Am Anfang war nicht das Wort

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Am Anfang war nicht das Wort





Die Vorweihnachtszeit geht auf ihren Höhepunkt zu. Es sind nicht nur die fröhlich bunten Weihnachtsmärkte in den Innenstädten und die Adventsmusik in den Supermärkten, die uns auf das Fest einstimmen sollen. Es ist auch eine Zeit voller Geschichten, Engel, Propheten und Apostel, die etwas zu verkünden haben. So auch der Klassiker, die Weihnachtsgeschichte des Apostel Lukas: “Es begab sich aber zu der Zeit, dass von dem Kaiser Augustus ein Gebot ausging”.... Lukas' Geschichte spielt in der Zeit, in der das Neue Testament seinen Anfang nimmt.

Ein Apostelkollege der späteren Generation, Johannes, dreht am ganz großen Rad. Er behandelt in seiner Offenbarung den Anfang aller Dinge und das Ende aller Zeiten. Er sagt, so heißt es zumindest in den uns überlieferten Schriften: Am Anfang war das Wort, was allerdings eine Ungenauigkeit der Übersetzung aus dem Griechischen ist. Dort ist die Rede von logos - Sinn, Vernunft. Hier entsteht ein erster Streitpunkt zwischen Bibel, Wissenschaft und Philosophie. Und dann die uralte Frage, was war davor?

Mit Anfang der Zeit kann kaum die Frühgeschichte der Menschheit gemeint sein. Die ersten Menschen fanden nach der Beschreibung des Garten Edens im 1. Buch Mose, Genesis, in der Jungsteinzeit statt. Der Übergang von Jägern und Sammlern war gerade vollzogen, zu Hirten und Bauern. Und was war davor? Mit Sicherheit die Altsteinzeit. Aus dieser Zeit gibt es allerdings keine Überlieferungen und die Bibel schweigt sich hierzu aus. Und was war vor dieser Zeit? Die Entwicklung des Homo Sapiens. Hier wären wir schon am Ende mit der Fragerei nach diesem Anfang, dem Wort. Anthropologische Tatsache ist, dieser frühe Menschentyp war nicht in der Lage zu sprechen. Anatomisch fehlte ihm der abgesenkte Kehlkopf für eine entsprechende Zungenbewegung. Es waren nur Laute wie bei den Primaten möglich. Aber das konnte nicht wirklich aller Dinge Anfang gewesen sein. Was war davor? Die Entstehung der Welt, der sogenannte Urknall? Der wird auf eine Zeit von vor etwa 13,8 Milliarden Jahren festgelegt. Und war der Urknall vielleicht gar keine Explosion, sondern nur eine Metapher für etwas anderes?

Und was war davor? Die Entstehung von Materie, Raum und Zeit, Ursprung des Universums? Und davor? Ist das Universum aus einem Nichts entstanden? Und davor war dann vermutlich tatsächlich nichts; denn die Zeit ist unendlich und hat kein Vorher und kein Nachher und somit auch keinen Anfang und kein Ende. Die Frage, was war vor der Zeit, ist ebenso sinnfrei, wie die Frage, was liegt nördlicher als der Nordpol? Aber zumindest diese Frage könnte demnächst beantwortet werden. Es kommt ja jedes Jahr in der Weihnachtszeit ein weißbärtiger Typ mit Rentier und Schlitten zu uns. Den kann man dann ja mal fragen, der wohnt schließlich am Nordpol.
 

petrasmiles

Mitglied
Gefällt mir außerordentlich gut!
Eine kleine feine Reise durch 'Bibel, Wissenschaft und Philosophie' und die typisch menschliche Frage: Was war davor?
Sehr gerne gelesen - eine andere 'Weihnachtsgeschichte'.

