AIDS

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Omar Chajjam

Mitglied
AIDS

Woher kommt denn der feindliche Überfall im Gewand der schrecklichen Erkrankung? Er kommt offensichtlich aus der Natur. Sie schlägt zurück gegen die selbstherrlichen Menschen! Die Schöpfung ist verletzt und bäumt sich auf gegen ihre Peiniger.

Die Schöpfung Gottes hat ja ihre Ordnung und diese ist offenbar empfindlich gestört. Eine Sache, die sehr schwer wiegt: Die Schöpfungsordnung sagt nein zum außerehelichen Geschlechtsverkehr der Menschen!

Die Schöpfung Gottes tritt an die Stelle Gottes und seiner Zeugen. Sie sagt: Du sollst nicht ehebrechen! Wenn aber jemand die Ehe bricht, sollen beide des Todes sterben, Ehebrecher und Ehebrecherin!“ 2.Mose 20,14.

Die Natur geht aber noch einen Schritt weiter. Sie ist nicht so barmherzig und langmütig wie Gott und seine Propheten. Sie lässt nicht lange mit sich markten, sondern leitet ohne Zögern die Vollstreckung des angedrohten Gerichts ein: Sie setzt die todbringenden Viren in Umlauf.
 

Andrea

Mitglied
2 von 10 Punkten

Der Text liest sich wie eine Beschreibung, eine Feststellung. Das liegt vermutlich an der gleichlautenden Syntax: fast immer baust du klassische SPO-Hauptsätze, wenig Nebensätze, dazu auch noch wenig Abwechslung in der Wortwahl. Gut, mag Absicht gewesen sein, aber als Satire empfinde ich es als sehr schwach (wo bleibt der Biß? Du hast eine These, die du lediglich darbringst - sonst nichts. Als Autor stehts du aber in einer gewissen Bringepflicht!)

Unter Sonstiges vielleicht besser aufgehoben - obwohl es auch da eher langweilig als bissig, eher trocken als mitreißend wäre.
 
G

Gegge

Gast
Hallo Omar,

Ich weiß nicht ob Andrea etwas von Karl Kraus gehört hat - ich habe es jedenfalls bislang nicht!
Ist das eine Vorraussetzung dafür, daß man diesen Text als Satire auffassen kann?
Jedenfalls gebe ich Andrea recht (in allem was Sie zu deinem "Beitrag" gesagt)

Aids kommt übrigens ursprünglich aus einem Land, in welchem die Vielweiberei durchaus kein verbrechen ist!
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter:
Daß der Vatikan Verhütungsmittel (Präservative) als Sündhaft hingestellt hat, macht es nicht gerade einfacher dieses Problem zu bekämpfen.

Gruß
 

Omar Chajjam

Mitglied
Es sieht so aus, als ob dieser Form der Kontext "Satire" nicht reicht.

Also jetzt die veränderte Version

Im Krankenhaus in H. fand ich neben dem Bett einer Schwerkranken die Schrift "Schutz vor Aids: Treue in der Ehe". Ich steckte sie in meine Jackentache. Am Abend hab ich sie dann gelesen. Verkürzt gebe ich sie hier wieder:

Ursprünglich veröffentlicht von Omar Chajjam
AIDS

Woher kommt denn der feindliche Überfall im Gewand der schrecklichen Erkrankung? Er kommt offensichtlich aus der Natur. Sie schlägt zurück gegen die selbstherrlichen Menschen! Die Schöpfung ist verletzt und bäumt sich auf gegen ihre Peiniger.

Die Schöpfung Gottes hat ja ihre Ordnung und diese ist offenbar empfindlich gestört. Eine Sache, die sehr schwer wiegt: Die Schöpfungsordnung sagt nein zum außerehelichen Geschlechtsverkehr der Menschen!

Die Schöpfung Gottes tritt an die Stelle Gottes und seiner Zeugen. Sie sagt: Du sollst nicht ehebrechen! Wenn aber jemand die Ehe bricht, sollen beide des Todes sterben, Ehebrecher und Ehebrecherin!“ 2.Mose 20,14.

