Afghanistan

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, lieber morgenklee,

das kann man durchaus so formen: einen Katalog von Wörtern, Schlüsselbegriffen, untereinander gereiht.

Aber das läßt sich steigern, verstärken: etwa, indem Du an allen Stellen das Abstrakte, Allgemeine durch konkrete, einzelne Dinge ersetzt, die die Beobachtung fokussieren. Und alle Begriffe, für die Du kein konkretes Beispielding findest, weglassen. Selbst auf die Gefahr, daß dann kaum ein Wort mehr übrigbleibt oder die Liste auf drei Samenkörner gekürzt wird.

In der Tat fällt mir kein einziges treffliches Beispiel für eines der vielen Wörter ein.
Schon der Anfang mit "Afghanistan", und gleich schnappt die Assoziationsfalle zu: "Krieg" - das hat die Gefahr, die Beobachtung durch ein Klischee zu ersetzen. Nicht mal als Schlagzeile gut, denn es wiederholt nur den common sense.

Ich kanns nicht besser: ich hätte es nicht geschrieben. Ich war noch nie in Afghanistan ("Du!"), habe keine konkreten Beobachtungen ("Ich?"). Kenne nur die Berichte aus dritter Hand. Und das genügt mir nicht einmal für ein prosaisches Urteil, geschweige denn für ein Lied. Obwohl ich durchaus die Augen und Ohren für genaue Nachrichten offenhalte. Das Verhältnis zu den Nachbarländern z.B. finde ich hochinteressant, da bin ich hellhörig (kommt bei Dir, soweit ich sehe, allerdings nicht vor).

grusz, hansz
 

morgenklee

Mitglied
Tja, mondnein,
so kann man's natürlich auch betrachten.
Ich war auch noch nie in Afghanistan. Noch nie auf dem Mond. Noch nie in einem Haifischbecken. Aber schreiben kann man (auch ich) darüber. Und trefflich diskutieren.
Was haben wir über das Gedicht "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" diskutiert. Laut und manchmal unlauter.
Aber die lyrische Form ist neben der Äußerlichkeit im günstigsten Fall auch ein Ausloten, ein Einblick in das Wirkliche, zugleich in das Absurde und in die zum Teil verdeckten Obsessionen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"Einblick in das Wirkliche"?
Das erfordert Erfahrung der Wirklichkeit.

Das wäre das Gegenteil zur Assoziations-Klischee-Falle.

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Beisewei: Du darfst auf Analysen, die öffentlich kommen, also nicht als "spontaner Leseeindruck" oder "freie Textassoziation", durchaus öffentlich, also mit einem Klick bei "Konstruktive Vorschläge usw." antworten. Das hebt Deinen Beitrag auf die Oberkante der Seite. Glaub mir, das ist wertvoller als der Bewertungsbalken. Nutz es!
 

revilo

Mitglied
schauderhaft....eins dieser typischen Sozialarbeiterdichte (nix gegen diese Berufsgruppe)mit übermissionarischem Eifer....sprachlich auf Einzellerniveau, Hauptsache eine triefende
Gutmenschenbotschaft.....sorry , aber das war weniger als nix.....
LG revilo
 

Tula

Mitglied
Hallo morgenklee

nach der ersten Flut von Werken, erstmal tief durchatmen ...

Sowohl bei gereimtem Humor als auch bei ernsten, ungereimten Angelegenheiten sollten die Gedichte einige gedankliche Tiefe besitzen. Daran scheitert auch dieses Gedicht, so "gut" wie du es mit der "Botschaft" auch gemeint hast.

Inhalt:
der ist bekannt (auch nichts gegen einzuwenden). Das Gedicht konfrontiert die gute Absicht des zu Hilfe bereiten oder eilenden Menschen mit der tristen Realität (z.B. auf Entwicklung folgen die Mädchenschulen). Durchaus ein interessanter Aspekt.

Die eingestreuten Aufrufe stehen nicht immer im Zusammenhang mit dem vorhergehenden oder nachfolgenden Text. Beispiel:

... Mädchenschulen

Du sollst nicht!

