Als der Frühling dem Winter half

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Morgensonne

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Als der Frühling dem Winter half


Ich sah mich um.
Um mich herum standen der Sommer, der Herbst und der Winter.
Ich war bei jedem unserer Treffen etwas nervös.
Es konnte daran liegen, dass in meiner Jahreszeit erst alles anfängt wieder neu zu wachsen und ich deshalb noch etwas klein bin.
Aber egal, ich gehöre jetzt schließlich dazu.


Wer wird heute Nacht anfangen?“ hörte ich den Winter sagen.
Er war alt und weise, ich mochte ihn sehr.

Ich würde anfangen, wenn ihr gestattet.“
Das war der Sommer.
Eine hübsche, junge Dame die stets mit ihren goldenen Haaren und ihren grünen Augen zwischen uns nur so glänzt.

Gerne,“ antwortet der Winter.

Die Tiere sind gesund und satt, die Blätter jung und stark, das Wetter schön und alle sind friedlich,“ berichtet der Sommer.
Das ist sehr gut,“ antwortet der Winter.
Der Sommer trat zufrieden zurück.

Wer will weitermachen?“ fragt der Winter.
Ich,“ antwortet dieses Mal der Herbst.
Der Winter nickte und der Herbst trat vor.


Meine Bäume sind gesund und bunt, meine Tiere jagen durch die Wälder und die Kälte des Winters beginnt zu erwachen,“ erzählt der Herbst fröhlich.
Dies ist eine erfreuliche Nachricht,“ sagt der Sommer.
Der Winter sah sich um und sein Blick fiel auf mich.

Was ist mit dir, Frühling?
Du hast noch gar nichts gesagt.“
Erschrocken sah ich ihn an.
Unter den wachsamen Augen der älteren Jahreszeiten wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.
Dies ist mein erstes Treffen, seitdem mein Vorgänger verstorben war.

Nun…….“beginne ich.
Der Herbst beginnt mit den Augen zu rollen.

Also, dein Vorgänger war wesentlich besser als du,“ zischt er mich an.

Ruhig Herbst, der Frühling ist noch neu und weiß noch nicht viel,“ sagte der Winter.
Nun, jetzt darfst du beginnen.“
Ich zitterte und trat vor.


Meine Bäume sind jung und beginnen zu wachsen. Meine Tiere erwachen und finden Nahrung, jedoch ist das Wetter schlechter geworden.“
Der Winter nickte und ich ging wieder auf meinen Platz.

Jetzt bin ich an der Reihe,“ sagt er.

Meine Bäume sind kahl und meine Tiere haben Vorräte für die kalten Tage angelegt.
Das Wetter ist unterschiedlich, jedoch schneit es die meiste Zeit.
Es gibt aber ein Problem:
Obwohl die Tiere Nahrung angelegt haben, schwindet sie mit jedem Tag.
Eine Krankheit ist ausgebrochen und sie können nicht in ihren Winterschlaf versinken.
Die Nahrung wird weniger und ich kann ihnen nicht helfen.“
Traurig senkte der Winter den Kopf und trat zurück.
Der Sommer sah nach oben gen Himmel.


Seht, der Mond geht unter.
Bald beginnt meine Arbeit, ich muss gehen.“
Der Sommer drehte sich im Kreis und verschwand in einem dichten Nebel.
Der Herbst tat es ihr nach und verschwand ebenfalls.
Nur noch der Winter und ich waren da.

Winter, kann ich dir irgendwie helfen?“ fragte ich vorsichtig.
Der Winter sah nicht auf.

Ach Frühling, wenn es doch nur etwas gäbe.“
Wir beide schwiegen und sagten nichts.
Da kam mir ein Gedanke.
Ich sagte nichts zum Winter sondern drehte mich und verschwand.

Am nächsten Tag kam ich erneut zur selben Zeit zum selben Ort.
Ich konnte nirgendwo eine andere Jahreszeit erkennen.

Winter? Bist du da?“ rief ich.
Da sah ich vor mir einen Blitz in den Boden einschlagen und der Winter stand dort.

Frühling, du hast nach mir verlangt?“ fragte er.
Seine Augen waren trübe und er sah müde aus.

Ja. Winter, ich kann dir helfen,“ sagte ich.
Ich holte aus einem kleinen Gebüsch etwas Beute und Kräuter.

In deiner Jahreszeit mag alles alt und verwelkt sein, doch meine Beute und meine Kräuter sind jung und frisch, sie werden deinen Tieren helfen.“
Ich reichte dem Winter die Kräuter und er nahm sie dankbar an.

Frühling, wie soll ich dir danken?“ fragte er mit Tränen in den Augen.
Dann fasste er meine Hand und wir drehten uns gemeinsam.

Auf einmal fanden wir uns in einem weißen Wald wieder.
Die Bäume waren kahl und es war kalt.
Der Winter führte mich zu einem kleinen Kaninchenbau und wir lugten hinein.
Dort lagen zwei Kaninchen.
Sie krümmten sich vor Schmerzen und waren mager.
Der Winter gab ihnen einige Kräuter die sie aßen und dann die Beute.
Zufrieden gingen wir von Bau zu Bau.
Bald konnte ich über mir die ersten Sterne erkennen.

Es wird Nacht, ich sollte zu meiner Jahreszeit zurückkehren,“ sagte ich.
Der Winter nickte.

Danke Frühling, diese gute Tat werde ich dir nie vergessen.“
Ich nickte und kehrte zu meiner Jahreszeit zurück.
Jetzt fühlte ich mich wie ein richtiges Mitglied der Jahreszeiten……
 



 
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