Die Natur geht aber noch einen Schritt weiter. Sie ist nicht so barmherzig und langmütig wie Gott und seine Propheten. Sie lässt nicht lange mit sich markten, sondern leitet ohne Zögern die Vollstreckung des angedrohten Gerichts ein: Sie setzt die todbringenden Viren in Umlauf.
Sie war von einem Pfarrer Richard Neumaier verfaßt und vom Evangelischen Diakonissenring herausgegeben. Ich habe sie in kleine Schnipsel zerrissen und dabei an das Leid der kranken Frau K. gedacht. Glücklicherweise essen Pfarrer auch Rindfleisch.

Gruß
Omar
 

George Polly

Mitglied
Da haben wir also den Gläubigen -
den echten Christen, der wohlwissend
um seine eigene Reinheit (hat niemals
gesündigt etc.) andere verurteilen
darf, kompromißlos, mitleidslos
und rechtend.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass
diesen Text wirklich jemand veröffentlicht hat,
und sei es auch nur ein Flugblatt.
Er ist so unglaublich widersprüchlich,
wie ich noch nie etwas gelesen habe:

"...offensichtlich kommt er aus der Natur..."
"selbstherrliche Menschen" - wer ist selbstherrlicher
als dieser Pfarrer, der dermaßen verurteilt?

"Die Schöpfung Gottes hat ja (so) ihre Ordnung"-
süffisant, oder?(Erinnert mich ein wenig an Rüdiger Hoffmann)

und dann die Rechterei und die direkte Interpretation
von Aids als "Strafe", das erinnert mich an den
unfehlbaren Papst, der "grün" zu einer roten Tür
sagt.
Und dann kommt unser Paster doch nicht umhin, seine wahren
Gefühle rauszulassen:

"So sterbt also des Todes, ihr Ehebrecher (und Schwuchteln)
und wie gut, das die Natur noch unbarmherziger ist als
Gott - jaa, brennt, ihr Sünder, brennt!"

Ich finde, dieser Text muß wirklich
mit seinem Hintergrund in die Satire.
Eindeutiger kann Menschenverachtung
nicht sein, das ist wirklich traurig.
 
G

Gegge

Gast
Hallo Omar,

Das war knapp! Ehrlich gesagt hatte ich Dich schon in dier Schublade "religiöser Spinner" gesteckt!

Vielleicht hättest DU von Anfang an dazuschreiben sollen, daß es KEIN Text von Dir ist auch wenn Du ihn hier unter Satiere gepostest hast (weil die Rubrik "makaber" fehlt?)


aber noch mal nachgefragt: was hatt das mit Karl Kraus zu tun? (= Österreichischer Schriftsteller und Publizist,
; kämpfte in seiner Zeitschrift "Die Fackel" (1899-1936), als Kulturkritiker und Sprachreformer gegen politische, wirtschaftliche, moralische und künstlerische Missstände; Werke: Die letzten Tage der Menschheit; Worte in Versen; Briefe an Sidonie

Gruß
 

Omar Chajjam

Mitglied
Ist noch nicht so lange her, ein paar Jahre, da wurde der Text "Die Mütter" von Karl Kraus für den Schulunterricht verboten, weil er angeblich kein Beleg für Satire war und für Jugendliche als nicht geeignet schien. In die gleiche Kategorie wurde übrigens der Liebesversuch von Alexander Kluge eingestuft. Satire ist halt viel mehr als ein humoristischer Gag. Es sind auch schon eine ganze Menge dabei umgekommen.

Gruß
Omar
 

Omar Chajjam

Mitglied
Die Quelle des Ursprungstextes lautet

Mut zum Christentum Nr 16
Schutz vor Aids: Treue in der Ehe

und ist zu beziehen bei
Evangelischer Diakonissenring
Schriftenmission
Elsa-Brandström-Strasse 10
7430 Metzingen

Sie liegt in vielen Krankenhäusern zur Mitnahme aus.
 

