Als der Schlitten des Weihnachtsmannes Reißaus nahm
Gradsoleicht, der Schlitten des Weihnachtsmannes, stand im Schuppen und sinnierte: „Es ist schon Anfang Dezember. Wann will Knecht Ruprecht endlich einen Engel schicken, der mich instand setzt? Er weiß doch, dass vorn links eine Strebe locker ist. Wenn das so bleibt, komme ich dieses Jahr nicht weit mit den Geschenken! Er kann doch nicht wollen, dass alles einfach so auf die Erde purzelt. Wo bleibt nur dieser Engel?“
Unmutig begann er, hin und her zu ruckeln. Dabei kam er sogar ein Stück vorwärts. „Nanu?“, dachte er, „nanu, es geht auch ohne Rentiere? Aber bestimmt nicht sehr weit“.
Da hörte er ein brummendes Stimmchen neben sich: „Ja, willst du denn weg von hier?“
Gradsoleicht blickte sich um. Da stand ein hässlicher Kobold mit listigen braunen Kulleraugen neben ihm. Endlich hatte er jemanden, dem er sein Leid klagen konnte. Der Kobold bemitleidete den armen Schlitten auch kräftig und schlug vor, einfach fort zu gehen von diesem Ort, wo man nicht ordentlich gepflegt wird. Er redete so lange auf Gradsoleicht ein, bis dieser trotzig sagte: „Sollen sie doch sehen, wie sie ohne mich auskommen! Offensichtlich legt ja hier sowieso keiner mehr Wert auf mich!“
Und er ruckelte und zuckelte, bis er wieder ein Stück vorwärts kam. Der Kobold half ihm tüchtig, und bald waren sie aus dem Schuppen heraus und fuhren über die Weihnachtswolke.
Ein Engelchen, das gerade Backwerk zum Verpacken trug, rief: „Halt, Gradsoleicht, wo willst du denn alleine hin?“
Der Schlitten gab keine Antwort und fuhr mit erhobener Nase weiter.
Zwei Engel, die dabei waren, eine große Spielzeugkiste, die für ein Kinderheim bestimmt war, zur Verladerampe zu ziehen, riefen: „Halt, Gradsoleicht, wo willst du denn alleine hin?“
Auch ihnen antwortete der Schlitten nicht.
Drei Engel, die allerlei Christbaumschmuck zur Erde jonglierten, riefen: „Halt, Gradsoleicht, wo willst du denn alleine hin?“
Der Schlitten hob die Nase nur noch höher und fuhr weiter.
Das Christkind schaute aus seinem Haus und rief: „Halt, Gradsoleicht, wo willst du denn alleine hin?“
Nun antwortete der Schlitten: „Ich ziehe in die weite Welt, denn hier braucht man mich ja anscheinend nicht mehr!“
Und schon war er am Rand der Wolke angelangt. Hui!, ging es hinunter, immer tiefer und schneller abwärts! Gradsoleicht musste aufpassen, dass er sich nicht überschlug. Dabei konnte er natürlich nicht steuern, wohin er fuhr und landete auf einer mit hohem Gras bewachsenen Wiese.
Ups! Jetzt war er wohl beim Osterhasen gelandet. Er wollte wenden und zurückkehren, doch er saß im hohen Gras fest. Er rief nach dem Kobold, aber der kicherte nur und lief fort. Ja, so sind sie, die Kobolde.
Da stand er nun, der prächtige Weihnachtsschlitten ohne Geschenke mitten auf einer Sommerwiese. Sommerwiese? Dann kann es nicht die vom Osterhasen sein, der wohnt im Frühling. Also, wessen Wiese war das? Sie war nicht auf der Erde, das stand schon fest, denn der Rand der Wiese war von einem märchenhaft bläulichen Leuchten umgeben. Ein sicheres Zeichen für die Anwesenheit eines überirdischen Wesens. Aber wer konnte das sein?
