Am Fließ (Haiku)

Ufernahe Bäume
ihr Spiegelbild
täuscht Tiefe vor

Hallo Kaetzchen,

mit Haikus kenne ich mich nicht so sehr aus, aber ich lese hier drei Zeilen, welche in mir nachhallen. Gerade die Diskrepanz zwischen der Oberflächlichkeit eines Spiegels und der Tiefe des Wassers machen diese wenigen Verse zu einem in meinen Augen richtig guten Gedicht!

Sehr gern gelesen!

Liebe Grüße
Frodomir

Hallo Frodomir
Danke für deine Meinung, es freut mich, wenn du es so empfindest. Ein Haiku hat strenge Vorschrifte. So klein es ist, man muß eine Weile daran arbeiten, bis alles stimmt.
Liebe Grüße
Kaetzchen

Hallo kaetzchen,

mir geht es hier wie Frodomir.
Ganz abgesehen davon, ob hier eine Form eingehalten ist oder nicht: Dein Gedicht ergibt ein stimmiges Bild.

Liebe Grüße
Manfred

Hallo kaetzchen,

ich stimme den anderen Kommentatoren zu, dass es sich um ein schönes und stimmiges Bild handelt. Aber:

Ich habe ein Problem mit der dritten Zeile. Sie erklärt, kommentiert das Bild. Und so etwas gehört nicht ins Haiku. Ein Haiku beschreibt, ohne zu kommentieren. Ein Haiku wäre hier eher:

Ufernahe Bäume -
wie sie sich im Wasser
spiegeln


Das an sich schöne Bild der Tiefe soll als Nachhall beim Leser entstehen, dann ist es ein gelungenes Haiku.


So zumindest ist hier meine Ansicht, die ich hier mal äußern wollte. Das Bild gefällt mir, aber der Text nennt sich ja Haiku.

LG
Cellist

Vielen Dank Manfred, für deinen Kommentar. Es freut mich, wenn es dir gefällt. Mit der Silbenanzahl nimmt man es ja heut zu Tage nicht mehr so genau. Siehe den super Haikuschreiber Volker Friebel.
Liebe Grüße
Kaetzchen

Hallo Cellist
erst einmal vielen Dank für deine Meinung.
Ich finde, es ist nur eine Beschreibung von dem was ich sehe. Vielleicht ist es eher das Wort - täuscht - , was da stört und zu viel verrät? Von der Tiefe wollte ich schon sprechen, darüber staune ich immer wieder, wenn ich am Fließ bin. Die schmalen, flachen Gewässer zeigen sich tief durch die Bäume.
Natürlich möchte ich einen Nachhall entstehen lassen.
Aber ich finde es gedoppelt, von ufernahen Bäumen und Wasser zu sprechen.
Was hältst du von:

Ufernahe Bäume
säumen
Tiefe

Ist da die Herausforderung zu groß?

LG
Kaetzchen

Hm,

ich glaube, hier wäre die Herausforderung wirklich zu groß.

Aber du hast Recht: Ich stoße mich am "täuscht", weil das erklärend ist. Meine Version war auch nur ein schnelles Gegenbeispiel, um evtl. besser zu erläutern, was ich meine. Du musst die Tiefe natürlich nicht streichen.

LG
Cellist


p.s. Volker Friebel ist in der Tat, was Haiku angeht, eine sehr gute Adresse. Ich bin regelmäßiger Gast auf seiner Seite Haiku heute. Ich hoffe, man darf hier solche Links einfügen.

Ja, dachte ich mir schon, Cellist.
Ich habe jetzt aber noch eine andere Idee:

Ufernahe Bäume
ragen
in die Tiefe

findest du die Herausforderung auch noch zu groß?

LG Kaetzchen

Ich weiß nicht, für mich geht damit zu viel von deinem an sich schönen Text verloren. Das wäre schade.
Haiku ist nicht leicht

Ufernahe Bäume
im Spiegelbild
aus der Tiefe

LG
Marie

Hallo Marie
Das ist eine gute Idee! Vielen Dank. Vielleicht müßte man aber schreiben, in der Tiefe, denn im Wasser stehen die
Bäume ja über Kopf. Vielleicht kommt nun aber nicht mehr zum Ausdruck was ich sagen will, nämlich das das Gewässer nur flach ist, aber durch die Spiegelung tief wirkt.
LG Kaetzchen

Ja, das ist richtig.
Vielleicht dann so:

Ufernahe Bäume
ihr Spiegelbild
vermittelt Tiefe

Das ist auch nur eine Beschreibung, lässt aber offen, ob die Tiefe tatsächlich vorhanden ist oder nicht.


LG
Marie

Ich denke nicht, das es offen bleibt, ob die Tiefe vorhanden ist, denn das Spiegelbild sagt, das die Tiefe nicht wirklich ist.

LG
Kaetzchen

Ja, klar. Ein Spiegelbild kann immer nur zweidimensional sein, also keine Tiefe. Ist es das nicht, was du ausdrücken willst?
Es ist dein Haiku, ich will dir nichts aufschwatzen

LG
Marie

Es freut mich, wenn wir darüber diskutieren, kein Problem.
Bei uns hier im Spreewald faszinieren mich immer diese Spieglungen, die man nur in schmalen Fließen, (so nennt man die Flüsschen hier), so sieht. Man guckt ins Wasser und denkt, wow, so eine Tiefe, dabei ist es nur ganz flach. Diese Wirkung erzeugt die Spiegelung der Bäume. Genau das wollte ich ausdrücken. Aber ich dreh mich im Kreis und finde kein mich zufrieden stellendes Ergebnis.
Ich denke, ich lasse es erst mal so stehen, weil es dem Leser das Bild zeigt, wie ich es wollte.

LG Kaetzchen

Gut so. Es bringt nichts, wenn man sich zu Änderungen überreden lässt, hinter denen man nicht selber steht.
Liebe Grüße in den Spreewald,
Marie