Lieber Minotaurus!
Ich dachte, als ich den Titel in der Liste sah: Ah, endlich meldet sich mal ein Altsprachler zu Wort und wird etwas aus der Bibliothek holen, die wir "Altes Testament" nennen.
War deshalb ein wenig enttäuscht, daß da nur das alte Gandhi-Argument in Form eines Vierzeilers auftaucht.
Nichts von den genialen Erzählungen der Bücher Genesis, Richter und Könige, nichts von den Gedichten des Jesajah-Buches, des Hohen Lieds, der Psalmen, nichts von den Rätseln der archäologischen Stratigraphie der Texte mit ihren Tiefen und Untiefen.
Das ist nicht das "Alte Testament in heutiger Sicht", sondern nur ein kleines Nebenargument in der Diskussion der Rechtsprinzipien: Rückspiegelung der Tat in den Täter oder Wiedergutmachung der Schäden, die der Täter angerichtet hat. Wobei die "heutige Sicht" noch lange nicht bei der bloßen Wiedergutmachung angekommen ist, sondern immer noch die Vergeltungs-Aspekte beibehält.
Für die eigenen Vergeltungsansprüche ist das Lyri Deiner "heutigen Sicht" blind. Wahrscheinlich fehlt ihm ein Auge.
grusz, hansz