Die Frage beantwortete sich selbst, denn plötzlich tauchte stampfend, stöhnend und schnaubend ein großes Rindvieh auf. Der Pfingstochse, der von allen gar so leicht vergessen wird! Er beäugte das nie gesehene Gefährt und muhte dumpf: „Wer bist du denn?“
Gradsoleicht verbeugte sich, so gut es ging und erwiderte: „Ich bin Gradsoleicht, der Weihnachtsschlitten“.
Der Pfingstochse umrundete mehrmals den Schlitten und rülpste dann: „Soso, der Weihnachtsschlitten. Ohne Geschenke?“
„Ist ja noch nicht Weihnachten“, konterte Gradsoleicht.
„Und ohne Rentiere?“
Das himmlische Gefährt zögerte, gab dann aber doch zu: „Bin ausgerissen“.
Der Ochse gab ein Geräusch von sich, das beinahe wie ein Pferdewiehern klang. „Du bist ausgerissen? Na, da bist du bei mir gerade richtig. Ich bin nämlich, und das weiß niemand, ein großer Kunstfreund und Sammler. Du bekommst einen Ehrenplatz in meiner Sammlung!“
Und er stieß den Schlitten mit seinen Hörnern und Hufen in ein finsteres Erdloch hinein.
Da konnte Gradsoleicht sehen, was der Pfingstochse so alles sammelte: verrostete Bierdosen, defekte Fahrradschläuche, aufgeweichte Illustrierte, die schon stanken und Zigarettenschachteln. Alles Sachen, die Menschen achtlos weggeworfen oder liegen gelassen hatten. Nein, hier gehörte er nicht hin!
Aber wie sollte er von hier wegkommen? Er stak mit den Vorderholmen fest in dieser engen Höhle. Da war auch mit dem heftigsten Ruckeln und Zuckeln nichts zu erreichen.
Auf der Weihnachtswolke indessen machte man sich Sorgen, wo der unentbehrliche Schlitten wohl gelandet sei. Engel wurden ausgeschickt, nach ihm zu suchen. Die Weihnachtszeit kam näher; und wie sollten denn sonst die Geschenke zu den Kindern gebracht werden?
Endlich sah der Engel Archibald die blanken Kufen Gradsoleichts aus der Erde ragen. Auf der Wiese des Pfingstochsen!
Der kam sofort herbei gestürmt, um den Gast zu begrüßen. Archibald bewunderte die schönen Blumenkränze, die der Pfingstochse an den Hörnern trug und die farbenfrohe Papiergirlande an seinem Hals. Er ließ sich auf ein längeres Gespräch mit dem eingebildeten Typen ein und wusste bald, wie er den Schlitten frei bekäme. Er packte den Ochsen bei seiner Sammelleidenschaft: „Hochverehrtester, Sie sollten nicht nur irgendetwas sammeln, das die Menschen liegen lassen. Sie sollten sich auf die vergessenen Dinge berühmter Leute spezialisieren! Ich weiß zum Beispiel, wo die Prinzessin Isolde ihre goldenen Kugel verloren hat“.
Archibald flüsterte den Namen des Ortes und der Ochse rannte sofort los, die Kugel zu holen, bevor sie ein anderer schnappt.
Jetzt konnte Gradsoleicht ungestört aus dem Erdloch befreit werden. Er schämte sich sehr, dass er so kopflos davon gelaufen war.
Der Engel aber tröstete ihn: „Es war eine schwere Entscheidung zu treffen. Du weißt, nur der beste Ingenieurengel darf dich warten und herrichten. Diesmal hatten sich vier Engel qualifiziert und es dauerte eine Weile, bis der Weihnachtsmann genau wusste, wem er dich anvertrauen kann. Beeilen wir uns lieber, es wartet viel Arbeit auf uns!“
Im Handumdrehen waren sie auf der Weihnachtswolke angekommen und auch in diesem Jahr kamen die meisten Geschenke zur rechten Zeit an.
