adams lila shakti (sonett)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4] adams lila shakti


sterben sterben wirst du! spricht die schlange
sterben wirst du nicht – und lacht aus vollen
lang hals gurgeln typisch für den tollen
galgen strick leib – frau wird dir nicht bange?

gemini nein geh mir nie mensch zwilling
zweimal auf den leim – bau auf die sinne!
sieh den baum wach auf beginn gewinne
wissen selbst genuss relaxin chilling

schön ist unser baum gut zu begreifen
duft verführt dich lockt die frucht zu schmecken
honig aus dem blütenmund zu lecken

auf gehn uns die augen weit zu schweifen
ein geschlecht in zweige gut zu scheiden
bleiben nicht vereint ein fleisch wir beiden?
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Das Kapitel 3 aus der Genesis ist schon oft thematisches Feld von Gedichten, meistens Sonetten, aus meiner Feder gewesen.

Hier sind drei Motive bestimmend:

Zum ersten die Idee von der Verdoppelung, Verzweifachung, - veranlaßt durch die Doppelformulierungen im Text wie z.B. "Sterben, sterben wirst du nicht", eine grammatische Eigentümlichkeit des Hebräischen, wo solche Doppelungen der Verstärkung des Prädikats dienen; dann auch in dem Zusammenhang, daß da eigentlich zwei Personen, die noch nicht völlig voneinander getrennt sind, angesprochen sind; Grundidee wird aber die Doppelzüngigkeit der Schlange gewesen sein. Man müßte den Autor fragen, ich selbst bin nach so langer Zeit nur noch ein Leser, der sich in die Interpretation hineinfragt (wie bei einem fremden Text).

Zum zweiten der Grundgedanke, daß nicht die Schlange die Frau verführt, sondern der Baum. Das ist mir schon früher beim Übersetzen des Kapitels aus dem Hebräischen aufgefallen; diese Kausalität der Ereignisse ist noch immer ungewohnt, fast noch originell, auf jeden Fall erstaunlich.

Zum dritten: Das Wortspiel "ein geschlecht in zweige gut zu scheiden" - fast schon an der Grenze des Unernstes, zumal die Schlange sich jetzt auch noch mit dem Adam zu identifizieren scheint, der mit der Ischah "ein fleisch" sein will.

Ich füge nicht viel zu dem alten Mythos hinzu, sondern frage, wie gesagt, mich in die Interpretation des alten hebräischen Textes hinein. Er scheint mir noch ziemlich unausgeschöpft zu sein, vielleicht ist er unausschöpflich, wie die Quelle der vier Ströme im Garten.

Ich habe ganz vergessen, daß der Titel "adams lila shakti" ins Spiel bringt. Verrückt. Alles vergessen, alles wie neu, rätselhaft, ja: verrückt.
 



 
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