lietzensee
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Am Boden liegen
Die Welt schien hoffnungslos und die U-Bahn war so voll, dass ich keinen Platz mehr fand. Sitzen konnte ich gerade noch bequem. Aber mein Blick fand keinen Raum. Nicht den Mann in Handwerkerhosen anstarren und nicht die alte Frau mit ihren Plastiktüten. Mit zusammengepressten Lippen blickte ich auf den Boden. Dort klebten zwei Pommes und bei jedem Halt traten ein- und aussteigende Füße darauf. Ich sah dreckige Stiefel und grün lackierte Nägel in Sandalen.
Dann am Gleisdreieck schoben sich zwei dicke Waden an meinem Platz vorbei. Hinter ihnen schleifte eine Leine. Daran hing ein Hund. Er reichte mit seiner feuchten Mischlingsnase gerade bis auf die Sitze und beschnüffelte Taschen und Knie. Der Hund leckte die Pommes auf. Seine kleinen, schwarzen Augen sahen hinauf zu mir. Dann gähnte er und streckte sich auf dem Boden aus. Er lag da einfach so. Entspannt atmend, mit geschlossenen Augen, ohne Tritte zu fürchten und vielleicht, ohne sie je erlebt zu haben. Wenn es Hoffnung gab, dann war sie ein Hund in der U-Bahn.