Gradsoleicht, der Schlitten des Weihnachtsmannes, stand im Schuppen und sinnierte: „Es ist schon Anfang Dezember. Wann will Knecht Ruprecht endlich einen Engel schicken, der mich instand setzt? Er weiß doch, dass vorn links eine Strebe locker ist. Wenn das so bleibt, komme ich dieses Jahr nicht weit mit den Geschenken! Er kann doch nicht wollen, dass alles einfach so auf die Erde purzelt. Wo bleibt nur dieser Engel?“
Unmutig begann er, hin und her zu ruckeln. Dabei kam er sogar ein Stück vorwärts. „Nanu?“, dachte er, „nanu, es geht auch ohne Rentiere? Aber bestimmt nicht sehr weit“.
Da hörte er ein brummendes Stimmchen neben sich: „Ja, willst du denn weg von hier?“
Gradsoleicht blickte sich um. Da stand ein hässlicher Kobold mit listigen braunen Kulleraugen neben ihm. Endlich hatte er jemanden, dem er sein Leid klagen konnte. Der Kobold bemitleidete den armen Schlitten auch kräftig und schlug vor, einfach fort zu gehen von diesem Ort, wo man nicht ordentlich gepflegt wird. Er redete so lange auf Gradsoleicht ein, bis dieser trotzig sagte: „Sollen sie doch sehen, wie sie ohne mich auskommen! Offensichtlich legt ja hier sowieso keiner mehr Wert auf mich!“
Und er ruckelte und zuckelte, bis er wieder ein Stück vorwärts kam. Der Kobold half ihm tüchtig, und bald waren sie aus dem Schuppen heraus und fuhren über die Weihnachtswolke.
Ein Engelchen, das gerade Backwerk zum Verpacken trug, rief: „Halt, Gradsoleicht, wo willst du denn alleine hin?“
Der Schlitten gab keine Antwort und fuhr mit erhobener Nase weiter.
Zwei Engel, die dabei waren, eine große Spielzeugkiste, die für ein Kinderheim bestimmt war, zur Verladerampe zu ziehen, riefen: „Halt, Gradsoleicht, wo willst du denn alleine hin?“
Auch ihnen antwortete der Schlitten nicht.
Drei Engel, die allerlei Christbaumschmuck zur Erde jonglierten, riefen: „Halt, Gradsoleicht, wo willst du denn alleine hin?“
Der Schlitten hob die Nase nur noch höher und fuhr weiter.
Das Christkind schaute aus seinem Haus und rief: „Halt, Gradsoleicht, wo willst du denn alleine hin?“
Nun antwortete der Schlitten: „Ich ziehe in die weite Welt, denn hier braucht man mich ja anscheinend nicht mehr!“
Und schon war er am Rand der Wolke angelangt. Hui!, ging es hinunter, immer tiefer und schneller abwärts! Gradsoleicht musste aufpassen, dass er sich nicht überschlug. Dabei konnte er natürlich nicht steuern, wohin er fuhr und landete auf einer mit hohem Gras bewachsenen Wiese.
Ups! Jetzt war er wohl beim Osterhasen gelandet. Er wollte wenden und zurückkehren, doch er saß im hohen Gras fest. Er rief nach dem Kobold, aber der kicherte nur und lief fort. Ja, so sind sie, die Kobolde.
Da stand er nun, der prächtige Weihnachtsschlitten ohne Geschenke mitten auf einer Sommerwiese. Sommerwiese? Dann kann es nicht die vom Osterhasen sein, der wohnt im Frühling. Also, wessen Wiese war das? Sie war nicht auf der Erde, das stand schon fest, denn der Rand der Wiese war von einem märchenhaft bläulichen Leuchten umgeben. Ein sicheres Zeichen für die Anwesenheit eines überirdischen Wesens. Aber wer konnte das sein?
