Alles fließt (gelöscht)

G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo
und ein herzliches Willkommen auf der Lupe.
Du hast mit deinem Einstiegswerk ein schweres Thema aufgegriffen. Bin neugierig auf die Kommentare zu deinem Werk.

LG Franka
 
A

Akirakur

Gast
Alles stockt durch den Tod

Ich wünschte, ich könnte all das aufschreiben, was diese Geschichte mir beim Lesen an Gefühlen und Gedanken bescherte. Aber ich kann nicht. Der Text ist derart fulminant in seiner Wirkung, großartig in der Struktur und von einer unglaublichen Bildästhetik, dass ich nichts davon zerreden will. Es ist dies einer der besten und beeindruckendsten Texte, die ich bis dato gelesen habe. Ich glaube, es war Schwerstarbeit, ihn zu schreiben, desgleichen, ihn zu lesen.

Gruß
Akirakur
 
K

KaGeb

Gast
Hallo eenemenetekel,

ein beeindruckendes Werk als LeLu-Einstand. Herzlichen Glückwunsch dazu! Das ist großes Kopfkino mit sehr hohem Anspruch, ich bin begeistert.
Ein paar Ideen hätte ich. Vielleicht kannst die eine oder andere verwenden:

Der Regen spült die Toten aus der Erde in den Rinnstein. Auf diesem Fluss [strike]segeln[/strike] [red]schwimmen[/red] Aschegräber[strike], die[/strike] [red]als[/red] Inseln vergangener Formen. [strike]Durch diese[/strike] M[red]it dem[/red] Wasser treibt Vergessen. In diesem Schlamm liegt mein Kopf, trunken von bösen Träumen, von Herzblut, oder anderen Säften... im Zweifel [strike]war es[/strike] Alkohol. Mein Kopf [strike]– vermittels des trockenen Halses an einen Rumpf gebunden,[/strike]
[blue]diese Formulierung passt m.M.n. zum bisherigen Schreibfluss[/blue]
daran weitere Glieder, die zu bewegen ich einst in der Lage war. Der Friedhof schläft und ich kann es nicht. [strike]Mit[/strike] [red]Trotz [/red]Augen, mäßig offen, bleibt es Nacht.
Sehr trübe, sehr lange. Aus stinkendem Rachen kriecht Galle[strike], bitter,[/strike] in Schüben. Erbrechen und Regen. Und regen kann der Leib sich nur in Krämpfen [strike]und[/strike] ich noch immer nicht mich.

Der Absturz war vorherbestimmt und hoch der Punkt gewählt zum Niedergehen. Nicht Schweben[strike],[/strike] noch sanftes Gleiten – ein rasender Fall, ein tiefer. Ein Aufschlag zwischen [red]den[/red] Grüften. Und könnte ich denken, erschiene es mir passend. Würde ich [strike]aber[/strike] [red]dann[/red] immer noch denken, wäre ich nicht hier und nichts mehr zu ertragen. [blue](Cut = Neue Zeile) [/blue]
Der Rausch ist rettender Instinkt, und was rauscht, das Wasser aus schweren Wolken, die Straße und immer öfter die Leere in unseren Schädeln. Die Glocken schlagen sich gegenseitig tot, draußen in der Dunkelheit. Die Flut schwemmt alles auf und weg. Ich begrüße sie lachend, schaudernd, nichts erkennend und längst nichts mehr verbergend.
[blue]Ein fantastischer Absatz![/blue]

Unter dem Kreuz ist man sicher, sage ich mir und sage ich dir, die du neben mir liegst. Das Kreuz markiert einen festen Punkt. Hier ist dein Haar mit dem meinen verflochten. Wir atmen das gleiche Wasser; wir schwimmen in den gleichen unverdauten Debakeln. Zwei Reste von... Leben – ist auch nur ein Wort – gegen all den Tod ringsum, und du allein noch bunt in zerfließender Tünche.
[blue]Tünche ist nach meiner Auffassung bunt, vielleicht:[/blue]
[red]... und du allein noch bunt. [/red]

Wie schön du bist!, hörst du nicht [strike]und[/strike] [blue](Punkt und dann "Würdest ..." als Neuer Satz)[/blue] würdest es mir ohnehin nicht glauben. Mit schwarzen Tränen keinen Blick für den Tag. [blue](Cut)[/blue]
In der Nacht erst, wenn überhaupt, ziehen wir weiter. Nach Süden sollte die Reise einst gehen. Viel tiefer hinab führte sie dann tatsächlich. [blue](Cut)[/blue] Es muss[strike]te[/strike] Sonnenschein gefunden, es [strike]wollte[/strike] will Sonnenschein geschaffen werden. Seine Form [strike]war[/strike] [red]ist[/red] bereits grob aus den Zellen geschlagen, aber [strike]zerfloss[/strike] [red]zerfließt[/red] wieder, [red]wie[/red] damals im Tankstellengebüsch... [blue]Ich finde diesen Absatz im Präsens besser, da ja die Suche eigentlich noch immer aktuell ist ...[/blue]

