Najitzabeth
Mitglied
„Etwas gibt es noch, das ich dir sagen sollte!“ Xandor stand vor den Überresten der Burg Shatesdoor: „Außer mir weiß niemand, das du noch am Leben bist. Alle denken, du seist im Feuer des Drachen umgekommen...“
Kim blickte auf die Verfallenen Steine, die von hohem Gras überwuchert wurden.
Deswegen war Keith also nie gekommen um sie zu suchen, deswegen und weil das Tor in die andere Welt zerstört war...
Das Mädchen blickte auf und sah dem alten Mann neben ihr in die Augen. Dicke Augenringe hatte er von der langen, anstrengenden Reise hier her.
„Warum? Warum hast du es niemanden erzählt?“, Kim wartete darauf, das Xandor sie ansah.
„Weil ich es damals für das Beste hielt!“ Er trat einen Schritt vor und blieb wieder stehen, als hoffte er, dass sich die Ruine wieder aufrichtete.
Kim nickte, sie hatte ihn noch nie wirklich verstanden, stattdessen fragte sie: „Wo ist der Geheimgang?“ Die Angst beschlich sie, dass das Tor nur noch in eine Richtung offen war, und sie beide nun niemals mehr zurück konnten.
Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte antwortete Xandor ihr: „Keine Angst! Wir kommen schon wieder zurück.“, er lächelte: „Wir stehen mittendrin. Nicht nur der Gang, durch den du damals zu uns kamst ist das Tor nach Mysthika, sondern das ganze Schloss wurde einzig zu diesem Zweck erbaut!“
Kim fühlte ein kribbeln auf der Haut, als wollten die alten Steine, die rings um sie herum lagen und von den Zeiten träumten, als sie noch ein großes Schloss gewesen waren, Xandors Worte bestätigen.
Der Alte lächelte noch immer: „Wollen wir endlich nach Hause gehen?“
Sie nickte und blickte sich um. Kim sah auf das Feld und etwas weiter hinten konnte sie noch vereinzelte Bäume erkennen. Der Wind fuhr durch das Gras und wog es wie die Wellen des Ozeans. Hier hatte alles begonnen! Vor fünf Jahren war sie zum ersten Mal durch das Tor in eine andere Welt getreten und veränderte damit ihr ganzes Leben. Nun war sie hier um es noch einmal zu tun und dieses Mal war es endgültig. Es gab nichts, das sie in dieser Welt hielt. Seit damals wusste sie, dass nur Mysthika ihr Zuhause war und sie nirgends anders leben konnte oder wollte. Sie war hier um die Welt in der sie geboren worden war für immer zu verlassen.
Einen Moment dachte sie an ihre Mutter, doch dann erinnerte sie sich an den Gesichtsausdruck, als Kim sie gegen die Wand im Krankenhaus geschleudert hatte. Seitdem konnte sie ihr nicht mehr in die Augen sehen.
Sie drehte sich wieder um und nickte dem Seher zu, der geduldig auf sie wartete. Xandor trat weiter zwischen die Steine bis er beinahe aus Kims Gesichtsfeld verschwunden war. Sie folgte ihm schnell.
„Es ist nicht so einfach durch das Tor zu treten, wenn kein direkter Zugang besteht, aber mit ein paar Formeln funktioniert es genauso!“, erklärte er und begann von einem Stück Pergament etwas leise abzulesen. Kim konnte die Worte nicht verstehen und doch fühlte sie die Veränderung ihrer Umgebung. Die Welt um sie herum schien undeutlich und langsam substanzloser zu werden, während sie weiter durch die Ruine schritten. Kim bekam eine Gänsehaut, als ein kühler Luftzug sie berührte. Langsam hoben sich die verblassenden Steine vom Moos bewachsenen Boden und begaben sich wieder an ihren Ursprünglichen Platz zurück. Nach und nach entstand das alte Schloss um sie herum neu.
Es vergingen kaum Sekunden, bis Xandor und Kim in einem völlig Intakten Bankettsaal Shatesdoors standen. Doch dabei blieb es nicht. Die Welt um Kim herum wurde dunkel und irgendwie hatte sie das Gefühl durch dichten Nebel zu gehen. Plötzlich blieb Xandor stehen. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn. Kim ging zu ihm und hackte sich ein, um ihn zu stützen. Anscheinend war die Beschwörung doch anstrengender gewesen, als er zugeben wollte.