Liebe Grüße
Petra
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Horst

Erstmal sind das schöne Gedanken, dennoch möchte ich die Kritik anbringen, dass ich deinen Text für schlecht strukturiert erachte. Im Folgenden:

Die Vorweihnachtszeit geht auf ihren Höhepunkt zu. Es sind nicht nur die fröhlich bunten Weihnachtsmärkte in den Innenstädten und die Adventsmusik in den Supermärkten, die uns auf das Fest einstimmen sollen. Es ist auch eine Zeit voller Geschichten, Engel, Propheten und Apostel, die etwas zu verkünden haben. So auch der Klassiker, die Weihnachtsgeschichte des Apostel Lukas: “Es begab sich aber zu der Zeit, dass von dem Kaiser Augustus ein Gebot ausging”.... Lukas' Geschichte spielt in der Zeit, in der das Neue Testament seinen Anfang nimmt.
Der Absatz hat bis auf die Weinachtsmann-Bemerkung nichts mit dem Rest zu schaffen, es wirkt sehr bemüht, die Weinachtsgeschichte heranzuziehen, nur weil es um die Bibel gehen soll.

Am Im Anfang war das Wort, was allerdings eine Ungenauigkeit der Übersetzung aus dem Griechischen ist. Dort ist die Rede von logos - Sinn, Vernunft
Gerade wenn man Übersetzungsfehler anbringt und berichtigt, sollte man selber keine machen.

Mit Anfang der Zeit kann kaum die Frühgeschichte der Menschheit gemeint sein.
Was war davor? Die Entstehung der Welt,
Den Absatz dazwischen in die Schöpfungsgeschichte zu packen ist unsinnig, den die biblische Schöpfungeschichte behandelt ganz ausdrücklich die Schöpfung der Welt, war ja damals noch ein Bonsai-Universum.

Auch die Schöpfung des Menschen ist explizit beschrieben, darum ergibt deine Struktur wenig Sinn.

PS:
Die ersten Menschen fanden nach der Beschreibung des Garten Edens im 1. Buch Mose, Genesis, in der Jungsteinzeit statt.
Von der Beschreibung darf man das vermuten, es ist aber wirklich nicht so, dass der Apostelkollege das sagen wollte.

Außerdem: Menschen fanden statt, ist nicht so dolle formuliert.


Und war der Urknall vielleicht gar keine Explosion, sondern nur eine Metapher für etwas anderes?
Eine Metapher von wem?

Und davor war dann vermutlich tatsächlich nichts; denn die Zeit ist unendlich und hat kein Vorher und kein Nachher und somit auch keinen Anfang und kein Ende. Die Frage, was war vor der Zeit, ist ebenso sinnfrei, wie die Frage, was liegt nördlicher als der Nordpol?
Naja, hier wirfst du ja alles wild zusammen. Die Zeit hat, wenn du mit der gängigen Urknalltheorie argumentierst, natürlich einen Anfang, den hast du ja selbst benannt, ungefähr 13,8 Milliarden Jahre. Es gab kein Vorher und auch kein Wo, weil es Raum und Zeit noch nicht gab, was allerdings auch nicht heißt, dass es nichts gab, sondern nur keinen Raum und keine Zeit. Das was "davor" war, braucht dann selber keinen Anfang, weil die Bedingungen und damit die Notwendigkeiten für ein weiteres Davor nicht gegeben sind. Und war es nicht eigentlich der Südpol? Das wirkt wieder für die Weinachtsgeschichte zusammengebastelt.

LG
Patrick
 
@petrasmiles:

Hallo Petra,

danke für deinen Kommentar und die vergebenen Sterne. Ja, es sollte eine Weihnachtsgeschichte der etwas anderen Art sein. Freut mich, dass dir die Geschichte gefällt.
Herzliche Grüße.

Horst
 
@Patrick Schuler:

Hallo Patrick,

interessanter Kommentar. Bemerkenswert, mit welcher ernsthaften Wucht dieser nicht ganz ernst gemeinte Aufsatz auseinandergenommen wird – die Geschichte wird dadurch aufgewertet, meine ich. Vermutlich habe ich versäumt, den unernsten Grundton des Textes für jeden als solchen erkennbar auszuformulieren. Danke für dein Interesse.

Freundliche Grüße.