... Völkergemeinschaft


Beim letzten Du! und Ich? sehe ich den Soldaten, der an der Kampfhandlung (der Koalition) teilnimmt und feststellt, dass er die Trauer des anderen nicht unbedingt teilt (es steht als Zweifel). Auch das empfinde ich als interessant, d.h. der (Soldat als) Helfer begreift sich mehr oder weniger deutlich als Außenstehender, auch wenn er sich immer wieder davon überzeugt, dass er ja für eine gute Sache dort ist ...

Umsetzung:
Ich sehe immer wieder ungereimte Lyrik als über mehrere Zeilen gebrochene Sätze, d.h. einfach nur Sätze, vollständige oder unvollständige. Bei diesem beschränkt es sich auf Begriffe, von den eingeworfenen Aufrufen abgesehen.
Das ginge bei einem sehr kurzen Gedicht noch durch, bei einem längeren wie diesem eben nicht.
Ansonsten enthält das Gedicht keine lyrischen Sprachelemente.


Ich gebe dem Gedicht eine 4: inhaltlich noch eine 6, Umsetzung leider 2, denn man kann noch etwas draus machen.

LG
Tula
 

MIO

Mitglied
Du sollst nicht …

Hallo Morgenklee,

Ich lese diese Gedicht nicht als Gedicht, eher als aufeinander gestapelte Wörter, die mir aus den Zeitungen ja auch täglich um die Ohren fliegen. Es geht um Afgahnistan und genausogut könnte da Syrien Türkei oder Namibia stehen (obwohl ich gar nicht weiß ob da gerade Krieg ist, aber irgendwie ist ja überall Krieg, selbst hier.) Die Wörter ergeben für mich keinen logischen Zusammenhang, müssen sie auch nicht. Allerdings fällt mir auf, dass es auch um die eigene Wikung geht, denn Gedanken und Beobachtung fallen aus dem Rahmen. So verstehe ich deine Botschaft als Anregung und das Ich, als meine Verantwortug. Es ist immer leicht mit dem Figer auf andere zu zeigen und zu sagen Du sollst, du sollst nicht. Am Ende kommt es allein auf mich an und auf die Frage Wer will ich sein? Einer der tötet oder ein Friedensstifter. Du liest, dein Gedicht hat mich zum Nachdenken angeregt und so sollte es sein.
Friedvolle Grüße MIO
 

morgenklee

Mitglied
audiatur et altera pars

Donnerwetter!
revilo, Deine Kritik erinnert mich an so manches Foren-Geplänkel hier und anderswo.
Wenn irgendwo ein Huhn ein Ei legt, dann fängt irgendwo ein anderes Huhn an zu gackern.
MfG
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
oh my god!

Ich lese diese Gedicht nicht als Gedicht, eher als aufeinander gestapelte Wörter, die mir aus den Zeitungen ja auch täglich um die Ohren fliegen. Es geht um Afgahnistan und genausogut könnte da Syrien Türkei oder Namibia stehen (obwohl ich gar nicht weiß ob da gerade Krieg ist, aber irgendwie ist ja überall Krieg, selbst hier.) Die Wörter ergeben für mich keinen logischen Zusammenhang,
ach so, deshalb die 10.

Das nenne ich "logischen Zusammenhang", durch die Tat verwirklicht.
 

morgenklee

Mitglied
Afghanistan / Lyrische Anmerkungen

Hallo Tula,

so kann man das sehen! Der ein oder andere Einwand gegen das Gedicht ist wohl begründet. Doch Lyrik ist mehr als nur eine rationale "Welt-Erklärung".

Adorno hat ja mal formuliert: Nach Auschwitz dürfe man keine Gedichte mehr schreiben. Dieser Satz hatte seinerzeit - für einen Moment - in der "Weltgeschichte" eine trffliche Begründung und damit auch eine gewisse Berechtigung. Doch zugleich muss dieser Forderung widersprochen werden: In welcher Form man einen Gedanken vorträgt oder niederschreibt, ist eigentlich egal.