Xandor wischte sich mit seinem Hemdärmel die Stirn ab: „So da wären wir!“
Kim bemerkte eine mit Eisenornamenten vertäfelte Tür direkt vor ihnen. Sie erkannte die Sonne mit den gebogenen Strahlen in der Mitte. Das Symbol des Könighauses. Sie war tatsächlich wieder zurück! Kim schluckte. Ein dicker Klos machte sich in ihrem Hals breit. Bis hier her hatte sie nicht wirklich Verstanden, dass sie zurückkehren würde, doch jetzt, wo sie vor dieser Tür stand überwältigte sie das Gefühl. Noch nie, seit dem Tag vor fünf Jahren, als sie aus dem Koma aufgewacht war, war sie so glücklich gewesen. Sie fühlte, wie etwas aus ihr auszubrechen drohte. Kim verdrängte das Gefühl und ließ Xandor los. Sie ging zu der Tür und fuhr mit dem Finger die Konturen der Sonne nach. Rot wie Blut waren sie Gewesen, die Anstecknadeln an den Umhängen ihrer Freunde.
Sie erinnerte sich daran, wie Todie sie bewundert hatte und sich prompt damit in den Finger stach. So viele Erinnerungen drangen nun auf sie ein. Das Fremde in ihr kochte.
„Wir sollten sehen, dass wir weiter kommen. Man sollte nicht zu langen an diesem Zwischenort bleiben!“, Xandor kramte in seiner Tasche herum und holte sein weißes Gewand hervor. Dann holte er noch etwas für die junge Frau heraus und warf es ihr zu: „Damit wir nicht zu sehr auffallen!“ Er drehte sich um und begann sich um zu ziehen. Kim tat es ihm gleich. Er hatte ihr ein einfaches dunkelblaues Hemd mitgebracht, das schon beinahe ein Kleid war. Dazu passende Hosen und hohe Stiefel. Mit einem breiten Gürtel band sie sich das Hemd in der Taille zusammen. Es passte alles wie angegossen. Als letztes nahm sie den nachtblauen Umhang und legte ihn sich über die Schultern. Als Verschluss diente die Sonne. Kim streichelte über die glatte, glänzende Oberfläche. Alles schien ihr wie ein Traum und doch war es wahr. Kim verschloss die Brosche und fühlte sich für einen Moment wieder wie das 15-jährige Mädchen, das zum ersten Mal in ihrem Leben solch altertümliche Kleidung trug. Xandor kam zu ihr und deutete auf die Tür. Kim folgte ihm und trat aus dem finsteren Gang, der Zwischenwelt, heraus. Die spätherbstliche Sonne schien ihr ins Gesicht und der kühle Wind bauschte ihren Umhang. Sie traten auf einen hell erleuchteten Gang hinaus und sah sich einen Moment verwirrt um: „Wir... sind in Burg Lybra?“ Kim war erstaunt. Das letzte Mal, als sie durch den Geheimgang kam, war sie mitten im Wald aufgetaucht.
„Nevytar hat den Eingang wohl in den Beakerwald verlegt um es dir besonders schwer zu machen. Das hier ist der normale Weg!“ Xandor ging geradewegs weiter, zu den großen Fenstern, die zum Burghof hinaus zeigten. Der Seher sah hinaus, wandte aber schnell den Blick wieder ab und lief zügig weiter.
„Ich werde dich vorerst in der Stadt unterbringen!“, sagte der Seher, während er vor Kim in ein Treppenhaus einbog.
„Warum?!“
Er gab keine Antwort, irgendwie wirkte er plötzlich sehr nervös. Kim holte auf und ging jetzt neben ihm. Sie war es von ihm gewohnt, das er Fragen häufig nur vage beantwortete, doch aus keinem bestimmten Grund schien er es selbst nicht recht zu wissen. Vielleicht hatte er eine Vision, dachte Kim. Doch sie wusste, das es nicht so war, eine Vision hätte sie bemerken müssen. Sie fühlte sich einen Moment beunruhigt, doch Kim verwarf die üblen Gedanken und konzentrierte sich auf die Umgebung. Wie sehr sie das alles vermisst hatte. All die Gerüche, das alte Gemäuer, die Geräusche... Es war egal wo sie wohnte, sie war zurückgekehrt, dass war die Hauptsache!
Das Boot schwankte gefährlich, während es über den breiten See fuhr. Der Fährmann stöhnte und wischte sich den Schweiß von der Stirn, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.
