Am Biertisch. - Sonett

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Walther

Mitglied
Am Biertisch.

Der Fehler im System? Er liegt in dir!
Du sitzt am Tisch. Willst Trübsal blasen, fluchen,
Willst es am besten gleich nochmal versuchen.
Jetzt sitzt du hier, vor dir ein schales Bier,

So flach wie du, ganz ohne Schaum und Saft.
Die Stirne fahl, die Wangen leicht gerötet,
Ein müder Blick, der keine Fliege tötet.
Das Leben hat dich einfach abgeschafft.

Du willst ein andrer sein – und bist es nicht.
Du wirst es auch an diesem Tag nicht werden.
Die Müdigkeit bezwingt dich ganz. Gesicht

Und Körperhaltung. Alter und Beschwerden.
Das Schlimmste wäre jetzt noch helles Licht:
Das Schicksal hat beschlossen, dich zu erden.
 

Aufschreiber

Mitglied
Das Sonett gefällt mir recht gut.
Das Gesicht aber, das ja gedanklich zu dem nächsten Vers gehört, das stört mich ziemlich sehr.
Vielleicht kann man es dem Vers zuschreiben, in dem es steht?
Etwa:
"Die Müdigkeit schleicht dir schon ins Gesicht" - oder ähnlich?

Wenn Du dann etwa:
"prägt Körperhaltung ... " fortsetzt oder
"Zeigt Körperhaltung alter und Beschwerden",

dann wäre es für mein Empfinden runder.
 

Walther

Mitglied
Das Sonett gefällt mir recht gut.
Das Gesicht aber, das ja gedanklich zu dem nächsten Vers gehört, das stört mich ziemlich sehr.
Vielleicht kann man es dem Vers zuschreiben, in dem es steht?
Etwa:
"Die Müdigkeit schleicht dir schon ins Gesicht" - oder ähnlich?

Wenn Du dann etwa:
"prägt Körperhaltung ... " fortsetzt oder
"Zeigt Körperhaltung alter und Beschwerden",

dann wäre es für mein Empfinden runder.
Hallo Aufschreiber,
danke fürs lesen und kommentieren. das, was dir missfällt, nennt man enjambement. in diesem fall nicht nur vers- sondern strophenübergreifend verwandt.
dahinter steckt absicht. es soll nicht rund klingen, als soll aus dem einschläfernd stampfenden rhythmus aufwecken, damit die quintessenz wach erlebt wird.
lg W.

der dichter dankt @Tula, @Scal und @Cellist für die leseempfehlungen!
 
G

Gelöschtes Mitglied 22727

Gast
Guten Abend Walther,

das Leben hat den 'Helden' abgeschafft, und er wird in den Terzetten immer wieder angesprochen?

Dann schreitet das Schicksal ein und beschließt ihn zu erden ?! Also ihn wieder zurückzuholen, dass er nicht mehr Trübsal blase oder fluchen möge?

Der rigide Ton in einem Sonett von Dir ist mir neu (aber durchaus nicht unsympatisch).

Ich bin offen: Dieses Gedicht gefällt mir nicht besonders.

Alles Gute
dmity
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Walther

Mitglied
Guten Abend Walther,

das Leben hat den 'Helden' abgeschafft, und er wird in den Terzetten immer wieder angesprochen?

Dann schreitet das Schicksal ein und beschließt ihn zu erden ?! Also ihn wieder zurückzuholen, dass er nicht mehr Trübsal blase oder fluchen möge?

Der rigide Ton in einem Sonett von Dir ist mir neu (aber durchaus nicht unsympatisch).

Ich bin offen: Dieses Gedicht gefällt mir nicht besonders.

Alles Gute
dmity
lb dmitly
danke. nicht eines meiner besten. vielleicht solides handwerk. das gehört auch dazu.
das "erden" ist bildhaft "für auf die Erde bringen" gesetzt, so ist es auch im sprachgebrauch.
lg W.

der dichter dankt @Aufschreiber für die leseempfehlung!
 
G

Gelöschtes Mitglied 22727

Gast
Danke für die Rückmeldung, Walther! Hier traut man sich schon gar nicht mehr, mal eine kritische Meinung zu äußern ... Prima, dass Du es so gelassen siehst!

Bis zum nächsten Gedicht
dmity
 

Walther

Mitglied
Danke für die Rückmeldung, Walther! Hier traut man sich schon gar nicht mehr, mal eine kritische Meinung zu äußern ... Prima, dass Du es so gelassen siehst!

Bis zum nächsten Gedicht
dmity
Yo, dmity,
man merkt doch schon ein wenig selbst, wenn es gerade so OK ist. ich bin sehr selbstkritisch, was mein zeugs angeht. es ist nie alles gold, was glänzt. das gilt für jeden von uns. sogar für den meister Goethe.
lg W.
 



 
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