Als die Frösche starben

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Alessa

Mitglied
Als die Frösche starben


Der nicht in Augen sieht,
wie ein schwarzer Hai
im Rosentau steckt.

Auf dem leeren Teller
liegen noch immer
Salz und Finger in Dreiecke.
Die Nächte sind gespalten
zu essen.

Mütter und Mönche schweigen
vor Wein und Knochen.
Sie brechen Lippen und lachen,
aber da glotzen die Frösche
längst nicht mehr hin.

Der sie auf seine Schultern legt,
gekreuzt ins Gefolge
mit widersachender Spur
bis ins Kinderreich führt.
 

Alessa

Mitglied
Da ich nicht weiß wie das mit dem Verlinken unterschiedlicher Textversionen funktioniert, kopiere ich hier die fälschlicherweise alte/neue Version hinein. Die Version von oben war ursprünglich die richtige.
Fett = falsches Wort (sagender)
richtig ist wie oben gezeigt = widersachender, weil es von Widersacher kommt

Als die Frösche starben


Der nicht in Augen sieht,
wie ein schwarzer Hai
im Rosentau steckt.

Auf dem leeren Teller
liegen noch immer
Salz und Finger in Dreiecke.
Die Nächte sind gespalten
zu essen.

Mütter und Mönche schweigen
vor Wein und Knochen.
Sie brechen Lippen und lachen,
aber da glotzen die Frösche
längst nicht mehr hin.

Der sie auf seine Schultern legt,
gekreuzt ins Gefolge
mit sagender Spur
bis ins Kinderreich führt.
 

lapismont

Foren-Redakteur
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Wenn Du Dein Werk (also den ersten Post im Thread) bearbeitest, wird beim Speichern automatisch die alte Version gespeichert und verlinkt.

cu
lap
 

Bernd

Foren-Redakteur
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Das geschieht, wenn die ersten Antworten da sind. Vorher kannst Du den Betrag ändern, ohne dass neue Versionen entstehen.
 
O

orlando

Gast
Hallo Alessa,
natürlich liegt mir dein wunderbares Gedicht schon seit längerer Zeit als Span im Auge. Bisher bin ich einem Kommentar jedoch aus dem Weg gegangen, weil der sich bei dir stets so zeit- und hirnintensiv gestalten muss. :D;)

Als die Frösche starben
Schon im Titel arbeitest du mit einem Symbol.
Der (lunare) Frosch steht für Fruchtbarkeit, Produktivität und Erotik. [Im Unterschied zur Trockenheit des Todes aufgrund seiner feuchten Haut auch für die Erneuerung des Lebens selbst.]

Der nicht in Augen sieht,
wie ein schwarzer Hai
im Rosentau steckt.
Aus meiner Sicht könnte es sich hier also um das Sterben einer Liebe / bzw. um das allmähliche Versiegen kreativer Kräfte handeln. Fische gelten als chthonisch - insbesondere natürlich ein schwarzer Hai.

Auf dem leeren Teller
liegen noch immer
Salz und Finger in Dreiecke.
Die Nächte sind gespalten
zu essen.
Das Dreieck gilt mit nach oben gerichteter Spitze als männlich; zeigt die Spitze nach unten als lunar und weiblich (in dieser Form natürlich auch ein Symbol des weiblichen Primärgeschlechtsmerkmales). Du sprichst von Dreiecken (Plural).
In einer anderen Lesart, unter Einbeziehung des Salzes (Beständigkeit Treue, Erkenntnis), setzt sich die Aussage der ersten Textgruppe fort: Leer geworden ist, was einmal war.
Mütter und Mönche schweigen
vor Wein und Knochen.
Sie brechen Lippen und lachen,
aber da glotzen die Frösche
längst nicht mehr hin.
Im näheren Umfeld (bei einer Selbstschau?) bleibt die Veränderung nicht unbemerkt, wird jedoch eher hämisch zur Kenntnis genommen. Im übertragenen Sinn: Erfahrung und Erkenntnis verfehlen ihre Ziele.
Der sie auf seine Schultern legt,
gekreuzt ins Gefolge
mit widersachender Spur
bis ins Kinderreich führt.
Nehmen wir hier das Kreuz als kosmisches Symbol (Weltzentrum, Ort der Kommunikation zwischen Himmel und Erde), kann es sich beim "Der" um die Schicksalsmacht oder um den übermächtigen Gefährten handeln, um Versuch und sein Scheitern, um Anfang und Ende. Und Neuanfang.
Der Kreis schließt sich also (siehe Titel).

Form und Inhalt schmiegen sich auch diesmal in- und aneinander.
Für mich ein perfektes Gedicht - obwohl ich mit Sicherheit nicht alles "verstanden" habe. :cool:
Hier geht es jedoch weniger um ein Verstehen, sondern um die Annäherung an ein Geheimins - das, was für mich gute Lyrik ausmacht.

Liebe Grüße
orlando
 

Alessa

Mitglied
Liebe orlando,

herzlichen Dank für Deine intensive Textarbeit, die ich zu lesen sehr interessant fand. Also die Herangehensweise, da kann ich noch was von lernen.

Ich freue mich natürlich auch über die Bewertung und darüber, dass Dir mein Gedicht gefiel. Dankeschön.

weil der sich bei dir stets so zeit- und hirnintensiv gestalten muss.
Umso mehr danke ich Dir, für die investierte Zeit und Hirnzellen.

Ja, der Frosch als Symbol: Du hast schon fast alles an Symbolik abgedeckt.

Der schwarze Hai dagegen trifft bei Dir noch nicht ins Schwarze. Aber das macht nichts, da Du in sich schlüssig einer anderen „Spur“ gefolgt bist. Was ich gut finde.

Auch mit der Offenlegung der Dreieckssymbolik hast Du fast alles abgedeckt.

Du sagst ja selbst, es geht gar nicht darum, des Dichters Geheimnis zu offenbaren. (Es liegt noch immer in Dreiecken, bei Mönchen, Fröschen, und in der "widersachender Spur".)

Ich hoffe, der Span wurde trotzdem erfolgreich aus Deinem Auge entfernt. :D

Liebe Grüße
Alessa





Randnotiz für alle Leser:
Meinen Beitrag vom 03. 09. 2014 19:58 nicht beachten. Die "richtige" Version ist die oben angezeigte.
 
O

orlando

Gast
Es könnte sich ebenso schlüssig um das Aussterben der Froschkönige handeln ... ;)
 



 
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