Kim hatte die Kapuze weit in die Stirn gezogen. Sie wusste, das niemand sie erkennen würde und doch folgte sie Xandors Beispiel. Er hielt sein Gesicht ebenfalls hinter einer Kapuze verborgen. Kim war sich sicher das jeder ihn, trotz des schneeweißen Mantels, der ihn völlig verbarg, erkennen würde. Sie waren auf dem Weg in die Hauptstadt Phjenamo. Kim war niemals dort gewesen, doch sie hatte von Keith und Josh viel gehört, während ihrer Reise in den Norden des Landes und sie war neugierig auf das, was sie erwartete. Natürlich freute sie sich auch darauf Keith wieder zu sehen, doch das Gefühl des Glücks, wieder hier zu sein, war im Moment noch so überwältigend, dass es völlig ausreichte um ihr Freudentränen in die Augen zu treiben.
Kim rieb sich die Augen und sah in die Richtung, in die sie fuhren. Sie kamen dem Hafen immer näher, man konnte bereits die ersten Einzelheiten erkennen. Kim sah Treppen, die nach oben in die Stadt führten und die ersten Häuser.
Etwas zwischen diesen Häusern blitze auf. Dort oben am Ende der Treppe stand ein weißes Pferd mit riesigen ausgebreiteten Schwingen. Ein Einhorn, korrigierte sich Kim. Es war Saphira! Doch bevor Kim sich dessen bewusst wurde verschwand die Erscheinung als wäre sie nie da gewesen. Sie wollte Xandor sagen, was sie eben gesehen hatte doch ein starker Windstoß riss ihr und auch dem Seher die Kapuzen vom Kopf. Xandors Augen starrten ins Leere und seine Hände krallten sich in sein Gewand. Kim wusste, das er eine Vision hatte, sie musste das bereits einmal miterleben. Es dauerte keine Minute, bis er wieder zu sich kam und das Mädchen mit schockierten Gesicht ansah, dann wandte er den Blick ab und verbarg sein Gesicht in den Händen. Kim wollte ihn fragen was mit ihm los war. Sie hatte das furchtbare Gefühl, dass es etwas mit ihr zu tun habe. Der Blick, mit dem er sie ansah ging ihr nicht aus dem Kopf.
Xandor schluchzte: „Was habe ich nur getan!“, es war nur ein flüstern, trotzdem schrak Kim zurück, als habe er sie angeschrieen. Irgendetwas war geschehen und es war nichts gutes!
Kim blickte auf die Verfallenen Steine, die von hohem Gras überwuchert wurden.
Deswegen war Keith also nie gekommen um sie zu suchen, deswegen und weil das Tor in die andere Welt zerstört war...
Das Mädchen blickte auf und sah dem alten Mann neben ihr in die Augen. Dicke Augenringe hatte er von der langen, anstrengenden Reise hier her.
„Warum? Warum hast du es niemanden erzählt?“, Kim wartete darauf, das Xandor sie ansah.
„Weil ich es damals für das Beste hielt!“ Er trat einen Schritt vor und blieb wieder stehen, als hoffte er, dass sich die Ruine wieder aufrichtete.
Kim nickte, sie hatte ihn noch nie wirklich verstanden, stattdessen fragte sie: „Wo ist der Geheimgang?“ Die Angst beschlich sie, dass das Tor nur noch in eine Richtung offen war, und sie beide nun niemals mehr zurück konnten.
Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte antwortete Xandor ihr: „Keine Angst! Wir kommen schon wieder zurück.“, er lächelte: „Wir stehen mittendrin. Nicht nur der Gang, durch den du damals zu uns kamst ist das Tor nach Mysthika, sondern das ganze Schloss wurde einzig zu diesem Zweck erbaut!“
Kim fühlte ein kribbeln auf der Haut, als wollten die alten Steine, die rings um sie herum lagen und von den Zeiten träumten, als sie noch ein großes Schloss gewesen waren, Xandors Worte bestätigen.
Der Alte lächelte noch immer: „Wollen wir endlich nach Hause gehen?“
Sie nickte und blickte sich um. Kim sah auf das Feld und etwas weiter hinten konnte sie noch vereinzelte Bäume erkennen. Der Wind fuhr durch das Gras und wog es wie die Wellen des Ozeans. Hier hatte alles begonnen! Vor fünf Jahren war sie zum ersten Mal durch das Tor in eine andere Welt getreten und veränderte damit ihr ganzes Leben. Nun war sie hier um es noch einmal zu tun und dieses Mal war es endgültig. Es gab nichts, das sie in dieser Welt hielt. Seit damals wusste sie, dass nur Mysthika ihr Zuhause war und sie nirgends anders leben konnte oder wollte. Sie war hier um die Welt in der sie geboren worden war für immer zu verlassen.
