Altweibersommer am Fuß der Alb

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Walther

Mitglied
Altweibersommer am Fuß der Alb


Welcher blaue Himmel hat sich so gemalt?
Krähen streiten mit dem Roten Milan, schreien.
Wolken schämen sich und bilden kleine Reihen,
Und die Sonne ist in guter Stimmung, strahlt

Heiter, so als wäre dieses Dasein Lachen,
Freude pur. Die Krähen stoßen hoch und nieder.
Dort, ein Schmetterling am fast verblühten Flieder,
Spielt noch Sommer. Ich pack meine sieben Sachen,

Schnür die Siebenmeilenstiefel: Raum gewinnen,
Will mich rasch noch ändern und mich neu besinnen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
wwwwwww

Schön, sehr schön, dieses Liedchen!
Wir sind ja alle ganz erschlagen, resignieren vor Rilkes Dictum, uns nun "kein Haus mehr" zu bauen, aber dieser Sommer-Nachhall evoziert bei Dir ein anderes Fazit (und ich stimme Dir zu):
Schnür die Siebenmeilenstiefel: Raum gewinnen,
Will mich rasch noch ändern und mich neu besinnen.
Du scheust Dich nicht, spielerisch (fast) zu stolpern: Sich zu ändern - das macht man ja eigentlich nicht "rasch noch", und sich zu besinnen gleichfalls kaum so im Nachhinein des Nachsommers. Aber es paßt zu den Wolken, die sich in kleinen Reihen schämen. Trifft gut.
Auf meinem Balkon, wo die Tomaten krank verbraunen und die Kaiserwinden schnell noch mit dem blauen Himmel um die Wette blühen, obwohl ihre Blätter verbleichen, suchen Bienen und ja: Schmetterlinge letzten Nektar. Aber vor allem der Efeu an der Stadtmauer ist von Bienen durchschwärmt wie Obstbäume im Frühling. Ein wwwwwwwildes Summen, bedrohlich wwwwwwweich.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo walther,

ich schließe mich mondnein an.

gefällt mir sehr

eben mal kein abgesang, sondern der spätsommer
als motivator, als schlüsselerlebnis zu einem
"spontanen" aufbruch...

ralf
 

Walther

Mitglied
Hallo Mondnein,

das brausen der bienen am rhododendron, der zum zweiten mal rot blüht, habe ich nicht erwähnt, da nicht genügend platz dafür war. man kann die zahl der beispiele dieses späten, fast trotzigen, aufblühens der natur verlängern.

es freut mich, daß du dich auf dieses verswerk anläßt. es geht, du hast das gut erahnt, ja nicht eigentlich um den altweibersommer. es geht um das leben.

aber es ist schön, in der sonne und der hoffnung zu schwelgen - und wir bekommen ja am wochenende eine weitere verlängerung, wenn die wetterfrösche das richtig prophezeien.

lg w.


hi Ralph,

auch dir lieben dank für deinen eintrag. stay tuned!

lg w.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

Krähen, der Rote Milan

--- Milan betone ich auf der zweiten Silbe, dann hakt es ein bisschen im Metrum ;) Aber vielleicht ist das auf der Alp ja anders :) ---

und die Schmetterlinge - ein tierlieb beobachteter Altweibersommer. Gut gefällt mir auch die Aufbruchsstimmung trotz des nahenden Herbstes.

Gerne gelesen

Herbert
 

Walther

Mitglied
Altweibersommer am Fuß der Alb


Welcher blaue Himmel hat sich so gemalt?
Krähen streiten mit der Gabelweihe, schreien.
Wolken schämen sich und bilden kleine Reihen,
Und die Sonne ist in guter Stimmung, strahlt

Heiter, so als wäre dieses Dasein Lachen,
Freude pur. Die Krähen stoßen hoch und nieder.
Dort, ein Schmetterling am fast verblühten Flieder,
Spielt noch Sommer. Ich pack meine sieben Sachen,

Schnür die Siebenmeilenstiefel: Raum gewinnen,
Will mich rasch noch ändern und mich neu besinnen.
 

Walther

Mitglied
lieber Herbert,

danke für deine eintrag. ich habe die angesprochene passage durch "der Gabelweihe" ersetzt. jetzt paßt das metrum genau.

je gegend scheint das anders ausgesprochen zu werden.

daß dir sonst mein kleines herbstgedicht gefällt, ist wunderbar. ich war gerade draußen und bin durch den tau zu den himbeeren gegangen, um ein paar reife abzuernten. heute nachmittag wird der rasen gemäht!

lg w.
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Walther,
ein schönes zuversichtliches Lied in den Herbst ist dir gelungen. Schön zu lesen.

lg die dohle
 



 
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