Alles wegen Henry
Kapitel 1
Sonderausgabe der Zaubererwoche
Günter Stiller von Zaubereiministerium angeklagt!
Nach mehrstündiger Beratung der obersten Zauberer unseres Landes, die bis spät in die Nacht dauerte, wurde gestern der Muggel Günter Stiller offiziell vom Zaubereiministerium wegen Beleidigung eines hochrangigen Zauberers angeklagt.
Muggel Stiller hatte mehrfach den Namen Harry Potter falsch ausgesprochen und dies in aller Öffentlichkeit und in gemeiner Absicht, wie es ein Zeuge schilderte. Auch nach mehreren Abmahnungen von Zauberern, die am Ort des Geschehens waren, machte Muggel Stiller keine Anstalten, sein Fehlverhalten zu entschuldigen, sondern im Gegenteil, er machte sich über die ganze Sache auch noch lustig.
Das Zaubereiministerium wollte uns auch nach wiederholter Anfrage nicht mitteilen, welchen Namen Muggel Günter Stiller für Harry Potter benutzte.
Man teilte uns lediglich mit, dass mit Eröffnung des Verfahrens schon in der nächsten Woche zu rechnen sei.
Dies lässt allerdings schon auf die Härte des Vergehens schließen und es bleibt abzuwarten, welche Strafe Muggel Günter Stiller treffen wird.
Wir werden Sie auf jeden Fall weiter auf dem laufenden halten.
Die Redaktion
Tage später…
Erneute Sonderausgabe der Zaubererwoche
Muggel Stiller stellt sich!
Exclusivinterview mit Muggel Günter Stiller!
Wie wir schon berichteten, wurde Günter Stiller letzte Woche vom Zaubereiministerium wegen Beleidigung eines Zauberers angeklagt. Er hatte wiederholt den Namen Harry Potter absichtlich falsch ausgesprochen.
Zum ersten Mal ist er nun bereit, sich gegenüber der Zaubererwoche zu den Anschuldigungen, die gegen ihn erhoben werden, zu äußern.
ZW: Muggel Stiller, vielen Dank, dass Sie gekommen sind und mir einige Fragen beantworten wollen. Meine erste Frage an Sie lautet: Wie ist es eigentlich zu der Anklage gekommen, Herr Stiller?
Stiller: Na ja, habe wohl ein paar mal Henry anstatt Harry gesagt und das war den obersten Herren vom Zaubereiministerium oder wie das heißt, nicht so recht.
ZW: "Zauberer" Herr Stiller, nicht "Herren", heißen diese Leute…
Stiller: Na gut, Zauberer. Tut mir leid, kenne mich halt nicht so gut aus in Ihrer Welt – will nicht noch mehr Ärger haben mit den Zauberern.
ZW: …und wie kam es dazu, Herr Stiller?
Stiller: Wie gesagt, nachdem ich ein paar mal Henry gesagt hatte, forderte man mich auf, dies zu unterlassen, worauf ich aber nicht sofort reagierte. Am Anfang fand ich es ja noch ganz lustig. Manche "Muckel", oder wie nennt ihr uns…
ZW: "Muggel" Herr Stiller.
Stiller: …also, die Leute lachten und das war wohl ausschlaggebend für die Anzeige. Habe es am Anfang gar so nicht mitbekommen, bis dann jemand, der neben mir stand, sagte: "Da bekommen Sie bestimmt noch Ärger mit dem Zaubereiministerium…"
ZW: Mit anderen Worten, Sie haben weiter Henry gesagt, anstatt Harry Potter – aber warum, Herr Stiller? War Ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass Sie einen hochrangigen Zauberer beleidigt hatten?
Stiller: Nicht so ganz, wissen Sie, hatte mir schon ein paar kleine Magenbitter und so ein Bier geleistet, von dem Taschengeld, das ich am Vortag von meiner Frau bekommen hatte. Das Essen am Mittag war aber auch scharf, kann ich Ihnen sagen. Meine Frau kocht sich aber auch manchmal ein Zeug zusa…
ZW: Zurück zum Thema, Herr Stiller! Sie hatten also schon einen kleinen im "Tee", wie man in ihrer Welt sagen würde?!
Stiller: Na ja, so ganz nüchtern war ich nicht mehr, gebe ich ja zu. Ich hoffe nur die "Leu…" – Entschuldigung, "Zauberer" natürlich, so muss es heißen, erkennen das als mildernde Umstände an. Musste dann zum Glück nach Hause, bekomme immer fürchterlich Ärger, wenn ich zu spät komme. Sonst wäre ich vielleicht noch verhaftet worden.
