Altes Dorf

van Geoffrey

Mitglied
Altes Dorf

Pochenden Herzens
Beschreite stille
Die Straßen deiner Kindheit.
Hinter den Fenstern
Der alten Häuser
Ahnst du das Glück und das Leid
Wie ein neues Schauspiel
Auf alter Bühne.
Es ist immer noch dein Dorf
Und das Leben erneuert sich
Wie ein stummer Appell
Mit jedem Sonnenaufgang.
O stilles Kirchlein,
Wie stiegen in deinen Mauern
Stumme Seufzer und Hoffnungen
Empor zu Gott.
Jugend, verklungenes Lachen bist du,
Und reif und grau geworden
Möchte ich dich fassen
In ein einzelnes Bild.
Kinderlachen und das Mahnen einer Mutter
Bricht mit der Zudringlichkeit des Lebens
Die Pforte auf
Zu meinem einsamen Sinnen.
 

revilo

Mitglied
[red]mit[/red][red] p[/red]ochende[red]m[/red] Herzens
[red][red]g[/red]ehe [red]ich [/red]leise[/red]
[red]auf den [/red]Straßen deiner Kindheit.
[red]hinter[/red] den Fenstern
[red]der[/red] windschiefen Häuser
[red]a[/red]hnst du das Leben
[strike]Wie ein neues Schauspiel
Auf alter Bühne.[/strike]

[strike]Es ist [/strike]immer noch dein Dorf
[strike]Und[/strike] das Leben [red]erfindet[/red] sich [red]neu
[/red][red]w[/red]ie ein stummer Appell
[red]mit[/red] jedem Sonnenaufgang.
O stilles [red]Haus Gottes
[/red][strike]Wie stiegen [/strike]in deinen Mauern
[red]s[/red]tumme Seufzer und Hoffnungen
[strike]Empor zu Gott.[/strike]

Jugend, [red]vergorenes [/red]Lachen bist du,
[strike]Und [/strike]reif und grau geworden
[red]m[/red]öchte ich dich [red]malen
[/red][red]in einem einzelnen Bild[/red].
Kinderlachen und das Mahnen einer Mutter
[red]stößt[/red] [strike]mit der Zudringlichkeit des Lebens [/strike]
[red]die[/red] Pforte auf
zu [red]mir[/red]

ich hab mich mal bemüht, das allzu Salbungsvolle aus dem Gedicht zu nehmen.....Vielleicht kannst du damit etwas anfangen...aber ich finde vieles zu bombastisch und zu übertrieben....

LG revilo
 

chrissieanne

Mitglied
Also - ganz ehrlich. Abgesehen davon, dass ich diese Rotstiftmentalität hier noch nie mochte - aber bitte.

Das hier ist m.E. eine echte Anmaßung. Einen Text - du kannst ihn ja mögen oder nicht - quasi völlig umzuschreiben.
Total respektlos - finde ich.
 

revilo

Mitglied
Respektlos? Finde ich nicht. Ich bastele öfter an Gedichten herum, anstatt einen Kommentar zu schreiben. Das sind nur Vorschläge und Gedanken. Ob diese angenommen werden, liegt ganz beim Autor. Wenn er es nicht macht: Gut. Wenn er es macht: Auch gut.

Meine beliebtesten " Opfer " sind Anbas und Karl. Und diese beiden Malefizbuben haben offensichtlich nichts dagegen, wie du hier auch nachlesen kannst.

Ich persönlich freue mich, wenn jemand an meinen Gedichten schraubt,weil ich dadurch nur lernen kann.

Respektlos finde ich vielmehr, auf einen Kommentar nicht zu antworten. Hierüber hat Anbas im Forum einen sehr guten Beitrag geschrieben. Ich kann mich allerdings nicht mehr an den Titel erinnern.

LG revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
um himmels willen!

ich wäre glücklich, wenn ich solche umfangreichen und sorgfältigen kommentare zu meinen versen bekäme, oder richtiger: ich bin dankbar gewesen, wenn das geschah, aber es geschieht selten.
manchmal gehen gute lieder in der lupe unter, es gibt einige kaum kommentierte klunker. ich gebe zu, daß ich manchmal auch lieber schweige, anstatt so einen erigierten vivat-daumen unter ein gutes gedicht zu hängen, ein like o.ä.
aber zum wörtlich sorgfältigen kleinklein der kommentare sind ja auch die roten und blauen farben der menüpalette bereitgestellt worden, wenn ich das richtig verstehe. das ist, denke ich, so gemeint, es ist so gewünscht, und die kommentierten freuen sich meistens.
wenn etwas danebengeht, ist es sache weiterer kommentatoren, am kommentar widerum rumzustreichen, wangen zu röten, fell zu bläuen, quoten zu quoten, und so weitern ... ...
 

van Geoffrey

Mitglied
Hallo, revilo!