Einen Moment dachte sie an ihre Mutter, doch dann erinnerte sie sich an den Gesichtsausdruck, als Kim sie gegen die Wand im Krankenhaus geschleudert hatte. Seitdem konnte sie ihr nicht mehr in die Augen sehen.
Sie drehte sich wieder um und nickte dem Seher zu, der geduldig auf sie wartete. Xandor trat weiter zwischen die Steine bis er beinahe aus Kims Gesichtsfeld verschwunden war. Sie folgte ihm schnell.
„Es ist nicht so einfach durch das Tor zu treten, wenn kein direkter Zugang besteht, aber mit ein paar Formeln funktioniert es genauso!“, erklärte er und begann von einem Stück Pergament etwas leise abzulesen. Kim konnte die Worte nicht verstehen und doch fühlte sie die Veränderung ihrer Umgebung. Die Welt um sie herum schien undeutlich und langsam substanzloser zu werden, während sie weiter durch die Ruine schritten. Kim bekam eine Gänsehaut, als ein kühler Luftzug sie berührte. Langsam hoben sich die verblassenden Steine vom Moos bewachsenen Boden und begaben sich wieder an ihren Ursprünglichen Platz zurück. Nach und nach entstand das alte Schloss um sie herum neu.
Es vergingen kaum Sekunden, bis Xandor und Kim in einem völlig Intakten Bankettsaal Shatesdoors standen. Doch dabei blieb es nicht. Die Welt um Kim herum wurde dunkel und irgendwie hatte sie das Gefühl durch dichten Nebel zu gehen. Plötzlich blieb Xandor stehen. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn. Kim ging zu ihm und hackte sich ein, um ihn zu stützen. Anscheinend war die Beschwörung doch anstrengender gewesen, als er zugeben wollte.
Xandor wischte sich mit seinem Hemdärmel die Stirn ab: „So da wären wir!“
Kim bemerkte eine mit Eisenornamenten vertäfelte Tür direkt vor ihnen. Sie erkannte die Sonne mit den gebogenen Strahlen in der Mitte. Das Symbol des Könighauses. Sie war tatsächlich wieder zurück! Kim schluckte. Ein dicker Klos machte sich in ihrem Hals breit. Bis hier her hatte sie nicht wirklich Verstanden, dass sie zurückkehren würde, doch jetzt, wo sie vor dieser Tür stand überwältigte sie das Gefühl. Noch nie, seit dem Tag vor fünf Jahren, als sie aus dem Koma aufgewacht war, war sie so glücklich gewesen. Sie fühlte, wie etwas aus ihr auszubrechen drohte. Kim verdrängte das Gefühl und ließ Xandor los. Sie ging zu der Tür und fuhr mit dem Finger die Konturen der Sonne nach. Rot wie Blut waren sie Gewesen, die Anstecknadeln an den Umhängen ihrer Freunde.
Sie erinnerte sich daran, wie Todie sie bewundert hatte und sich prompt damit in den Finger stach. So viele Erinnerungen drangen nun auf sie ein. Das Fremde in ihr kochte.
„Wir sollten sehen, dass wir weiter kommen. Man sollte nicht zu langen an diesem Zwischenort bleiben!“, Xandor kramte in seiner Tasche herum und holte sein weißes Gewand hervor. Dann holte er noch etwas für die junge Frau heraus und warf es ihr zu: „Damit wir nicht zu sehr auffallen!“ Er drehte sich um und begann sich um zu ziehen. Kim tat es ihm gleich. Er hatte ihr ein einfaches dunkelblaues Hemd mitgebracht, das schon beinahe ein Kleid war. Dazu passende Hosen und hohe Stiefel. Mit einem breiten Gürtel band sie sich das Hemd in der Taille zusammen. Es passte alles wie angegossen. Als letztes nahm sie den nachtblauen Umhang und legte ihn sich über die Schultern. Als Verschluss diente die Sonne. Kim streichelte über die glatte, glänzende Oberfläche. Alles schien ihr wie ein Traum und doch war es wahr. Kim verschloss die Brosche und fühlte sich für einen Moment wieder wie das 15-jährige Mädchen, das zum ersten Mal in ihrem Leben solch altertümliche Kleidung trug. Xandor kam zu ihr und deutete auf die Tür. Kim folgte ihm und trat aus dem finsteren Gang, der Zwischenwelt, heraus. Die spätherbstliche Sonne schien ihr ins Gesicht und der kühle Wind bauschte ihren Umhang. Sie traten auf einen hell erleuchteten Gang hinaus und sah sich einen Moment verwirrt um: „Wir... sind in Burg Lybra?“ Kim war erstaunt. Das letzte Mal, als sie durch den Geheimgang kam, war sie mitten im Wald aufgetaucht.
