Am Anfang (Genesis)

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Anonym

Gast
Am Anfang war keine Sprache.
Nur das Schweigen,
das über der Tiefe hing,
schwer wie ein Atem,
der sich noch nicht entschieden hat,
ob er leben will.

Finsternis war das Alles,
nicht Dunkel als Feind des Lichts,
sondern als Schoß,
als Gedächtnis vor dem Denken.

Dann geschah ein Laut
das Erwachen des Willens,
eine Bewegung ohne Richtung,
die das Nichts teilte.

Licht trat hervor,
das Bewusstsein,
das sich selbst erkannte
und erstaunte.

Der Himmel spannte sich aus
wie eine Hand, die lernen will zu halten,
und unter ihr begann das Wasser zu fließen,
fliehen und bleiben zugleich.

Das Land kam hervor,
durch kein Befehl,
sondern durch Erinnerung:
Staub, der sich an eine Form erinnerte,
die er nie gesehen hatte.

Die ersten Wellen
umspülten Steine und Erde,
noch ohne Namen,
mit der Neugier des Nichts,
vom Atem des Anfangs bewegt.
Sie suchten Halt im Werden,
und schufen Klang,
wo vorher Stille war.

Gestirne wurden aufgehängt,
wie Gedanken in einem offenen Geist,
um Tag und Nacht zu unterscheiden,
zwei Seiten desselben Herzens.

Und Gott sah:
Nicht, dass es gut war,
sondern dass es war.

Und das genügte.
 

petrasmiles

Mitglied
"Der Himmel spannte sich aus
wie eine Hand, die lernen will zu halten,
und unter ihr begann das Wasser zu fließen,
fliehen und bleiben zugleich. "

Meine Lieblingsstelle!

Liebe Grüße
Petra
 
Hallo Anonym,

schöne anregende Gedanken.

Eine winzige Änderung würde gefallen: Wenn du "Im Anfang" statt "Am Anfang"schreiben würdest. Das Im erzeugt mehr Plastizität, mehr Vorstellungsmöglichkeiten. Ich sehe förmlich, dass aus dem Anfang etwas hervorkeimt - Leben, Entwicklung, Geschichte, ... all das.
Aber vielleicht ist das auch "nur" sehr individuell empfunden.

Clown grüßt
 



 
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