Da hast du dir ja viel Arbeit mit meinem Text gemacht.
Manches hast du mißverständlich aufgefaßt.
Es handelt sich um einen inneren Monolog. Ich sehe das Dorf meiner Kindheit wieder und rede zu mir selber.
Du beziehst dich auf Stilfragen, die ich im Grunde nicht diskutieren will. Ich wähle die passenden Worte, die das, was ich sagen will, am besten transportieren.

"gehe ich stille" ist nicht das gleiche wie "gehe ich leise", denn es drückt stummes, in sich gekehrtes Gehen aus.

Die "alten Häuser" sind nicht etwa baufällige Häuser sondern altbekannte oder einfach an Jahren alte Häuser.

Du streichst "Wie ein neues Schauspiel auf alter Bühne" und nimmst dem Text einen wesentlichen Teil seiner Aussage. Die Alten sind gestorben und die Jungen bewohnen die alten (altbekannten) Häuser. Oder die einen sind abgewandert und andere sind zugewandert und ziehen Kinder groß. Eben ein neues Schauspiel auf alter Bühne.

Im "Leben, dass sich mit jedem Sonnenaufgang erneuert" steckt das Staunen über jeden neuen Tag, während der trendige, inflationär gebrauchte Begriff "erfindet sich neu" für mich sperrig und durch übermäßigen Gebrauch entwertet erscheint.

Das "Haus Gottes" finde ich schön und treffend gesagt, aber man soll mir die kindlichen Emotionen, die in dem "Kirchlein" stecken nicht nehmen, da es verständlich ist, dass mit den Erinnerungen an die Jugend auch kindliche Emotionen hochkommen.

Das "vergorene Lachen" wollen wir der Käserei überlassen.

Etwas in ein Bild fassen bedeutet gleicherweise es beschreiben oder malen, in irgendeiner Form darstellen. Ein Bild malen drückt nicht das gleiche aus.

Die "Zudringlichkeit des Lebens" ist eine Aussage über das Leben schlechthin und würde mir - als einsam Sinnenden - fehlen.

Wenn das Gedicht für dich bombastisch ist, ergeht es mir wie dem Wanderhändler, der seine Ware feilbietet, und schließlich ohne Verkaufsabschluß weiterziehen muß.

"Eines ziemet nicht dem andern." Muß ja auch nicht.

LG,

Roman
 

revilo

Mitglied
Hallo Roman, besten Dank für die Erläuterungen. Ich habe es nicht bös gemeint. Wenn dir das Gedicht so wie es ist gefällt, dann ist das völlig ok.

Lg revilo
 

Monochrom

Mitglied
Is mal was andres.

Nur:

Und das Leben erneuert sich
Wie ein stummer Appell
Mit jedem Sonnenaufgang.

Wenn sich das Leben so schnöde und gelangweilt erneuert, dann habe ich was verpasst. Meistens ist es laut, stinkt, kotzt, säuft, schreit und macht Unsinn...und damit meine ich nicht nur Kleinkinder ;)

Bis denne,
Monochrom
 
O

orlando

Gast
Hallo, van Geoffrey,
ich mag das Gedicht irgendwie. Es zeigt einen nostalgischen Reiz.
Jedoch könnte/sollte es m. E. anders gegliedert und verdichtet werden.
Mein Vorschlag:

Altes Dorf

Kinderlachen
und das Mahnen
einer Mutter
brechen die Pforte auf

Mit Bangen begehst du
die Straßen deiner Kindheit
Ahnst
hinter den Fenstern
Glück und Leid -
ein neues Schauspiel auf alter Bühne

Ist immer noch dein Dorf
ein stummer Appell
mit jedem Sonnenaufgang

Dies stille Kirchlein

Wie stiegen in seinen Mauern
Gebete und Seufzer empor
zum schweigenden Gott
ach

ein verklungenes Lachen bist du
Jugend
möchte dich fassen

in einem
Bild
Nun fragst du dich sicherlich: "Warum dies alles?"
Inhaltlich versuche ich den Kreis zu schließen, der ja mit dem Aufbruch der Pforte beginnt und dem Nachklang der Gedanken.
Formal bin ich um einen Sinnzusammenhang der Versgruppen bemüht. -
Lyrik ist ja durch Segmentierungen und Pausen gekennzeichnet, die nicht unbedingt formgebundener Syntax folgen müssen, sondern eher eigenständig dahertänzeln sollten.
Der Verdichtungsprozess erklärt sich durch ein gefühltes Übermaß an Adjektiven und - wie auch schon von meinen Vorrednern bemängelt, durch zuviel Pathos in der Rede.
Etwas Pathos ist bei einem solchen Gedicht natürlich dienlich, aber es sollte mehr zwischen den Zeilen stehen.

Nachklapp: Ich erwarte nicht (oder erhoffe mir gar), dass du die vorgeschlagenen Änderungen 1 : 1 umsetzt, wünsche mir aber im Stillen, dass meine Arbeit nicht ganz umsonst war und du jetzt (oder beim nächsten Mal) diese Dinge reflektierst.
Talent bescheinige ich dir gern. Doch fehlt es dir noch an Erfahrungen und Kenntnissen im Formalen.
Letztere lassen sich erlernen, erstere ergeben sich automatisch: Beides dauert.

