Am Fuße des Taurus

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Bei uns nahen die Abende auf Zehenspitzen,
als wollten sie nicht stören. Hier hingegen
nähern sie sich mit mächtigen dunklen Schritten.
Kein Übergang.
Man gerät ins Grübeln, weil,
da ist etwas nicht, das da sein müsste.
Wacklige Gedankengebäude werden zusammen-
gezimmert, man wird zum seltsamen Baumeister.

Ich erinnere mich an die Zeiten des Flossenträgers.
Daran, dass mir Land fremd war.
Setze einen imaginären Stein auf den anderen,
erkenne, dass es mir immer noch fremd ist.
Ich suche nach passenden Worten für das Gefühl
in mir, das bei diesen Gedanken entsteht. Wände,
nichts als Wände.

Schneebedeckt das Gebirge. Weiß ist kein wirklicher Trost.
Ein weiterer Träger meines Gedankengebäudes zerbricht.
Ich denke weiter.
In einem alten Lied aus den Bergen heißt es,
wenn die Liebe an die Tür klopft, bleibt nur die Tür stehen.
Alles andere verschwindet.
Ich schaue dich an, öffne die Tür und trete ein.

Alles lichtet.


Philippe Claudel gewidmet
 



 
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