Stefan Sternau
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24
Eines Nachmittags ging Frank zusammen mit Yvonne an der Buchhandlung Harmonia, jetzt Positiv-Buchhandel vorbei, in der seinerzeit seine Positiv-Karriere angefangen hatte. Ganz vorne im Schaufenster stand ein Buch, auf dem in großen, goldenen Buchstaben prangte: "Positiv in 30 Tagen. So werden sie zum Supermenschen!" Daneben hing ein Werbeschild mit der Aufschrift: "Hier ist das lange erwartete neue Buch vom Erfolgsautor 'Montag'. Es verrät Ihnen das wahre Geheimnis des Positiven Denkens."
Frank zuckte zusammen, sein linkes Ohrläppchen kribbelte und er zupfte mit der rechten Hand daran. Da war er wieder, der alte Kitzel. Eine Sekunde fühlte er den Impuls, sofort in die Buchhandlung reinzugehen und das Buch zu kaufen. Er holte tief Luft und drückte Yvonnes Hand ganz fest. Dann lächelte er, denn er spürte: „Nein, ich bin darüber hinweg, ich glaube dieses Lügenmärchen vom Positiven Denken nicht mehr, und ich brauche ein solches Buch auch gar nicht mehr. Ich bin zufrieden.“ Er schaute lächelnd zu Yvonne, und sie lächelte zurück, sie hatte auch ohne Worte verstanden, was in ihm vorging. Frank fing an zu lachen, laut aber herzlich, und Yvonne stimmte in sein Lachen ein.
Ein älteres Ehepaar ging an ihnen vorbei. Die Frau guckte verstohlen zu Frank hin und sagte leise, aber hörbar zu ihrem Mann: "Wie der lacht, das ist bestimmt auch so ein Positiv-Denker." Frank fiel Yvonne um den Hals, und sie lachten und lachten, bis ihnen die Tränen übers Gesicht liefen.
E N D E
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Zum Abschluss
Damit ist Franks „Reise des Helden“ beendet. Ich danke den Leser/innen, die bis zum Schluss dabei geblieben sind. Hoffentlich haben Sie sich amüsiert, aber auch Neues über Wege und Irrwege der Psychologie erfahren, jedenfalls Denkanstöße bekommen.
Allerdings war die Resonanz auf meinen Text doch geringer als erwartet; er wandte sich zuerst an die Zielgruppe der speziell psychologisch interessierten Leserschaft – und die ist bei der LL anscheinend „überschaubar“.
Ich habe bei „All He Needs Is Love“ bewusst eine Verbindung von Unterhaltung und Information, nämlich Information über Psychologie bzw. Esoterik gesucht. Aber vielleicht hat das vielen nicht so gefallen, hat sie die Synthese von erzählender und sachlicher Schreibweise nicht überzeugt.
Wie dem auch sei: Ich überlege, den Text in einem anderen Rahmen - für ein psychologisches Klientel - zu veröffentlichen. Daher werde ich „All He Needs Is Love“ wahrscheinlich nicht dauerhaft in der Leselupe stehen lassen.