Ahnenforschung

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Klaus K.

Mitglied
Ahnenforschung

Man sollte wirklich nicht zuviel Ahnenforschung betreiben. Es führt auf die falsche Spur, gegen geringes Geld die Familiengeschichte zurückzuverfolgen und aufzurollen.
Manche brauchen das aber ganz offensichtlich. Es ist ihr Quell der Inspiration, ihre Daseinsberechtigung. Für ein paar Euro dann zu erfahren, dass irgendwo eine Cousine siebten Grades halt irgendwann mal einen unehelichen Sohn von Friedrich Schiller geheiratet hatte. Und schon ist er da, der Bezug! "Hab ich's doch gewusst!" ertönt der Jubelruf aus der neuen Selbsterkenntnis! Denn dieser ehemalige Dichter-Sprössling weist ja die Spur aus der Ahnengalerie angeblich bis hin zum jetzt derart Beglückten. Und der spürt, wie sich die Weitergabe eines Teils der genialen Gene nun exakt bei ihm manifestiert, ja inzwischen sogar bereits fest konzentriert hat. Ans Werk, die literarische Welt wartet bereits!

Schiller also, war doch klar! Daher diese Begabung, dieses Verlangen, diese unbändige Gier, andere Menschen auch mit Gedichten zu beglücken! Selbst wenn die nur aus insgesamt 14 Wörtern bestehen, dann bringt eben die gewählte Form den fehlenden Inhalt! Ein freier Geist braucht Platz!
Mehr Zeilen, pro Wort nur eine einzige Zeile, das wirkt! Dazu dann richtig fette Leerzeilen, selbstverständlich auch nach jedem Wort. Das unterstreicht die Bedeutungsschwere des Textes!
Die unendliche Tiefe des marginalen Buchstabengeflechts wird schon ihre Liebhaber finden. Da steht zwar nicht mehr drin, als dass morgens die Sonne aufgeht und abends wieder verschwindet, aber die Farbgebung, diese gewählte Farbgebung! Ist der Autor nicht eigentlich auch mit diesem Franzosen Claude Monet verwandt, irgendwie vielleicht doch? Schwarz und weiß, denn das sind die textlich gewählten Farben dieser untergehenden Sonne! Zwei von 14 Wörtern, inklusive des Titels, aber welch unerhörte Substanz! Da werden wieder einige selbsternannte Experten vor Ehrfurcht im Staube kriechen, die dann begeistert die unglaublichsten Jubel-Interpretationen liefern!
Ohne diese Phalanx, dieses Bollwerk gegen die Ignoranz, kann ein Genius nicht existieren. Wahre Könner brauchen eben Kenner, es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

Was höre ich? Den Klang der Glocke! Schiller? Nein, die Kirche ist aus! Der letzte Gesang wabert noch herüber.
"Mein Gott, verschone uns...."
 
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Hagen

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Geschätzter Klaus,
bei der Lektüre dieses brillanten Textes fiel mir Fräulein Lieblich ein, meine Lehrein, die behauptete Rainer Maria Rilke in ihrer Ahnenreihe zu haben und entsprechend zu Dichten genötigt war wie:
Summ summ summ
Bienchen summ herum!
Flieg zu einem Blümelein,
sammel' dort den Nektar ein!
usw.
Als ich erwähnte mit Charles Burkowsky irgendwie verwand zu sein, hatte ich bei ihr verschissen ...


Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleibt schön fröhlich, guter Dinge, gesund und munter, weiterhin positiv motiviert, negativ getestet und stets heiteren Gemütes. Den'k dran, bei diesem schönen Wetter nicht zu wandern, da Wandern mit Landstreicherei gleichzusetzen ist!
Herzlichst
Yours Hagen
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Bedenke: Nichts endet wie geplant!
 

Klaus K.

Mitglied
Hagen,

deine Kommentare sind nicht für mich ein Quell der Freude! Und, zu Herrn Bukowsky: Eine ganz harmlose Fortsetzung findet sich bei T.C.Boyle (z.B. "Good Home Stories"), der die amerikanische "Seele" exzellent darstellt. Und zur Deutschlehrerin, selbst für den Fall, dass ich das schon einmal erwähnt habe: Quizsendung, gaaanz entspannte Atmosphäre, kein Zeitdruck: "Wer oder was ist Ringelnatz?" lautete die Frage. Drei Antworten zur Auswahl, deutscher Dichter, Wiesenblume, oder ein neues Luftschlangen-Produkt (oder so ähnlich)?
Die Heldin der Oberstufe an Gymnasien für das Fach "Deutsch" antwortete sofort. "Wiesenblume!" , vorgetragen mit dem Brustton der Überzeugung. Summ, summ summ ....

Mit Dank und Gruß, Klaus
 

Hagen

Mitglied
Geschätzter Klaus,
> deine Kommentare sind nicht für mich ein Quell der Freude! <
für wen denn dann?

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleibt schön fröhlich, guter Dinge, gesund und munter, weiterhin positiv motiviert, negativ getestet und stets heiteren Gemütes!
Herzlichst
Yours Hagen
________________________________________________
Bedenke: Wenn du das Licht am Ende des Tunnels erkennst und diesem zustrebst,
wirst du, nachdem eine Rückkehr unmöglich ist, erkennen,
dass es sich um das Licht eines sich schnell nährenden D-Zugs handelt!

Merke: In Eisenbahntunnels sind keine Notfallbuchten vorgesehen!
 

Klaus K.

Mitglied
Hagen,

du hast hier einen völlig überarbeiteten Dichterfürsten vor dir! Dem Meister aller Klassen rutscht in der Hektik schon mal ein Wörtchen weg, er ist zudem verheiratet, muss diversen Anweisungen folgen, den Müll rausbringen, ein Gläschen Schampus servieren weil die Schwägerin da ist, kurzum, er ist das beste Beispiel dafür, warum Männer nicht so alt werden wie Frauen. Und dann rutscht ihm das "NUR" weg, im "nicht NUR für mich".
Gnade bitte! Es war ohne Arg geschrieben, ohne Hintergedanken an meinen wahren Freund im Geiste! Mit Gruß, Klaus
 



 
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