Am Fenster

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Tula

Mitglied
Am Fenster


Hart war der Winter damals
fegte der Sturm wochenlang
über mein ungeschütztes Feld.
Ließ er mal kurz nach, ließ Ich
Krähen steigen und hoffte
auf irgendein Zeichen,
bis auch sie erstarrt vom Himmel stürzten.
Schließlich fiel meterhoher Schnee und
begrub das Feld und die defätistischen Kreaturen.
Umsonst. Nichts brennt tiefer als
das gleichgültige Lächeln
einer Eiskönigin.

Heute studiere ich den Zug des Regens
am geschlossenen Fenster. Die Tropfen
sind alle verschieden und alle gleich.
Manchmal verharrt einer für einen Augenblick,
bis auch er entkräftet seiner Bestimmung folgt.
Der kurze Traum von einem Kuss der Königin.
Umsonst. Sie schneit schon seit Jahren
nicht mehr vorbei.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Klimagedichte werden langsam unerträglich, Tula. Ein bisschen zuviel des Guten. Der Umschlag von Quantität in Qualität. Dies hier ist ohne jeden Pfiff, das Damals und das Heute in zwei Strophen gegenübergestellt. Na und? Das wissen wir doch alles. Hinzu kommt, dass das Gedicht eher einer Prosaausarbeitung gleicht. Nicht alles, was geschrieben wird, ist ein Gedicht. Geradezu schmerzhaft vermisse ich die lyrische Sprache. Tut mir leid, T'ula. wenn da nicht mehr ist als der Vergleich, dann ist der Text nicht nötig. So etwas findet man in jeder Stadtteilzeitung.

Gruß, blackout
 

Tula

Mitglied
Moin blackout

Das ist auch KEIN KLIMAGEDICHT !

Wie kommst du darauf?

Kopfschüttelnde Grüße
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Na gut, nennen wir es Wettergedicht. Ansonsten wüsste ich nicht, was du dem Leser mitteilen willst. Sollte ich da allzu schiefliegen, klär mich doch bitte auf, ich will dir ja nicht unrecht tun.

Gruß, blackout
 

Tula

Mitglied
Na gut, meine Liebe, wenn du es als Wettergedicht lesen möchtest, gönne ich dir diesen Spaß.
Übrigens: "mitteilen" will ich dem Leser überhaupt nichts.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Ist klar, mein Lieber, mitteilen willst du gar nichts. Sag ich doch.

Gruß, blackout
 

Tula

Mitglied
Hallo blackout

Poesie teilt nicht mit, dafür sind Wandzeitungen da, Twitter, fake news jeder Art, die Bild-Zeitung usw.
Poesie will anregen, und hier vielleicht den Leser über das Gedicht auf seine eigenen Pfade der Erinnerung bringen ...

Einige Fragen:
Warum hat das Gedicht zwei Strophen?
Was meinst du, um welches 'mein Feld' geht es hier? Was um Himmels Willen wollte ich da anbauen? (oder einfach nur wild wachsen lassen ...)
Warum habe ich Krähen steigen lassen?
Warum hat der Schnee diese, als sie doch längst schon tot waren, "umsonst" bedeckt?
Für wen oder wofür steht das gleichgültige Lächeln?
Warum vergleicht das Gedicht den harschen Winter mit einem grau vor sich hin tröpfelnden?
Warum sind die Tropfen gleich? Welcher Bestimmung folgen sie?
Welcher Traum und wozu schon wieder "umsonst"?
Wer oder was schneit seit Jahren nicht mehr vorbei?

Du hast in allem nur einen Wetterbericht gelesen. Wozu die Mühe, da noch irgendetwas zu "erklären"?

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo blackout

Ich glaube nicht, dass meine sicherlich vorhandene dichterische Eitelkeit etwas mit deiner Oberflächlichkeit oder gar überheblichen Ignoranz zu tun hat. Und noch weniger denke ich, dass „etwas mit dem Gedicht nicht stimmt“ weil DU es nicht verstehst. Was jetzt meinerseits überheblich klingen mag, aber (wie schon des öfteren von mir bemerkt) auf das grundsätzliche Problem der Art und Weise deiner Auseinandersetzung mit den Werken anderer und Lyrik schlechthin anspielt. Du suchst nach Klarheit wo keine angebracht ist.