Omar Chajjam

Mitglied
Satire ist die Verzerrung bestimmter Erscheinungsformen der Realität, indem der Satiriker sie lächerlich macht, komisch oder grotesk, mit dem Ziel ihrer Veränderung. Stellt der Satiriker einen beliebigen Text, der an sich schon grotesk ist, in einen satirischen Zusammenhang, schafft er dadurch eine Satire. Ergo ist dieser Text eine Satire.

Gruß
Omar
 

Andrea

Mitglied
... mag sein, aber nur, wenn der Leser weiß, daß der ursprüngliche Verfasser das alles ernst gemeint hat! Und dem war bei deiner Veröffentlichung nun mal nicht so.

Jedenfalls kapiere ich jetzt den schlechten Stil..
 
Satire

Hallo Omar,

der Text ist m.E. weder lächerlich noch komisch - allerdings grotesk - wenn das Original nun schon grotestk ist, wo ist dann bitte der satirische Zusammenhang, in den du diesen Text hinein"geschnipselt" hast?

Etwas unverständlich, vielleicht aber auch aus einem Mißverständnis heraus, dennoch mit bestem Gruß

Birgit
 

Omar Chajjam

Mitglied
Satire ist vor allem auch grotesk siehe Dürrenmatt: Die Physiker, Karl Kraus: Die Mütter.

Ich habs mal rausgesucht ohne den Anspruch der Wissenschaftlichkeit und nur, weil mir um meine Satire geht. Die Diskussion um die These, daß Krankheit als Gott gewollt gilt (Geißel Gottes) wäre mir allerdings wichtiger gewesen. Aber das ist natürlich nicht das Forum hier.

Humor, Satire und Groteske

Humor - was ist das ?
Humor erleichtert uns das tägliche Leben, baut Hemmungen ab und ist Mittel unserer Kommunikation.
Der Begriff „Humor" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Feuchtigkeit". Insbesondere im Mittelalter war die Auffassung weit verbreitet, daß die Säfte des Körpers das menschliche Wesen und ebenso seine Stimmung bedingen. Heute hingegen verstehen wir unter „Humor" jedoch meist eine heiter gelassene Gemütsstimmung. Kurz gesagt: gute Laune ! So wird „Humor" als eine seelische Grundhaltung angesehen, die in den Mißständen des Lebens menschliche Unzulänglichkeiten erkennt und lachend verzeiht. Der Begriff „Humor" ist allerdings auch eine Bezeichnung für eine Dichtungsform, die komische Inhalte verarbeitet.

Satire

Auch die Satire greift das Komische auf, jedoch nicht auf gleiche Art wie der Humor.
Die Satire zeichnet sich mehr durch eine ironisch-aggressive Form, bei der Spott und Witz meist menschliche Schwächen lächerlich machen und kritisieren. Der Begriff „Satire" kommt aus dem Lateinischen und stand damals für eine Schüssel mit Früchten, die den Göttern dargebracht wurde. Die literarische Zeitkritik betreffend existiert die Satire seit der der griechischen und römischen Antike in ihrem heutigen Sinngehalt. Übertreibung, Verzerrung bis ins Lächerliche und Groteske und die Überbetonung negativer Aspekte dienen also als Stilmittel.

Die „Groteske" steht für Merkwürdigkeit, Überspanntheit; sie ist wunderlich und phantastisch; sie stellt das Paradoxe und damit auch die Wirklichkeit dar, so daß Mißstände unserer Zeit verdeutlicht werden. Aufgrund dieser Merkwürdigkeit kann es sowohl Lachen als auch Grauen hervorrrufen. Allgemein kann man sagen, daß sie eine Art des Komischen besitzt, denn etwas Unvereinbares wird nebeneinandergestellt. Ebenso werden individuelle Eigentümlichkeiten verzerrt oder sogar bewußt übertrieben, um der Erkenntnis Willen.