Horst
 

ARIIOOL

Mitglied
Hallo Horst!

ich fand deinen Text unterhaltsam. Die von Petra angedeutete Reise fand auch in meiner Vorstellung statt.


Gefällt mir außerordentlich gut!
Eine kleine feine Reise durch 'Bibel, Wissenschaft und Philosophie' und die typisch menschliche Frage: Was war davor?
Sehr gerne gelesen - eine andere 'Weihnachtsgeschichte'.
Liebe Grüße
Petra
Die Idee und der Inhalt standen dabei im Vordergrund, nicht die Literarische Qualität, obwohl diese, von meiner Warte aus gesehen, (die ich als äußerst bescheiden bezeichnen muss) durchaus annehmbar erscheint. Aber genau das ist der entscheidende Punkt. Den Kommentar von Patrik habe ich mit ebensolchem Interesse gelesen wie deine Gedanken zur Evolution. Nein, solche Kommentare sind, wenn ich ehrlich sein soll, der Grund, warum ich mich hier auf der Leselupe herumtreibe.
Auch wenn es für den Verfasser der Geschichten, Gedichte und epischen Romane nicht immer leicht ist, für mich reflektieren die sorgfältigen Rezensionen
eine verdeckte Ebene. Wenn ich etwas schreibe, bin ich immer befangen von einer tollen Idee, dem wahnsinnigen Wortwitz des Moments und der Genugtuung,
wenn daraus ein prosaisches Muster aus Worten entsteht. Dann geht es weiter, wir wollen gelobt werden, oder auf den harten Boden der "Bullshit" Realität landen. Und diese ungeliebt Realität erzeugt, wenn sich der Staub legt und der Aufprall nicht mehr schmerzt, eine neue Energie.
Und was war davor? Die Entstehung von Materie, Raum und Zeit, Ursprung des Universums?
Es gab kein Vorher und auch kein Wo, weil es Raum und Zeit noch nicht gab, was allerdings auch nicht heißt, dass es nichts gab, sondern nur keinen Raum und keine Zeit.
Und wieder sind wir die erwachenden Neandertaler, die sich fragen, warum die Sonne aufgeht und es warm wird.
Danke für die tolle Geschichte und an Patrik, das er sich die Mühe gemacht hat, sie zu analysieren.

Gruß Ari
 

petrasmiles

Mitglied
Und wieder sind wir die erwachenden Neandertaler, die sich fragen, warum die Sonne aufgeht und es warm wird.
Genau Ari, und das ist das Weihnachtliche an der Geschichte - die Bereitschaft zum Staunen, uns einzugestehen, dass wir nicht alles wissen, und dass wir angesichts der unverständlichen Kälte des Alls das warme, menschliche Miteinander feiern.
 
@ARIIOOL :

Hallo Ari,

vielen Dank für deinen Beitrag. Ich bin, unter anderem aus ähnlichen Motiven wie Du, bei Lelu unterwegs, wobei mir die lebhafte Freude am 'Lektorieren' einiger Teilnehmer überwiegend gefällt. Texte zu veröffentlichen, bedeutet selbstverständlich immer auch, sich möglicher Kritik zu stellen – und das ist gut so und gilt auch für eingestellte Kommentare.
Herzliche Grüße.

Horst
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
interessanter Kommentar. Bemerkenswert, mit welcher ernsthaften Wucht dieser nicht ganz ernst gemeinte Aufsatz auseinandergenommen wird –
Hey Horst

Nun ja, diese "ernsthafte Wucht" ist gar nicht so wuchtig gemeint, das ergiebt sich eher aus meinen persönlichem Stil, da kommt alles immer so "wuchtig" daher.

Dennoch glaube ich nicht, dass mein Kommentar deine Geschichte aufwertet. Warum sollte er?

Ich denke, inhaltliche Stringenz würde auch einen nicht ganz ernst gemeinten Text aufwerten.

Aber - so verschieden sind wir ;)

LG
Patrick

Und wieder sind wir die erwachenden Neandertaler, die sich fragen, warum die Sonne aufgeht und es warm wird.
Hoffentlich bleiben wir das ;)
 



 
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