Alles ist überschattet

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Und meine Stimme suchte den Wind,
um dein Ohr zu berühren

- Pablo Neruda -




Alles ist
überschattet
von der endlichkeit

mein suchen nach dir
ein heißeres flüstern
in der stille

was gäbe ich um ein sandkorn
ewigkeit

um ein wort
ein einziges wort nur
aus dem alles spräche

was du mir bist

ich flüsterte es
in dein ohr
und es wäre wie ein samen
der sich auf den weg macht
zu deiner seele

doch alles ist
überschattet
von der endlichkeit
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Otto Lenk,

der wind wechselte die richtung
die knospe sollte blüte werden
ein leben lang

abermals drehte der wind
damit blütenblätter fallen konnten
und knospen warten

es erneuerte der wind sein versprechen
noch vor dem winter:
den traum der rose von der knospe
von der blüte
die verheißung
des ruhenden samenkornes im herbstlaub


du siehst, dein text ist schön und inspirierend, den inhaltlich zu teilen scheue ich mich ein bisschen.

die endlichkeit ist eine metapher wie der tod, diese begriffe behandeln u.a. übergänge, die wir menschen sehr schlecht oder nicht fassen können. abschiede sind traurig, dennoch ich sehe leben eingebettet in ein werden und vergehen, das, nebenbei, die prinzipielle möglichkeit meiner existenz tatsächlich in die wirklichkeit brachte. ich gehe auf unseren ahnen, bin selbst trittstein der nachkommen schließlich...
wir tragen dieses eine wort seit gestern, jetzt und in zukunft in uns, das ist doch schön. ich glaub, es ist die angst vor der angst, die in deinem text zum tragen kommt, an der ich mich aufhalte. ich versuch das anders anzugehen. ja, ich sehe die schatten, aber ich versuche stets, die zwar zu respektieren, sie jedoch nicht unnötig mit macht auszustatten.

aber, wie gesagt, du hast recht, abschiede tun weh, wenn geliebtes zurückgelassen werden muß, wenn geliebtes geht, drohende abschiede werfen traurige schatten, das ist wahr.

mal so entlang dem text gedacht


lg
die dohle
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. Otto,

der Text gefällt mir sehr gut. Vom Stil her, von der Melodie und den Bildern, die du verwendest, spricht mich der Text an.

Dabei kann ich allerdings Dohles Einwände nachvollziehen. Es ist eben eine Frage der Sichtweise. Hier in unseren Kreisen spricht man eher von Endlichkeit, alles ist ein wenig düster. Der Buddhismus spricht hier von Wandlung, ständiger Veränderung. Es gibt nichts, was man festhalten kann, und wer das für sich verinnerlicht, der leidet nicht mehr (sagt der Buddhismus).

Meine Sichtweise ist ein wenig die von Dohle. Aber Abschied tut immer weh, und Abschied bedeutet auch immer ein Ende. Also doch ... ;)

LG
BeBa
 

HerbertH

Mitglied
an den stränden gegenüber
der osterinsel
lauern kiesel

auf wellen
überschlagend
zeit zerreibend
und zehen im sand

du stehst
versinkend die anden
im rücken und starrst
auf die boote
der fischer

strand dauert
der osterinsel
gegenüber ewig
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. Herbert,

wie wäre es, wenn du deinen Kommentar mit einer (zumindest kurzen) Erklärung ausschmücken würdest? Mich würde schon interessieren, weshalb du hier diesen Text einstellst. Und der Fairness halber solltest du doch auch die etwas minderbemittelten Mitleser und -kommentatoren wie mich mit einbeziehen. ;)

LG
BeBa
 
D

Die Dohle

Gast
... um nicht missverstanden zu werden:
leiden ist ein preis des lebens. das leiden aber ist weder strafe noch bedingung.

lg
die dohle
 
F

Fettauge

Gast
Lieber Otto Lenk,

ein Liebesgedicht, ein sehr schönes, wie ich finde. Dein lyrisches Ich wünscht sich die Liebe unendlich, aber wie alles Lebendige stirbt auch einmal die Liebe an der Endlichkeit. Ich finde diesen Gedanken nicht nur sehr schön, auch das Neruda-Wort hat hier seine Berechtigung.

Die Sprache ist lyrisch-rational und vermeidet alles Süßliche, Sentimentale, das bei diesem Thema anklingen könnte.

Ohne jede Einschränkung: Ein Liebesgedicht, das sich zu lesen lohnt.

Lieben Gruß, Fettauge

P.S. Was ich noch fragen wollte: heißeres oder heiseres
Flüstern?
 



 
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