ZW: Sie meinen also, das Ganze war eine Entgleisung, aufgrund erhöhtem Alkoholkonsums Ihrerseits?
Stiller: Ja genau so war das, tut mir echt leid, bin doch nicht verrückt und lege mich mit 73 Jahren noch mit dem Zaubereiministerium an.
ZW: Wo geschah das ganze eigentlich, Herr Stiller?
Stiller: Bei uns in der Nähe, in so einem Laden, der heißt "Minishop" oder so ähnlich. Da geh ich immer hin, um mir einen zu genehmigen. Da ist das Bier so billig. Meine Frau glaubt dann immer, ich wäre im Wald spazieren oder so.
ZW: Herr Stiller, hat das Zaubereiministerium Ihnen die Anklageschrift schon zugestellt?
Stiller: Nöö, in der Post war noch nichts.
ZW: Mit der normalen Muggelpost, wird die Anklageschrift auch kaum kommen, Herr Stiller. Zauberer verschicken Ihre Post grundsätzlich mit Eulen.
Stiller: Mit Eulen? Wusste ich gar nicht. – Mit einer Eule? Klingelt die an der Haustür oder klopft die am Fenster oder wie muss ich mir das vorstellen?
ZW: Die Eule wird wohl eher an eines Ihrer Fenster klopfen, als an der Haustür zu klingeln. Falls Sie einen offenen Kamin besitzen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Eule auch diesen Weg bevorzugt. Aber bei Ihnen wird man wohl eher eine Ausnahme machen und eine Eule, die speziell für die Zustellung von Muggelpost ausgebildet wurde, wird bei Ihnen klingeln.
Stiller: Das wäre gut, dann kann ich die Eule noch nicht verpasst haben – Ich habe die letzten Tage nicht mehr aus dem Fenster gesehen. Meine Frau sagt immer: "Bleib von den Fenstern weg, Günter, die hab ich gerade erst geputzt. Du machst die immer sofort schmutzig". – Was glauben Sie, wie hoch wird meine Strafe ausfallen? Kenn mich ja da überhaupt nicht aus, bei den Zauberern – Hab doch nur "Henry" gesagt.
ZW: Ich schätze, nach dem heutigen Stand der Dinge wird Ihre Strafe nicht allzu hoch ausfallen. Wenn Sie Glück haben, bekommen Sie nur einen Heuler.
Stiller: Einen Heuler? – Was ist ein Heuler?
ZW: Sie wissen aber auch gar nichts über unsere Welt, muss ich feststellen Herr Stiller. Ein Heuler ist ein sprechender Brief, der Ihnen per Eulenpost zugestellt wird. Wenn Sie Ihn öffnen, fängt er fürchterlich an zu schimpfen und das in einer Lautstärke, dass man sich schon die Ohren zuhalten muss, um nicht einen Gehörschaden davonzutragen. Ich hoffe nur, dass Sie nicht in einem Mietshaus wohnen, das könnte Ärger mit den Nachbarn geben. Es bringt aber auch nichts, den Brief nicht zu öffnen oder gar wegzuschmeißen. Irgendwann öffnen sich diese Briefe automatisch und das Geschrei wird noch unerträglicher. Außerdem haben Heuler die Eigenschaft, selbst fliegen zu können und kommen auf jeden Fall zurück, falls sie in der Mülltonne laden sollten.
Stiller: Und was, wenn es kein Heuler wird?
ZW: Sollte die Strafe härter ausfallen, so könnte ich mir vorstellen, dass man Sie verurteilt, eine Woche lang junge Alraunen bei sich aufzunehmen und umzutopfen. Vielleicht aber auch Zauberstäbe zu polieren, obwohl ich kaum glaube, dass es soweit kommen wird, nachdem ich jetzt weiß, wie sich die Sache verhält.
Stiller: Alraunen? – Zauberstäbe putzen? – Zauberstäbe versteh ich ja noch, haben wir uns als Kinder aus Birkenzweigen geschnitzt und uns in unserer Phantasie vorgestellt, wie es wäre, den Rohrstock unserer Dorflehrerin zu verzaubern, damit die Schläge, die wir bekamen, wenn wir mal wieder etwas angestellt hatten, nicht so weh tun würden. Aber was zum Teufel sind Alraunen?