Etwas übertrieben gesagt: wer die Welt und auch Kunst nur in schwarz-weiß betrachtet, wird beide nie verstehen, weder die eine noch die andere. So bejubelst du hier gern die Texte, in denen du deine Standpunkte bestätigt findest, und verwirfst andere, weil sie entweder deiner Sicht nicht entsprechen oder weil du sie nicht verstehst bzw. dich gar nicht erst mit den Texten auseinandersetzt. Anstatt dir wenigstens etwas Mühe zu geben, kommst du mit hochnäsig-belehrenden Kommentaren oder versuchst gar, dich über die Texte anderer lustig zu machen.

Auch wenn du gern darauf beharrst, ein Gedicht hat nicht die Aufgabe 'mitzuteilen' und braucht auch nicht immer eine ‚eindeutige Erklärung‘. Das ist gerade einer der interessanten Aspekte der Lyrik, dass ein Gedicht auf jeden Leser nicht nur anders wirken, sondern auch zu eigenen Interpretationen führen kann. Das ist kein Widerspruch und schon gar kein dichterischer Mangel. So habe ich dir geschrieben, dass der Leser dieses Gedicht auf seine eigenen Erinnerungspfade nehmen darf und sollte, schon weil ihm (dem Leser) irgendwelche persönlichen Erfahrungen des Autors herzlich egal sein dürften. Obendrein muss Dichterlein nicht unbedingt seine persönlichen Standpunkte, Erfahrungen, eigene Gefühle usw. im Gedicht verarbeiten. Muss ich verliebt sein, um ein gutes Liebesgedicht zu schreiben? Wäre ja todlangweilig, wenn wir uns hier nur unsere Lebensgeschichten gegenseitig vermitteln. So ist es auch in diesem unerheblich, ob es um Tula persönlich und eine A. oder B. geht (also wenn dann S. :)), und selbst die Eiskönigin muss nicht unbedingt personifiziert werden, was unter anderem rechtfertigt, dass die selbige ‚als Person‘ nie wieder vorbei schneite/schaute, weil dies ja ohnehin (im Leben) unwahrscheinlich wäre.

Die Frage wäre also nicht die nach einer „Erklärung“ des Textes, im Sinne von „ach so hast du‘s gemeint“. Wie dem auch sei: Worum geht es? Die Spuren hatte ich dir gelegt, gefolgt bist du ihnen höchstens bis zum ersten Stein: Zwei Phasen des Lebens, ein jetzt und ein Rückblick, ziemlich eindeutig. Der erste ohne Zweifel die Jugend, die Zeit der ‚inneren Aufruhr‘, in jeder Hinsicht ‚intensiv‘, der Sturm der Hormone, Hoffnungen, Enttäuschungen, mitunter Verzweiflung und ‚Verfluchungen‘. Dem steht der zweite Teil gegenüber, resignierend, der Wunsch nach einer Wiederkehr, die nicht stattfinden wird. Und wenn, dann nicht mit der gleichen Intensität der Gefühle Wie gesagt, dabei muss es bei der Königin nicht um ein und dieselbe Person gehen, sondern um ‚das Erleben‘ als solches.

„Warum nennt man die Liebe Leidenschaft? - Weil sie dem Menschen Leid verschafft“. Eben. Wenn der Leser da gar keinen Bezug zu sich selbst findet, mag es gute und weniger gute Gründe haben. Unter Umständen ist der Leser kein „leidenschaftlicher Mensch“; dann wird ihn dieses hier mit Sicherheit NICHT ansprechen. Was dich angeht, du kannst das Gedicht achtlos fortwerfen oder ‚auf deine eigene Seele projizieren‘, ganz wie du möchtest. Darüber habe ich als Autor keine Entscheidung.

LG

Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Brrh! Tula, als erstes unterlass persönliche Angriffe. Dir geht es doch um deinen Text, also bleib beim Text und beschimpf nicht mich als Kritikerin.
Fest steht für mich, dass du für dein dichterisches Anliegen die falschen Bilder gewählt hast, die man auslegen kann, wie man will. Sieh mal, was sich ein Autor denkt mit seinem Text, ist die eine Seite, die andere ist das, was sich der Leser denkt. Ein Text hat also immer zwei Autoren. Der Leser kann nur von dem ausgehen, was dasteht, als Rest und auch Erklärung für sich bringt er sein Wissen, seine Erfahrungen ein. Es muss nicht immer Zustimmung sein, denn dabei kann das Gegenteil dessen herausgekommen sein, was der Autor geschrieben und beabsichtigt hat. Es entscheiden also immer zwei Standpunkte über einen Text, der des Autors und der des Lesers. Soweit so gut? Gehen wir da konform?

