Als ich aus der Tür trete...

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Als ich aus der Tür trete, versperrt ein Satz mir den Weg.
„Wo kommst du her und wo willst du hin?“
Ich bleibe irritiert stehen, die Türklinke in der Hand. „Äh“, stammle ich, denn der Satz verlangt Beantwortung. Mehr fällt mir allerdings erst mal nicht ein. Dann versuche ich es mit „von oben und zur Arbeit?“. Ich mache einen winzigen Schritt nach vorn. Mir ist, als ob der Satz die Arme verschränkt und streng guckt.
„Ok, ok“, sage ich hastig und überlege. Wo komme ich her? Und wo will ich eigentlich hin? Ich lehne mich in die offene Tür und knibbele an meiner Unterlippe. Als es mir endlich klar ist, lächle ich. „Ich komme aus der Enge und möchte in die Weite“, sage ich und bin mir sicher.
Der Satz verneigt sich leicht und löst sich auf. Der Morgen ist hell. Ich mache mich auf den Weg.
 

steyrer

Mitglied
Ja, mit der ewigen Frage ist nicht zu spaßen. Das ist sehr schön gemacht.

Schöne Grüße
steyrer
 
Gefällt mir auch. Besonders das "... knibbele an der Unterlippe." Knibblen - ein Verb, das ich sehr lange nicht gehört habe! Aber, bitte schön, wie lehnt man sich in eine offene Tür? Da fällt man ja um! Oder mit der Tür ins Haus oder aus dem Haus heraus, je nach Anlehnungs-Richtung.

Dennoch, ein wirklich schöner Text.
MfG
Binsenbrecher.
 
Hah! :) Stimmt, in der offenen Tür kann man nicht lehnen, da hätte ich wohl besser den Türrahmen genommen, den ich eigentlich meinte... vielen Dank für den Hinweis!
Vielen Dank für die netten Antworten, das freut mich sehr.
Herzliche Grüße
Stachelbeermond
 



 
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