als ich heimkehrte

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Tula

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als ich heimkehrte

....................- I -

roch es im Kiefernhain wie früher
Vögel zwitscherten, im Ort glänzten
die Verkehrsschilder wie neu und
vor jedem zweiten Haus
kläffte ein besonders wachsamer Hund

überhaupt pulsierte das Leben
im Discounter, dem Hort avantgardistischer Unterhaltung
„Ick bin vor Dir dran, Du Penner!“ meinte der eine
und „Neun Euro fünfzig bitte“ die andere

ich zählte zum Zeitvertreib ihre Runzeln, denn
offenbar waren die meisten Kinder
irgendeinem Flötenspieler gefolgt, zum Glück
bemerkte niemand, dass ich selbst längst
Probleme mit der Kennung hatte

an den einen aber erinnerte ich mich gut
der trank damals sein Bier noch in der Kneipe
als ich vorbei-schlich, rief er mir hinterher
ich sei ganz der alte, so als wäre ich schon immer
ein Feigling gewesen


....................- II -

war tierisch was los:
in den Niederungen schlummerten Lämmer friedlich
unter Wölfen, im Teich schwammen die Goldfische
am Barsch vorbei und hoch über ihnen kämpfte ein Heer
von Einhörnern um den besten Platz am Spiegel

Geister polterten durch die Kammern
mit imperativen Geschwüren im Runendialekt
fleißige Fischer fischten frische Kröten
und ab und an hetzte eine Horde
Hellseher vorlaute Apostel über den Schindanger

schließlich fand ich meine Ruhe
in einer Stampe ohne Gäste, bis
dann doch einer kam, mich sah und mir siegesgewiss
seinen Schlachtplan in die Ohren geißelte

am nächsten Morgen übergab ich mich endlich
den Schmetterlingen


....................- III -

zog ich durch die Dämmerung
........erneut an jener Tür vorbei
................starrte ein Weilchen in den Himmel und wartete
........so lange auf ein Zeichen, bis sich
die Nacht in mir entlud
 

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Ein Text, der mich umhüllt wie die Nachtluft den Heimkehrer, lieber Tula!

Und die letzte Strophe ist zum Niederknieen schön!

Gernst gelesen!

Liebe Grüße,
fee
 



 
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