Alte Bücher

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JANKO

Mitglied
Alte Bücher

Schön waren Bücher
sorgsam in Leder gebunden.
Goldgeprägt wurden Lieder
glücklich gesucht und gefunden.
Vor der konsumverrückten Neuzeit
konnten Musen in Muße gesunden,
flügelleicht hilfreich, gescheit,
irgendwo schwingend im WeißWolkenBlau.

Aber jetzt schweigen
Bände, grau und verstaubt.
Als ob Vögel erschrecken,
dürfen sie flüchtig sich zeigen
im Gelände dickichter Hecken.
Ach, könnten wir eure Seiten
wieder altmodisch wenden,
wie HarfenSpielFinger fühlend begleiten

und nicht wie heute Buchbinder,
bangend beim Tanz auf MessersSchneiden,
mit AutomatenStahlHänden
Texte abtrennen und leimen,
als ritte der Schnitter und Schinder
über die kriegsmüde Erde im Rausch
und risse die Edlen in Stücke.
Wer, also bitte, gießt Tränen zu Reimen!
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,

einige nette Wortschöpfungen in einem Text, der m.E. leider nichts lyrisches hat, was die Inversion in V2Z4 um so hässlicher macht.
Den Sinn einiger Bilder suche ich immer noch, ebenso wie die Kernaussage. Auch sprachlich vermisse ich eine gewisse Stringenz. Die Mischung aus sehr altmodischen Begriffen, Worschöpfungen und planlosen grammatikalischen Wirrungen (die den Text zerreissen und ins Nichts führen) kann mich nicht überzeugen. Die Sprache wirkt auf mich gekünstelt.

Die Reime haben sind hier vollkommen funktionslos und laufen sogar Gefahr, vollkommen übersehen zu werden. Sie finden ohne Rhythmus keinerlei Aufmerksamkeit.

Es wird keine Spannung aufgebaut, es entwickelt sich trotz der Länge keine Dramaturgie und der Schluss kommt für mein Empfinden aus dem Nichts und hängt völlig in der Luft.

Sorry, ich schreibe das nicht gerne, da ich das Gefühl habe, Du hättest dir hier Mühe gegeben aber zumidest für mich als Leser war sie vollkommen umsonst und ich schreibe hier keinen Schmu, das ist nicht der Sinn dieser Seiten...
Ich hoffe, Du kannst meinen harschen Worten ein paar Hinweise entnehmen.

Gruss


Jürgen
 
K

kal

Gast
hallo janko,
mir gefällt der mix, muss mich aber leider stellenweise jote anschließen!

weißwolkenblau ... ist zu dick aufgetragen.
meine zweite empfindung war: ich würde die erste strophe ganz weglassen.


sind nur verbesserungsvorschläge. es wäre schade, so wie jote sagt, wenn man so lassen würde.


trotzdem gern gelesen
und lg
kal


ps: von mir 6 ... vill spornt sie dich an :)
 

JANKO

Mitglied
Grüß Gott, JoteS!
Ein Gedicht gefällt -oder eben nicht. Klaro!
Da Du aber dankenswerter Weise ausführlich
bist, will ich -ohne Dich von Deiner Meinung
abbringen zu wollen- auch etwas mehr antworten.

Schau auf den Titel, -bitte!
Warum tadelst Du die "Verwendung altmodischer
Begriffe" bei diesem Sujet? Modernität um jeden
Preis?
Die "Zerrissenheit" des "hässlichen" Textes
entspricht, der des LI gegenüber dem Zeitgeist.
Es ist Krieg, Bücher werden vernichtet(S3).
"Grammatikalische Wirrungen"? Für SMSler sicher.
"Unauffälige Reime" sind doch natürlicher als
auffälige. Du aber monierst gleichzeitig "ge-
künstelte" Ausdrucksweise.
Ich gebe zu, der Begriff "funktionsloser Reim"
ist mir völlig neu.
Der Schluß -nach Deinem Empfinden "hängt in der
Luft"- ist nicht lustig, sondern zum Weinen.

Apropo: Ein Bißchen Spaß muß sein:
Die "hässliche Inversion" macht Deine Kunst der
"harrschen Kritik" nicht gerade hübscher. Sie
läuft Gefahr als kontraproduktiver "Schmu" zu
landen, "was nicht Sinn dieser Seiten sein sollte".
Frieden?
 

JANKO

Mitglied
Grüß Gott, kal!
Danke fürs Lesen und für den Kommentar!
Die S1 kann ich nicht weglassen, weil
der nostalgische RückBlick des LI auf
die vermeintlich "goldenen Zeiten" der
Anlaß für das Gedicht sind und weil
der für Leser nicht erkennbare Bezug
zum Original, -es ist eine ÜberSetzung-
verloren ginge.
"WeißWolkenBlau" ist tatsächlich sehr,
sehr schwülstig. Im Urtext zwar s.ähnl.
vorkommend, sollte es die Verklärung
der Vergangenheit durch LI klarer ver-
mitteln.
HauptSchwierigkeit ist, den Sinn so zu
erhalten, daß er bei der RückÜbersetzung
in die OriginalSprache noch sichtbar ist.
VerbesserungsPotential bleibt, nur Zeit?
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Naja, was Kastrationsangst hier verloren hat, weiss ich immer noch nicht :rolleyes: :

"und nicht wie heute Buchbinder,
bangend beim Tanz auf MessersSchneiden,"
 

JANKO

Mitglied
Auf MessersSchneide ist eine auch dir
bekannte Metapher und läßt viele Inter-
pretationen zu, z.B.hire and fire, ex
und hop, Tod oder Leben, Beruf od. Job,
Sein od.Nichsein usw.
KastrationsÄngste werden nicht auf
sondern eher unter dem Messer empfunden,
denke ich.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
JAKO,

Mir ging es nicht um die Redensart "auf Messers Schneide" sondern um den TANZ auf Messers Schneide. Jener ergibt ein Gesamtbild, das ganz sicher nichts hervorruft, was Du zum Ausdruck bringen wolltest. Daher auch meine Anmerkung bezüglich der Kastrationsangst.

Ich wollte Dir lediglich anraten, in Zukunft etwas bewusster mit Metaphern umzugehen. Dazu visualisiert man sie.

Es ist ja gerade diese Visualierung, die einer Metapher ihre Kraft verleiht. Die Verwendung von Metaphern ist ein Eiertanz, womit wir im Zusammenhang mit Deinen Werken schon wieder beim Thema Kastrationsangst angelangt wären... :D

Gruss

Jürgen
 



 
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