ZW: Herr Stiller, bitte gebrauchen Sie den Namen des Teufels nicht in diesem Hause! Wir wollen doch keine dunklen Kräfte heraufbeschwören oder wüssten Sie einen entsprechenden Abwehrzauber dagegen?
Stiller: Nein, natürlich nicht. Tut mir leid, ist mir einfach so rausgerutscht. Kommt nicht wieder vor. Aber was sind das für Pflanzen, diese Alraunen?
ZW: Herr Stiller, so langsam frag ich mich wirklich, wer hier wen interviewt. Wir sind hier schließlich nicht in einer Schule, an der die Zauberkunst gelehrt wird. Aber gut, ich will es Ihnen kurz erklären. Alraunen sind Pflanzen, von denen, wenn sie ausgewachsen sind, ein Extrakt gewonnen wird, das eine heilende Wirkung gegen einen bestimmten Zauberfluch hat. Nur müssen sie alle drei Stunden umgetopft werden und das Tag und Nacht. Bei dieser Prozedur schreien sie fürchterlich, so dass man ohne Gehöhrschutz ohnmächtig werden würde.
Haben Sie Ihrer Frau eigentlich schon von "Henry" erzählt, Herr Stiller? Könnte mir vorstellen, dass dies sehr peinlich für Sie ist, oder?
Stiller: Na ja, ich habe mich noch nicht getraut, es Ihr zu sagen. Ich hoffe, dass ich den Brief noch rechtzeitig abfangen kann. Aber irgendwann werde ich es Ihr wohl doch beichten müssen. Ich habe Angst, dass Sie mir wieder mal das Taschengeld kürzt, wenn ich Ihr die Sache beichte!
Es tut mir leid, aber ich muss jetzt Schluss machen. Es gibt bald Abendbrot und ich wollte vorher noch eine Runde im Wald spazieren gehen. Sie wissen schon, Minishop oder so!
ZW: Ja, dann vielen Dank für das Interview, Herr Stiller. Alles Gute und "Schirm zu", oder wie sagt man bei Ihnen?
Als Günter aus dem Raum ging, war er fast versucht, seinen Regenschirm aufzuspannen, als sollte er Ihn vor einer Gefahr beschützen, die irgendwo da draußen auf Ihn lauerte.
Kapitel 1
Sonderausgabe der Zaubererwoche
Günter Stiller von Zaubereiministerium angeklagt!
Nach mehrstündiger Beratung der obersten Zauberer unseres Landes, die bis spät in die Nacht dauerte, wurde gestern der Muggel Günter Stiller offiziell vom Zaubereiministerium wegen Beleidigung eines hochrangigen Zauberers angeklagt.
Muggel Stiller hatte mehrfach den Namen Harry Potter falsch ausgesprochen und dies in aller Öffentlichkeit und in gemeiner Absicht, wie es ein Zeuge schilderte. Auch nach mehreren Abmahnungen von Zauberern, die am Ort des Geschehens waren, machte Muggel Stiller keine Anstalten, sein Fehlverhalten zu entschuldigen, sondern im Gegenteil, er machte sich über die ganze Sache auch noch lustig.
Das Zaubereiministerium wollte uns auch nach wiederholter Anfrage nicht mitteilen, welchen Namen Muggel Günter Stiller für Harry Potter benutzte.
Man teilte uns lediglich mit, dass mit Eröffnung des Verfahrens schon in der nächsten Woche zu rechnen sei.
Dies lässt allerdings schon auf die Härte des Vergehens schließen und es bleibt abzuwarten, welche Strafe Muggel Günter Stiller treffen wird.
Wir werden Sie auf jeden Fall weiter auf dem laufenden halten.
Die Redaktion
Tage später…
Erneute Sonderausgabe der Zaubererwoche
Muggel Stiller stellt sich!
Exclusivinterview mit Muggel Günter Stiller!
Wie wir schon berichteten, wurde Günter Stiller letzte Woche vom Zaubereiministerium wegen Beleidigung eines Zauberers angeklagt. Er hatte wiederholt den Namen Harry Potter absichtlich falsch ausgesprochen.
Zum ersten Mal ist er nun bereit, sich gegenüber der Zaubererwoche zu den Anschuldigungen, die gegen ihn erhoben werden, zu äußern.
ZW: Muggel Stiller, vielen Dank, dass Sie gekommen sind und mir einige Fragen beantworten wollen. Meine erste Frage an Sie lautet: Wie ist es eigentlich zu der Anklage gekommen, Herr Stiller?