Eene mene Mutterkuchen fiel dem Würmchen ins Gesicht, weinte nicht, war tot – der Regen ist unser Zeuge. Alles, alles fließt, und dies zu jener Stunde zu früh aus dir heraus, zu schwach, zu blau, zu schweigend – unfertig. Es hatte alle Worte mitgenommen, wir fanden danach keine neuen mehr. Nichts, was zu sagen noch übrig wäre, nichts darf das je berühren. Ich fass dich an und spür dein strömendes Blut, dasselbe [strike]wie das[/strike], in [strike]welchem[/strike] [red]dem[/red] du hocktest und schriest, den kleinen Körper wiegend[red],[/red] und dich. Dasselbe, das du aus dir schnittst danach, gelegentlich, und das jetzt[strike],[/strike] als Kruste, als Panzer deinen Leib zu schützen sucht, doch immer wieder abbricht. [blue](Cut)[/blue] Wir sind schlechte Verlierer und zerschunden deine Hände vom Graben. Was denkst du dort zu finden? Es ist nicht mehr hier.

Der Regen spült die Erinnerung daran nicht fort, wie es auch der Alkohol nicht [strike]vermochte[/strike] [red]vermag[/red]. Das Totenfest hat den Abschied nicht vollzogen. Nichts ist geklärt und Trost nur plumper Aberglaube. Die Schwellung deines Bauches hat sich uns eingebrannt, hat uns den Raum zum Denken verengt. Deine Kleider sind Lüge ohne ihn und was wir uns von ihm erhofften, [strike]sind[/strike] [red]ist[/red] zu dünn für die Kälte, die nachkam. Mein Mund voll Stille macht es nicht besser. Wie ich dich liebe!, spürst du nicht und könntest es ohnehin nicht ertragen. Klamm ist die Erde auf dem Grab, [strike]in[/strike] [red]auf[/red] der wir liegen. Alles stockt. Der Friedhof schweigt [strike]dazu[/strike].

Von Namen sprechen nur die kalten Steine. Und von Schicksalen. Sie pflastern die Straße in Richtung Vergängnis, sind Siegel, die zu öffnen allein der Zeit vorbehalten [strike]ist[/strike] [red]bleibt[/red]. Darunter liegen Augen begraben, die Jahre sahen, Jahrzehnte, oder nur Stunden. Ein paar davon blind geboren. Dort liegen Hände, die nach Leben griffen und dann den Tod empfingen. Dort liegen Füße, die den ganzen Weg gegangen sind. Sie spüren den Regen nicht mehr, der uns rein waschen will und nicht kann. Den Pfad zurück zu uns selbst versperren die Toten.
[blue]Unglaublich gut formuliert![/blue]

Du schläfst noch immer, mein Herz. Dein Atem schafft fliehende Nebel. Ich sah dich lang nicht mehr so friedlich. Die Wochen dehnten sich in Ewigkeit und Schmerz. Der Schlamm wird immer tiefer, saugt uns fest. Was kann sich je daraus wieder erheben?

Heute wäre der Tag...

Was uns genommen wurde, [strike]sind[/strike] [red]ist[/red] die Zukunft und der Glaube. Unsere Hände taugen nicht mehr, sich daran festzuhalten. Diese eine Seele – betrogen um ihr Gefäß, wird sie kein anderes akzeptieren – verließ uns getäuscht, die wir ihr Obdach versprachen. Dein Körper stieß die Heimat fort. Das Würmchen tot, das tötete auch dich und mich und was wir zu sein gedachten. Alle Bänder rissen, alle Schnüre. Ersticken war der Nabel einer Welt. Und alles fließt weiter. Ertrinken und Abschied. Ach, wie ich dich vermissen werde!, verstehst du nicht und könntest ohnehin nichts anderes tun, als von mir zu gehen. Ich habe dich an die Toten verloren.

Du zitterst und öffnest die Augen. Der Regen zerplatzt auf deiner blassen Stirn, auf deinen spröden Lippen. Kein Wasser fließt je einen Berg hinauf. Du weinst und ich küsse dich sanft, als du flüsterst: \"Es ist so kalt geworden.\"

\"Ich weiß...\"
[blue]Das mit den Schrägstrichen verstehe ich nicht ... (Formatierungsfehler?)[/blue]

LG, KaGeb
 
hallo!

@Akirakur: dankeschön! das ist doch mal ´ne aufbauende kritik! und ja: es ist natürlich kein text, der - zumindest mir - so einfach aus der feder fließt...

@KaGeb: gleichfalls dankeschön! du hast recht, die formulierung
Mein Kopf – vermittels des trockenen Halses an einen Rumpf gebunden, daran weitere Glieder, die zu bewegen ich einst in der Lage war.
klingt und klang schon lang auch mir recht holpernd. da könnte änderung angebracht sein. zum rest deiner vorschläge kann ich im moment noch nicht viel sagen, außer noch ein paar dankesworten mehr. du hast dir ja richtig mühe gemacht. ich werde darüber nachdenken.

lg C.
 
oh!
beinahe unverzeihlich, dass es nicht bereits geschah und hoffentlich noch zur rechten zeit - @Franka: danke für das willkommen!

lg C.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Kein Problem, aber bitte nicht nur Texte einstellen, auch Texte anderer Autoren kommentieren, wir freuen uns über positives Feedback und über hilfreiche Kritik.

LG Franka
 



 
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