Dass da etwas verloren wurde bzw. sich geändert hat, wenn du Vergangenheit und Gegenwart gegenüberstellst, ist ja unübersehbar. Du hast das Bild des Wetters gewählt. Aber in das Wetter kann ich alles und nichts hineininterpretieren: Warum schreibst du nicht das, worum es dir wirklich geht? Um deine eigene Entwicklung? Wer verbietet dir, realistische Bilder deines Anliegens zu benutzen, wenn du verstanden werden willst? Doch niemand. Hättest du das getan, dann wäre ich nie versucht gewesen, deinen Text als Wetterbericht zu lesen. Es wäre vielleicht sogar ein ausgezeichneter, ehrlicher Text geworden.

Ein Autor schreibt eben nicht immer nur gute Texte, die sind nämlich meistens die Ausnahme, sondern sogar eine Menge Müll. Und das in bester Absicht. Und nun bestreitest du sogar, dass ein Gedicht eine Botschaft haben sollte. Na, selbstverständlich, es sollte nicht nur eine Botschaft haben, Geschriebenes HAT immer eine Botschaft, selbst wenn der Autor das bestreitet. Und wenn die Botschaft beim Leser nicht ankommt, dann sollte der kluge Autor sich sagen: Entweder stimmt was mit dem Leser nicht (das tut er meist als erstes) - oder mit meinem Text. Bis zu dieser Erkenntnis, dass deine Bilder den Leser nicht auf die richtige Spur führen, hast du dich noch nicht durchgerungen. Verständlich, so was braucht Zeit.

Und noch etwas zur lyrischen Sprache, das scheint mir bei diesem Text angebracht. Es ist kein Geheimnis, dass die Lyrik ihre eigene Sprache hat. Was du abgeliefert hast, ist die reinste Prosa. Und ich nehme an, das weißt du auch.

So, und nun schmolle, beschimpf mich auch, wenn dir danach ist und es dir hilft, aber kümmere dich um deinen Text. Ich halte dein Anliegen nämlich für gut, aber leider nicht gut geschrieben. Das ist alles. Und ich amüsiere mich nicht darüber, sondern bin ein bisschen traurig über so wenig Einsichtigkeit, wie du mit deinem Kommentar gezeigt hast. Du brauchst eben noch etwas Zeit, um dich selbst zu verstehen.

Gruß, blackout
 

revilo

Mitglied
Hallo Tula, ich lese dieses Gedicht als eine kritische Reflexion von Lyri. Mir gefällt der melancholische Ton des Gedichtes. Vielleicht hie und da eine Metapher zu viel . Aber das ist Geschmacksache. Auf jeden Fall gerne gelesen !
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Es ist ein melancholischer Gesang, der nicht enden will (und soll!), damals und heute... Denn in ihm treibt die Sehnsucht nach der Königin, das Einzige, was der Niedergeschlagenheit standhielte. Aber nicht nur: Versteckt baut der Autor Hoffnung ein - Regen. Mag er entkräftet sein, so ist er nicht totbringend oder selbst ein Tod wie die erstarrten Krähen, er ist Material, das neues Leben zu entstehen hilft. Doch was nützt's - immer diese Liebessehnsucht, unerfüllt, sich stets vordrängelnd, stehen wir an Fenstern, immer an diesen Fenstern ...

defätistischen sowie studiere sollten in poetische Begriffe gewandelt werden

Ein schönes Gedicht, in das manches hinein- oder herausgelesen werden kann.

Tula, spar' dir deine Kräfte was diese Person (du weißt schon ...) betrifft.

Schönen Gruß von
Dyrk
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe mal bei den Kommentaren aufgeräumt. Bitte unterlasst ad hominem Angriffe und nutzt für private Unterhaltungen entsprechende Medien.
 

Tula

Mitglied
Hallo Dyrk

Danke dir für deine Gedanken zum Gedicht. Ja, die ewige Sehnsucht ... ist natürlich Grundgedanke hier.
Die "defätistischen Kreaturen" mit Bezug auf die abgestürzten Hoffnungsträger wollten die Verzweiflung unterstreichen, auch das 'sich-selbst-Verfluchen' weil das 'umsonst' doch von vornherein klar war. So in etwa, kann man je nach der eigenen Erfahrung mit diesem Thema deuten wie man möchte.

Herzlichen Gruß
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo lapismont

Danke auch dir. Ein theoretischer Streit in Sachen Prosa oder Lyrik ist ja für sich nicht unangebracht. Aber ich stimme zu, belassen wir es hier mit den bereits geschriebenen und auch gelöschten Beiträgen.

LG
Tula
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es einfach schwer, die sachdienlichen von den privaten Kommentaren zu trennen, wenn hier lupinöse Eigenheiten angeprangert werden. Es geht um Texte, nicht um Äxte in Lupinenköppe!
 



 
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