Stiller: Na ja, habe wohl ein paar mal Henry anstatt Harry gesagt und das war den obersten Herren vom Zaubereiministerium oder wie das heißt, nicht so recht.
ZW: "Zauberer" Herr Stiller, nicht "Herren", heißen diese Leute…
Stiller: Na gut, Zauberer. Tut mir leid, kenne mich halt nicht so gut aus in Ihrer Welt – will nicht noch mehr Ärger haben mit den Zauberern.
ZW: …und wie kam es dazu, Herr Stiller?
Stiller: Wie gesagt, nachdem ich ein paar mal Henry gesagt hatte, forderte man mich auf, dies zu unterlassen, worauf ich aber nicht sofort reagierte. Am Anfang fand ich es ja noch ganz lustig. Manche "Muckel", oder wie nennt ihr uns…
ZW: "Muggel" Herr Stiller.
Stiller: …also, die Leute lachten und das war wohl ausschlaggebend für die Anzeige. Habe es am Anfang gar so nicht mitbekommen, bis dann jemand, der neben mir stand, sagte: "Da bekommen Sie bestimmt noch Ärger mit dem Zaubereiministerium…"
ZW: Mit anderen Worten, Sie haben weiter Henry gesagt, anstatt Harry Potter – aber warum, Herr Stiller? War Ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass Sie einen hochrangigen Zauberer beleidigt hatten?
Stiller: Nicht so ganz, wissen Sie, hatte mir schon ein paar kleine Magenbitter und so ein Bier geleistet, von dem Taschengeld, das ich am Vortag von meiner Frau bekommen hatte. Das Essen am Mittag war aber auch scharf, kann ich Ihnen sagen. Meine Frau kocht sich aber auch manchmal ein Zeug zusa…
ZW: Zurück zum Thema, Herr Stiller! Sie hatten also schon einen kleinen im "Tee", wie man in ihrer Welt sagen würde?!
Stiller: Na ja, so ganz nüchtern war ich nicht mehr, gebe ich ja zu. Ich hoffe nur die "Leu…" – Entschuldigung, "Zauberer" natürlich, so muss es heißen, erkennen das als mildernde Umstände an. Musste dann zum Glück nach Hause, bekomme immer fürchterlich Ärger, wenn ich zu spät komme. Sonst wäre ich vielleicht noch verhaftet worden.
ZW: Sie meinen also, das Ganze war eine Entgleisung, aufgrund erhöhtem Alkoholkonsums Ihrerseits?
Stiller: Ja genau so war das, tut mir echt leid, bin doch nicht verrückt und lege mich mit 73 Jahren noch mit dem Zaubereiministerium an.
ZW: Wo geschah das ganze eigentlich, Herr Stiller?
Stiller: Bei uns in der Nähe, in so einem Laden, der heißt "Minishop" oder so ähnlich. Da geh ich immer hin, um mir einen zu genehmigen. Da ist das Bier so billig. Meine Frau glaubt dann immer, ich wäre im Wald spazieren oder so.
ZW: Herr Stiller, hat das Zaubereiministerium Ihnen die Anklageschrift schon zugestellt?
Stiller: Nöö, in der Post war noch nichts.
ZW: Mit der normalen Muggelpost, wird die Anklageschrift auch kaum kommen, Herr Stiller. Zauberer verschicken Ihre Post grundsätzlich mit Eulen.
Stiller: Mit Eulen? Wusste ich gar nicht. – Mit einer Eule? Klingelt die an der Haustür oder klopft die am Fenster oder wie muss ich mir das vorstellen?
ZW: Die Eule wird wohl eher an eines Ihrer Fenster klopfen, als an der Haustür zu klingeln. Falls Sie einen offenen Kamin besitzen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Eule auch diesen Weg bevorzugt. Aber bei Ihnen wird man wohl eher eine Ausnahme machen und eine Eule, die speziell für die Zustellung von Muggelpost ausgebildet wurde, wird bei Ihnen klingeln.
Stiller: Das wäre gut, dann kann ich die Eule noch nicht verpasst haben – Ich habe die letzten Tage nicht mehr aus dem Fenster gesehen. Meine Frau sagt immer: "Bleib von den Fenstern weg, Günter, die hab ich gerade erst geputzt. Du machst die immer sofort schmutzig". – Was glauben Sie, wie hoch wird meine Strafe ausfallen? Kenn mich ja da überhaupt nicht aus, bei den Zauberern – Hab doch nur "Henry" gesagt.
