Achtsamkeit

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G

Gelöschtes Mitglied 13779

Gast
Hallo und herzlich Willkommen im Lyrik-Bereich der Lupe,

Eigentlich nicht so meins, Hinzugezogene in der grünen Hölle zu begrüssen, aber dein Gedicht hat mich etwas ins Grübeln gebracht.

Der Grund dafür ist das "Ach" am Schluss. Es hat einen gewissen sprachlichen Reiz, nicht auf die Acht zu achten, aber vor allem wird es durch den zweiten Vers Ambivalent:

"Ach, ich soll also auf mich achten? Was gibt dir das Recht, mir das zu sagen!"
"Ach ja, vielleicht sollte ich besser auf mich achtgeben..."

und einige weitere Lesarten fallen mir dazu ein.

Ich finde, das Gedicht würde ohne die Punkte besser wirken. Das unterstützt die Annahme weiterer Lesarten

Zu Beginn habe ich auch etwas darüber nachgedacht, ob nicht ein wegweisender Vers zusätzlich dem Gedicht guttuen würde, damit es sich nicht vollends in der Ambivalenz auflöst, aber das sei dir überlassen.


lg Retrophrenologe
 

multimind

Mitglied
Dieses kurze Gedicht spricht mich sehr an - in meinen Augen entlarvt es einen "inflationär gebrauchten Begriff" schonungslos in aller Kürze. (In Wien gibt es seit neuestem in der U-Bahn die Lautsprecherdurchsage: Bitte seien Sie achtsam. Zwischen U-Bahntüre und Bahnsteig ist ein Spalt.) Achtsamkeit als "Trend", als "Modewort", überall, ach.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Achtsamkeit. Ein spiritueller Begriff, den man wohl so oder ähnlich in jeder religiösen Richtung findet.

Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu leben und nicht grübelnd in der Vergangenheit oder träumend in der Zukunft.

Die Lehre von der Achtsamkeit ist uralt, wenn der Ausdruck auch beinahe inflationär aus sämtlichen esoterischen Ecken zu uns herüberschallt. Und die Bücher, die im Titel Achtsamkeit tragen, verkaufen sich auch nicht schlecht.

Der Schlüssel zum Text kann hier nur das Ach sein. Doch wie ist das gemeint? Ach, das sollte ich wirklich tun? Ach, was du nicht sagst? Ach, was geht es dich an? Ach, was solls?

Für mich ist das Ach einfach der Moment, wo das "Denken" endet und die Achtsamkeit beginnt ...

So lese ich es, aber es gibt, wie Retrophrenologe schrieb, viele andere mögliche Lesarten.

Gern gelesen,
Bernd
 

anbas

Mitglied
Hallo Umü,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier auf den grünen Seiten :).

Ich habe diese wenigen Worte schon ein paar Mal gelesen - sie gefallen mir. Eben habe ich ein wenig mit dem Wort "soll" gespielt. Die Wirkung ändert sich auf interessante Art und Weise, wenn man stattdessen ein "sollte" nimmt. Hat auch was, finde ich zumindest.

Liebe Grüße

Andreas
 

Umü

Mitglied
Vielen Dank für die interessanten Gedanken zur Achtsamkeit.
Für mich war es auch eher ein Begriff mit esoterischen Anklängen, bis mich eine lebensbedrohende Erkrankung von heute auf morgen aus meinem bisherigen Leben riss.
Seitdem heisst es, gehen Sie achtsam mit sich um...
Mein Ach. ist ein tiefer Seufzer, aber nicht von der dramatischen Art, eher mit humorvoller Verzweifelung, denn noch habe ich keine rechte Vorstellung, wie und ob ich diesen therapeutischen Ratschlag umsetzen soll.
Aber, wie so oft: der Weg ist das Ziel und ich bin bemüht, die Augen offen zu halten;-).

Beste Grüße in die Runde
Umü
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Danke für die Aufklärung. Sie zeigt mir immerhin, dass der Text ernstzunehmen ist. ;)

Ich finde übrigens Achtsamkeit im Leben sehr wichtig, halte es aber auch für sehr schwierig, sie zu leben. Mit Esoterik hat sie zumindest aus den alten Traditionen heraus gar nichts zu tun.

LG
Bernd
 



 
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