Es hat mir Spaß gemacht, mich ausführlich mit deinem Gedicht zu beschäftigen.
orlando
 

van Geoffrey

Mitglied
Blickwinkel

Hallo, Monochrom!

"Das Leben erneuert sich" - damit meine ich die Lebenskraft, die morgens, nach dem Schlaf, erneuert scheint. Diese Lebenskraft erscheint mir in sich ein Appell zu sein, das Leben, die Lebenskraft gut zu gebrauchen.
Deine Definition paßt auch - es ist eben eine anderer Blickwinkel auf das gleiche Phänomen. Ist wohl auch eine Stilfrage, oder eine Frage der Intentionen, denen man folgt.

LG
 

van Geoffrey

Mitglied
sehr schön!

Hallo, Orlando!

Schön, wieder von dir zu lesen.
Das Gedicht, wie du es umgewandelt hast, ist wirklich einfühlsam gemacht und gefällt mir.
Ich lasse es gerne als gleichwertig neben der ursprünglichen Version stehen.
Gerade das Kinderlachen und das Mahnen der Mutter brechen die Situation eines Mannes, der wieder durch das Dorf seiner Kindheit und Jugend geht, und darüber ins Nachdenken kommt, auf und befreien ihn aus seinem verschlossenen Grübeln.
Das ist die Zudringlichkeit des Lebens: sie läßt dir keine Zeit zur Besinnung und verlangt tatkräftiges Anteilnehmen an der Gegenwart. Denken wir nur an Kinder, wie man hinter ihnen her sein muß, damit nichts passiert.
So habe ich diese Zeilen gerne und recht bewußt an das Ende des Gedichts gesetzt als einen Anfang im Ende. Das Grübeln endet und das vitale Leben verlangt nach seinem Recht.

Was du über Segmentierung und Pausen sagst, auch die Art, wie du mein Gedicht bearbeitet hast, will ich mir hinter die Ohren schreiben.

Ich gebe zu, dass ich mich gerne in gwollter Kunstlosigkeit ergehe. Ich vergleiche meinen Produktionsvorgang mit dem Ausleeren der "Schatzkiste" eines Kindes. Es mag eine kleine Büchse sein, in das Kinder ihre kleinen Kostbarkeiten tun, um die Büchse dann zum Spielen einfach umzudrehen, so dass die Kostbarkeiten herauspurzeln.
Recht ähnlich schreibe ich meine Gedichte. Da nehme ich selten große Anstrengungen auf mich, an der Form zu arbeiten, was wohl als Nachteil empfunden wird.
Auch das Übermaß an Pathos ist eine Einschätzung, die mich nicht zum ersten mal trifft.
Mir ist bewußt, dass der Ausruf O aus der Mode gekommen ist.
Und doch halte ich gewissermaßen instinktiv daran fest.
"Dass O ist das Stammeln der Seele." rechtfertige ich das für mich selber.
Deine Version des Gedichts werde ich noch in Ruhe auf mich wirken lassen.

LG,

Roman
 
O

orlando

Gast
Recht ähnlich schreibe ich meine Gedichte. Da nehme ich selten große Anstrengungen auf mich, an der Form zu arbeiten, was wohl als Nachteil empfunden wird.
Das i s t ein Nachteil, Roman. Mit der sog. Bauchdichterei wirst du nicht weit kommen.
Die Form ist das Gedicht (Benn).

Dargestellte Inhalte, egal, ob jetzt aus Freude, Trauer, Angst oder gar Todessehnsucht geboren, kann eigentlich jeder in mehr oder minder ausgeprägter Stärke nachempfinden.
Lyrik wird erst daraus, wenn diese Gefühle in eine Form gebracht werden, die jene Inhalte autochthon machen, ihnen das passende Outfit geben und aus diesem Zusammenspiel ein Faszinosum erzeugen.
Vor dieser Arbeit bleibt ein Text "nur" Entwurf.

Versuch mal, dein nächstes Gedicht in Versgruppen zu ordnen.
Dannschaunwama ...

LG, orlando
 

Ralf Langer

Mitglied
Leider nicht viel zeit
Aber ein statement muss ich hier lassen
Heidrun hat deinem gedicht. Den weg gewiesen.
Du musst die form , wahren,
Talent ist zur genüge vorhanden
Lg
Ralf
 

van Geoffrey

Mitglied
Gehversuche

Hallo, Ralf und Heidrun!

Ich habe schon die ersten Gehversuche in Sachen Form gemacht wie ein Kind in zu engen Schuhen und schulde es der Welt, das niemals zu posten ...
Seltsam, dass ich mich zugleich mit dem Arbeiten an der Form die Verpflichtung überkommt, auf das Versmaß zu achten und - wenn möglich - zum Reim zurückzukehren. Da habe ich wohl eine Untersektion im Oberstübchen angeklickt ...



LG

Roman
 



 
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