Advent

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Aufschreiber

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Es dudeln aus den Rohholzbuden
die alt bekannten Melodei'n.
Am Heißgetränkestand der Lude
lallt: "Schenk mir noch 'nen Glühwein ein!"

Nicht fernab von der Riesenkrippe
da sitzt ein stiller, kleiner Mann.
Verlegenheit erfasst die Sippe,
DEN blickt man nur verstohlen an.

Und will der Morgen eisgrau steigen
aus halb gefror'nem Marktrevier,
da hört man Rufe und es zeigen
die Leute auf ein Bündel: "Hier!"

"Es ist der Kerl vom Straßenrande!"
Ein Schweigen überzieht den Ort.
Es hofft auf's Christkind man, im Lande
doch DEN,

den trägt ein Engel fort.
 
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Lieber Steffen,

erst unlängst hab ich so ähnliche Gedanken gehabt, weil ich ziemlich genau das wahrgenommen habe, was die ersten zwei Strophen schildern (ich hatte dann versucht, es in Form eines Senryu oder Haiku zu fassen, war aber nicht erfolgreich).

"Der Kerl vom Straßenrande" - man kann ihn viel zu leicht ausblenden, ich weiß...
Gut, dass dein Gedicht ihn einmal ins Licht holt.

Verlegenheit erfasst die Sippe,
DEN blickt man nur verstohlen an.
Mich machen Bettler (also ihre Existenz) prinzipiell verlegen, denn ich kann nicht allen geben, wie ich gerne könnte und würde, und muss eine Auswahl treffen (und weiß, dass mein Beitrag den Missstand an sich nicht verbessern hilft).
Ein paar Mal hab ich versucht, welchen ein Gebäck und Heißgetränk ihrer Wahl beim nächsten Bäcker zu kaufen...damit habe ich dann leider zu oft sehr unangenehme Erfahrungen machen müssen...

Gerne gelesen!

LG,
Claudia
 

Aufschreiber

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Liebe Claudia,
ja, wir empfinden hier sehr ähnlich.
Allerdings habe ich mit dem Spenden von Lebensmitteln eher positive Erfahrungen gemacht.

Der nachdenkliche Text soll auch bewusst ein Gegenstück zum schnoddrigen „Klaus vorm Haus“ sein.

Ich freue mich, dass Du es magst.

Beste Grüße,
Steffen
 



 
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