Ob ich z.B. für Erdogans angedachte "Präsidial-Türkei" oder eben dagegen bin, müsste ich klar formulieren, wenn ich möchte, dass man mich - vis-a-vis - versteht. Ob die Böhmermann'sche Schmähkritik mehr als nur eine "Verbalinjurie" ist, wird bis heute angeregt diskutiert.
 

revilo

Mitglied
Hallo morgenklee, ich kann leider mit Deinem Kommentar nichts anfangen......aber ich versichere Dir: Ich bin durchaus in der Lage ein Gedicht eigenständig zu beurteilen......

LG revilo
 

Tula

Mitglied
Hallo morgenklee

vielleicht jetzt doch noch ein Nachtrag.

Jede Meinung hier ist nicht mehr als die eines einzelnen Lesers. Du kannst diese berücksichtigen, wie du willst, es geht nicht darum, recht zu behalten.

Aber bitte relativiere auch nicht ernsthaft gemeinte Beiträge, ohne auf diese in irgendeiner Form einzugehen.
Der ein oder andere Einwand gegen das Gedicht ist wohl begründet.
Das klingt so nach "du hättest dir die Mühe auch sparen können..."

Im übrigen schreibe ich nichts 'gegen' ein Gedicht, sondern 'über' ein Werk, und vor allem 'für' seinen Autor!

damit er es liest, reflektiert und mir dann mit einem durchdachten Kommentar antwortet.

Dem Rest deiner Antwort mag ich zustimmen oder nicht; er hat aber herzlich wenig mit meinem Kommentar zu deinem Gedicht zu tun. Vielleicht waren die 20 Minuten ja doch umsonst ...

Nichts für ungut

LG
Tula
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Morgenklee,

„Moralingedichte“, Gedichte, die konkretes Zeitgeschehen thematisieren , messen und bewerten, wie du es mit dem fünften respektive sechsten Gebot tust haben immer ein Problem durch ihre Generalisierung.
In meiner poetischen Welt, soll heißen im Gedicht muß dieses eben über das Richtige der Wahrnehmung auf etwas besonderes dahinter weisen. Das gelingt dir nicht.

Der gewählte Ansatz mit der Verkürzung des Gebotes, also eines sich in sprachlicher Auflösung befindenden, hat einige Relevanz.

Die Stichworte stechen aber nicht. Das plakative ist eben keine „besondere“ Wahrnehmung. Die Worte verschlucken sich ob ihrer Größe selbst.

Spannend wäre es, wenn sich die SCHLAGworte als Einzelheiten durch die Strophen zu einer anderem Lesart fügten.

Ich versuche mal ein wenig aufzuzeigen:

Titel :

Das fünfte Gebot

Du sollst nicht töten

den Menschen
Souveränität

Du sollst nicht

Hinschauen


Du sollst

den weg schauen

Du

Hier breche ich ab, weil ich feststelle das es mir nicht gelingt
.
Aber vielleicht siehst du was ich meine...

Lg
Ralf
 

morgenklee

Mitglied
Stapelnde Worte

MIO

Dein Bild von den "aufeinander gestalpenden Worten" hat mir sehr gut gefallen.
Merkwürdig ist doch nur:
In der Welt der Lyrik beginnt man sozusagen von oben nach unten zu stapeln. Mit Apfelsinenkisten macht man es im Allgemeinen doch eher umgekehrt.
Was will ich damit sagen? Eigentlich will ich nur den Einwurf wagen, dass Lyrik nicht immer logisch sein muss, dass Lyrik zuweilen missverstanden wird, dass Lyrik aber auch durch die Form sehr präzise sein kann. Aber eben auch Assoziationen entwickelt, die den Ästen und Trieben an den Baumstämmen ähnlich sind.

Übrigens: "Du sollst nicht..." oder "Du sollst..." sind ja lediglich die verkürzten Zwischenzeilen des x Gebotes.

Danke für Deine detaillierten Zeilen!
 



 
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