Hallo Prosa,
vielen Dank für die einfühlsame Beschäftigung mit dem Text. Um das gleich klarzustellen, ehe sich einem evtl. vorbeikommenden Flamencokenner die Nackenhaare sträuben - es gibt m.W. unter den verschiedenen Flamenco-Tanzformen keinen richtigen Formationstanz, sondern hauptsächlich Formen des Solotanzes und einige Paartänze. Aber natürlich werden Anfängerinnen, die sich an ein Solo nicht trauen, ihre Kunst zunächst in Formation zeigen.
Die Alegría - das habe ich aus dem Text gestrichen, weil es mir als Zuviel an Info erschien - hat traditionell nach dem fröhlichen "tiriti-tan"-Beginn einen Moll-Mittelteil, der "silencio", Stille, genannt wird. Davor liegt eine Zäsur mit dieser sanften, balletthaften Verneigung, die etwas von innerer Einkehr hat - man kann das natürlich unterschiedlich tanzen; ich kenne es so.
Warum gerade diese Elemente in einem Tanz, der "Freude" heißt? Vielleicht weil dem Flamenco generell ein Element des Trotzes, des Protestes anhaftet (siehe Kersten Knipp) und die Freude demgegenüber in innerem Rückzug, in Selbstversenkung besteht, ohne den Zwang, laut sein zu müssen?
Ich bin keineswegs Expertin; es sind Gedanken, die mir beim Zuschauen kamen. Und wichtig war für mich auch, dem Bedürfnis, mit der Kunst allein zu sein, eine Stimme zu geben.
Vielleicht erinnert sich noch jemand an Sauras Carmen-Film, in dem der Meister Antonio Gades ganz für sich allein im Übungsraum seines Privathauses tanzt, nachdem seine Freundin ihn verlassen hat.
Was die Bulería angeht - es ist ja ein Charakteristikum vieler Flamenco-Formen, sich nicht eigentlich dem Publikum zuzuwenden. Das dürfte jeder wohl jeder empfunden haben, der beim Flamenco zugesehen hat. Aber es ist nicht dasselbe, ob man dieses Für-sich-sein-Wollen als Showelement beim Vortanz einsetzt oder, allein tanzend, wahrhaft umsetzt. Daher auch meine trockene Behauptung, Bulería heiße Schwindel - das ist keineswegs abgesichert, es ist kein spanisches Wort (vielleicht andalusisch?).
Die Kleinigkeit mit den Nägelchen ist schon korrekt. Es sind richtige Nägel, die nachträglich in die Absätze und Spitzen der Schuhe eingeschlagen werden, damit es richtig knallt.
Danke nochmal und einen herzlichen Gruß an alle Spanien-Liebhaber
Zefira
ps. eine inhaltliche Interpretation der Nägelchen ist natürlich auch korrekt ... ich sah kürzlich in einer Fachzeitschrift zum Thema Tanz einen Cartoon: Der Flamenco-Gitarrist hatte eine dem weiblichen Körper nachgebildete Gitarre im Arm - die Tänzerin trat einen männlichen Körper unter ihre Füße. So meine ich es natürlich nicht, aber vielleicht ein bisschen ähnlich ...