Für alle, die sich mit dem Begriff Satire und nicht mit dem Text auseinandersetzen, die sich fragen, ob das hier Literatur ist, habe ich das noch mal rausgesucht,

So gesehen sind die viele Satiriker Humoristen (Kishon) und viele, die für ernsthaft oder ich im besonderen Fall hier polemisch, gelten Satiriker

Gruß
Omar
 

Omar Chajjam

Mitglied
Lieber Bignose,

vielleicht solltest Du Dir doch mal die Mühe machen, die Kommentare durchzulesen. Es geht tatsächlich nicht nur um den Inhalt. Ich habe ihn zwar deshalb hier reingesetzt, weil ich ihn zum Kotzen finde. Es geht aber auch um den Satirebegriff, weil seltsamerweise die Leute glauben, daß man über Satire lachen müßte und hier im Satireforum seitenweise lustige Schwänke veröffentlichen. Ich nenne mal noch einen von den Beleg für meine These, noch einen, Wolfgang Neuss war nie komisch, wenn er am besten war. Er war aber ganz sicher einer der guten Satiriker.

Aber vermutlich predige ich hier in der Wüste.

Gruß
Omar
 

George Polly

Mitglied
Ach laß sie doch.
Ist doch nur eine formale Sache.
Bestimmt hätten die meisten auf den
Text genauso reagiert wie du, wenn
sie ihn neben einer Kranken gesehen
hätten.
Dass ihnen nicht bewußt ist, welche
Bandbreite Satire umfaßt, würde ich
ihnen nicht zum Vorwurf machen,
auch Leuten wie bigi nicht -
kommt natürlich schon ziemlich
doof rüber, aber auf seine Kosten,
wie ich finde.
Tschüss
 

Andrea

Mitglied
Lieber Omar,

du hast Recht. Eine Menge hier ist humoristisch, nicht satirisch. Einige glauben, Satire müsse harmlos sein. Muß sie nicht. Aber das ist auch nicht so wichtig.

Dennoch ist der Text kommentarlos hier falsch. Er ist - so bitter das klingt - Realsatire. Realsatire in einem künstlichen Kontext ist allerdings verfehlt.

Ach, und bist du sicher, daß Satire nicht vom Sartyrspiel kommt?

Gruß
 
Hallo Omar,

"Für alle, die sich mit dem Begriff Satire und nicht mit dem Text auseinandersetzen, die sich fragen, ob das hier Literatur ist, habe ich das noch mal rausgesucht."

Wir können uns natürlich über den Begriff Satire auseinandersetzen (in deinen Definitionen hast du sicherlich recht) - aber getrennt von deinem Text?

Kehre ich zu diesem zurück, schließe ich mich Andrea an, die dir mit "Realsatire" ein wenig entgegenzukommen sucht.

Gruß Birgit
 

Omar Chajjam

Mitglied
Bei allen Textfragen ist der Kontext wichtig. Hätte das Faltblatt irgendwo in einer ländlichen Kirchengemeinde vor sich hingedämmert, hätte ich das nicht ernst genommen. So lag es aber in einem großen Krankenhaus hundertfach öffentlich aus und ich habe es inzwischen in mehreren Krankenhäusern gefunden. Wie wird sich ein Aidskranker wohl fühlen, solches zu lesen. Es könnte ja sein, er ist gläubiger Christ und stirbt gerade. Ich möchte das gar nicht bis Afrika ausdehnen. Die Groteske kann man oft in so Sätzen hören wie:

Erna:
Guck mal dort, ein Neger! Also ich könnts nicht mit einem Neger. Die haben doch alle Aids. Das kommt davon, weil die Neger die freie Liebe praktizieren.

Anna:
Im Ausland gibts viel Aids. Herrmann hat mir erzählt, daß es auch in Thailand viel Aids geben soll. Aber in Thailand sinds doch eh nur die Prostituierten. Schlimm ists nur daß sich da deutsche Männer anstecken können.


Von mir aus heißt das Realsatire. Ich kann nicht drüber lachen. Ich bekomme sogar Angst.

Gruß
Omar
 



 
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