„Nevytar hat den Eingang wohl in den Beakerwald verlegt um es dir besonders schwer zu machen. Das hier ist der normale Weg!“ Xandor ging geradewegs weiter, zu den großen Fenstern, die zum Burghof hinaus zeigten. Der Seher sah hinaus, wandte aber schnell den Blick wieder ab und lief zügig weiter.
„Ich werde dich vorerst in der Stadt unterbringen!“, sagte der Seher, während er vor Kim in ein Treppenhaus einbog.
„Warum?!“
Er gab keine Antwort, irgendwie wirkte er plötzlich sehr nervös. Kim holte auf und ging jetzt neben ihm. Sie war es von ihm gewohnt, das er Fragen häufig nur vage beantwortete, doch aus keinem bestimmten Grund schien er es selbst nicht recht zu wissen. Vielleicht hatte er eine Vision, dachte Kim. Doch sie wusste, das es nicht so war, eine Vision hätte sie bemerken müssen. Sie fühlte sich einen Moment beunruhigt, doch Kim verwarf die üblen Gedanken und konzentrierte sich auf die Umgebung. Wie sehr sie das alles vermisst hatte. All die Gerüche, das alte Gemäuer, die Geräusche... Es war egal wo sie wohnte, sie war zurückgekehrt, dass war die Hauptsache!
Das Boot schwankte gefährlich, während es über den breiten See fuhr. Der Fährmann stöhnte und wischte sich den Schweiß von der Stirn, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.
Kim hatte die Kapuze weit in die Stirn gezogen. Sie wusste, das niemand sie erkennen würde und doch folgte sie Xandors Beispiel. Er hielt sein Gesicht ebenfalls hinter einer Kapuze verborgen. Kim war sich sicher das jeder ihn, trotz des schneeweißen Mantels, der ihn völlig verbarg, erkennen würde. Sie waren auf dem Weg in die Hauptstadt Phjenamo. Kim war niemals dort gewesen, doch sie hatte von Keith und Josh viel gehört, während ihrer Reise in den Norden des Landes und sie war neugierig auf das, was sie erwartete. Natürlich freute sie sich auch darauf Keith wieder zu sehen, doch das Gefühl des Glücks, wieder hier zu sein, war im Moment noch so überwältigend, dass es völlig ausreichte um ihr Freudentränen in die Augen zu treiben.
Kim rieb sich die Augen und sah in die Richtung, in die sie fuhren. Sie kamen dem Hafen immer näher, man konnte bereits die ersten Einzelheiten erkennen. Kim sah Treppen, die nach oben in die Stadt führten und die ersten Häuser.
Etwas zwischen diesen Häusern blitze auf. Dort oben am Ende der Treppe stand ein weißes Pferd mit riesigen ausgebreiteten Schwingen. Ein Einhorn, korrigierte sich Kim. Es war Saphira! Doch bevor Kim sich dessen bewusst wurde verschwand die Erscheinung als wäre sie nie da gewesen. Sie wollte Xandor sagen, was sie eben gesehen hatte doch ein starker Windstoß riss ihr und auch dem Seher die Kapuzen vom Kopf. Xandors Augen starrten ins Leere und seine Hände krallten sich in sein Gewand. Kim wusste, das er eine Vision hatte, sie musste das bereits einmal miterleben. Es dauerte keine Minute, bis er wieder zu sich kam und das Mädchen mit schockierten Gesicht ansah, dann wandte er den Blick ab und verbarg sein Gesicht in den Händen. Kim wollte ihn fragen was mit ihm los war. Sie hatte das furchtbare Gefühl, dass es etwas mit ihr zu tun habe. Der Blick, mit dem er sie ansah ging ihr nicht aus dem Kopf.
Xandor schluchzte: „Was habe ich nur getan!“, es war nur ein flüstern, trotzdem schrak Kim zurück, als habe er sie angeschrieen. Irgendetwas war geschehen und es war nichts gutes!