ich es mitnichten
[blue]Mir ist die letzte Zeile etwas zu "plump"![/blue]



Aber es gibt fürwahr Schlechteres!

lg
Ara
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Aragon

Die Unsauberkeiten sind nicht nur lässlich, sie müssen bei diesem Thema sogar sein und ich war mir ihrer bereits beim Schreiben bewusst.Selbiges dauerte übrigens um die fünf Minuten; ich habe das Gedicht an einem Stück geschrieben und unverändert publiziert.

Ja, es gibt zuhauf Schlechteres in der LL und die Koketterie ist nun wirklich alles andere als ernst gemeint (andernfalls wären die Reime perfekt, wenns sein muss kein Problem).

Gruss

J.

P.S.: Das Gedicht ist nicht mehr und nicht weniger als ein kleiner Spass und ich wundere mich ein bisschen über die (bisher fast schon zu) gute Bewertung und die grosse Resonanz.
 



 
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