Die Frage beantwortete sich selbst, denn plötzlich tauchte stampfend, stöhnend und schnaubend ein großes Rindvieh auf. Der Pfingstochse, der von allen gar so leicht vergessen wird! Er beäugte das nie gesehene Gefährt und muhte dumpf: „Wer bist du denn?“
Gradsoleicht verbeugte sich, so gut es ging und erwiderte: „Ich bin Gradsoleicht, der Weihnachtsschlitten“.
Der Pfingstochse umrundete mehrmals den Schlitten und rülpste dann: „Soso, der Weihnachtsschlitten. Ohne Geschenke?“
„Ist ja noch nicht Weihnachten“, konterte Gradsoleicht.
„Und ohne Rentiere?“
Das himmlische Gefährt zögerte, gab dann aber doch zu: „Bin ausgerissen“.
Der Ochse gab ein Geräusch von sich, das beinahe wie ein Pferdewiehern klang. „Du bist ausgerissen? Na, da bist du bei mir gerade richtig. Ich bin nämlich, und das weiß niemand, ein großer Kunstfreund und Sammler. Du bekommst einen Ehrenplatz in meiner Sammlung!“
Und er stieß den Schlitten mit seinen Hörnern und Hufen in ein finsteres Erdloch hinein.
Da konnte Gradsoleicht sehen, was der Pfingstochse so alles sammelte: verrostete Bierdosen, defekte Fahrradschläuche, aufgeweichte Illustrierte, die schon stanken und Zigarettenschachteln. Alles Sachen, die Menschen achtlos weggeworfen oder liegen gelassen hatten. Nein, hier gehörte er nicht hin!
Aber wie sollte er von hier wegkommen? Er stak mit den Vorderholmen fest in dieser engen Höhle. Da war auch mit dem heftigsten Ruckeln und Zuckeln nichts zu erreichen.
Auf der Weihnachtswolke indessen machte man sich Sorgen, wo der unentbehrliche Schlitten wohl gelandet sei. Engel wurden ausgeschickt, nach ihm zu suchen. Die Weihnachtszeit kam näher; und wie sollten denn sonst die Geschenke zu den Kindern gebracht werden?
Endlich sah der Engel Archibald die blanken Kufen Gradsoleichts aus der Erde ragen. Auf der Wiese des Pfingstochsen!
Der kam sofort herbei gestürmt, um den Gast zu begrüßen. Archibald bewunderte die schönen Blumenkränze, die der Pfingstochse an den Hörnern trug und die farbenfrohe Papiergirlande an seinem Hals. Er ließ sich auf ein längeres Gespräch mit dem eingebildeten Typen ein und wusste bald, wie er den Schlitten frei bekäme. Er packte den Ochsen bei seiner Sammelleidenschaft: „Hochverehrtester, Sie sollten nicht nur irgendetwas sammeln, das die Menschen liegen lassen. Sie sollten sich auf die vergessenen Dinge berühmter Leute spezialisieren! Ich weiß zum Beispiel, wo die Prinzessin Isolde ihre goldenen Kugel verloren hat“.
Archibald flüsterte den Namen des Ortes und der Ochse rannte sofort los, die Kugel zu holen, bevor sie ein anderer schnappt.
Jetzt konnte Gradsoleicht ungestört aus dem Erdloch befreit werden. Er schämte sich sehr, dass er so kopflos davon gelaufen war.
Der Engel aber tröstete ihn: „Es war eine schwere Entscheidung zu treffen. Du weißt, nur der beste Ingenieurengel darf dich warten und herrichten. Diesmal hatten sich vier Engel qualifiziert und es dauerte eine Weile, bis der Weihnachtsmann genau wusste, wem er dich anvertrauen kann. Beeilen wir uns lieber, es wartet viel Arbeit auf uns!“
Im Handumdrehen waren sie auf der Weihnachtswolke angekommen und auch in diesem Jahr kamen die meisten Geschenke zur rechten Zeit an.