ZW: Ich schätze, nach dem heutigen Stand der Dinge wird Ihre Strafe nicht allzu hoch ausfallen. Wenn Sie Glück haben, bekommen Sie nur einen Heuler.
Stiller: Einen Heuler? – Was ist ein Heuler?
ZW: Sie wissen aber auch gar nichts über unsere Welt, muss ich feststellen Herr Stiller. Ein Heuler ist ein sprechender Brief, der Ihnen per Eulenpost zugestellt wird. Wenn Sie Ihn öffnen, fängt er fürchterlich an zu schimpfen und das in einer Lautstärke, dass man sich schon die Ohren zuhalten muss, um nicht einen Gehörschaden davonzutragen. Ich hoffe nur, dass Sie nicht in einem Mietshaus wohnen, das könnte Ärger mit den Nachbarn geben. Es bringt aber auch nichts, den Brief nicht zu öffnen oder gar wegzuschmeißen. Irgendwann öffnen sich diese Briefe automatisch und das Geschrei wird noch unerträglicher. Außerdem haben Heuler die Eigenschaft, selbst fliegen zu können und kommen auf jeden Fall zurück, falls sie in der Mülltonne laden sollten.
Stiller: Und was, wenn es kein Heuler wird?
ZW: Sollte die Strafe härter ausfallen, so könnte ich mir vorstellen, dass man Sie verurteilt, eine Woche lang junge Alraunen bei sich aufzunehmen und umzutopfen. Vielleicht aber auch Zauberstäbe zu polieren, obwohl ich kaum glaube, dass es soweit kommen wird, nachdem ich jetzt weiß, wie sich die Sache verhält.
Stiller: Alraunen? – Zauberstäbe putzen? – Zauberstäbe versteh ich ja noch, haben wir uns als Kinder aus Birkenzweigen geschnitzt und uns in unserer Phantasie vorgestellt, wie es wäre, den Rohrstock unserer Dorflehrerin zu verzaubern, damit die Schläge, die wir bekamen, wenn wir mal wieder etwas angestellt hatten, nicht so weh tun würden. Aber was zum Teufel sind Alraunen?
ZW: Herr Stiller, bitte gebrauchen Sie den Namen des Teufels nicht in diesem Hause! Wir wollen doch keine dunklen Kräfte heraufbeschwören oder wüssten Sie einen entsprechenden Abwehrzauber dagegen?
Stiller: Nein, natürlich nicht. Tut mir leid, ist mir einfach so rausgerutscht. Kommt nicht wieder vor. Aber was sind das für Pflanzen, diese Alraunen?
ZW: Herr Stiller, so langsam frag ich mich wirklich, wer hier wen interviewt. Wir sind hier schließlich nicht in einer Schule, an der die Zauberkunst gelehrt wird. Aber gut, ich will es Ihnen kurz erklären. Alraunen sind Pflanzen, von denen, wenn sie ausgewachsen sind, ein Extrakt gewonnen wird, das eine heilende Wirkung gegen einen bestimmten Zauberfluch hat. Nur müssen sie alle drei Stunden umgetopft werden und das Tag und Nacht. Bei dieser Prozedur schreien sie fürchterlich, so dass man ohne Gehöhrschutz ohnmächtig werden würde.
Haben Sie Ihrer Frau eigentlich schon von "Henry" erzählt, Herr Stiller? Könnte mir vorstellen, dass dies sehr peinlich für Sie ist, oder?
Stiller: Na ja, ich habe mich noch nicht getraut, es Ihr zu sagen. Ich hoffe, dass ich den Brief noch rechtzeitig abfangen kann. Aber irgendwann werde ich es Ihr wohl doch beichten müssen. Ich habe Angst, dass Sie mir wieder mal das Taschengeld kürzt, wenn ich Ihr die Sache beichte!
Es tut mir leid, aber ich muss jetzt Schluss machen. Es gibt bald Abendbrot und ich wollte vorher noch eine Runde im Wald spazieren gehen. Sie wissen schon, Minishop oder so!
ZW: Ja, dann vielen Dank für das Interview, Herr Stiller. Alles Gute und "Schirm zu", oder wie sagt man bei Ihnen?
Als Günter aus dem Raum ging, war er fast versucht, seinen Regenschirm aufzuspannen, als sollte er Ihn vor einer Gefahr beschützen, die irgendwo da draußen auf Ihn lauerte.