Am Ganges

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Vera-Lena

Mitglied
Am Ganges

Wie mag es sein, wenn diese Augen
dereinst trüb geworden
von der schwarzen Haut umrandet
nur noch matt glänzen?

Jetzt aber entzünden sie ein Leuchtfeuer
und du entfesselst den Reichtum
deiner bildgewaltigen Sprache,
um mir zu sagen, dass die Frau
die Krönung der Schöpfung sei.

Stumm stehe ich vor dir und kann mich nicht
glaubhaft in deine Worte einbetten.

Mit deinem linken Zeigefinger gleitest du
über meine Stirn, den Zweifel zu vertreiben,

schöner Fremder.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
du entfesselst den Reichtum
deiner bildgewaltigen Sprache,
um mir zu sagen, dass die Frau
die Krönung der Schöpfung sei
das besagt, wenn ich es richtig verstehe, daß der Satz "Die Frau ist die Krone der Schöpfung" den Reichtum einer bildgewaltigen Sprache entfessele.
Zunächst ist dieser Satz so etwas wie die Halbierung der alten Formulierung, der Mensch sei die Krone der Schöpfung, wie sie von Benn in dem berühmten Gedichtanfang zitiert worden ist "Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch". Wer kennt den Vers nicht? Der Entfessler des Reichtums seiner bildgewaltigen Sprache vielleicht, der kennt den Vers wahrscheinlich nicht, sonst hätte er die Formulierung vermieden.
Jetzt also nur noch die weibliche Hälfte des Menschen.
"Die Krone der Schöpfung, das Schwein, die Frau" - ?

Und das ist nun "der Reichtum einer bildgewaltigen Sprache" - wessen?

Ich vermute, das ist metaphorisch gemeint. "Reichtum" ist Metapher für "Armut"; "bildgewaltig" ist Metapher für "nichtssagend"; "Sprache" ist Metapher für "Klanghülse".

Dann wird es vielleicht ein sinnvoller Vers, versteckt in einer Scheinphrase. Ein Hilferuf voller Verzweiflung.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Mondnein,

danke für Deine Mühe! :)

Nein so hatte ich es nicht gemeint.

Du hast schon recht, hier fehlt, wer am Ganges zu Hause ist, und wer der eigentlich Fremde ist.

So wie es jetzt da steht, ist alles zu ungenau und man kann es gar nicht interpretieren.

Darum ist es ja auch gut, so etwas einzustellen, weil man das selber gar nicht merkt.

Ich werde das jetzt ändern.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Am Ganges

Wie mag es sein, wenn diese Augen
dereinst trüb geworden
von der schwarzen Haut umrandet
nur noch matt glänzen werden? Das frage ich mich,
die weiße Europäerin, die ich bin.

Jetzt aber entzünden deine dunklen Augen
ein Leuchtfeuer
und du entfesselst den Reichtum
deiner bildgewaltigen Sprache,
um mir zu sagen, dass die Frau
die Krönung der Schöpfung sei.

Stumm stehe ich vor dir und kann mich nicht
glaubhaft in deine Worte einbetten.
Weiß auch nicht, ob sie mir schmeicheln sollen.

Mit deinem linken Zeigefinger gleitest du
über meine Stirn, den Zweifel zu vertreiben,
schöner Fremder.
 

Vera-Lena

Mitglied
Am Ganges

Wie mag es sein, wenn diese Augen
dereinst trüb geworden
von der schwarzen Haut umrandet
nur noch matt glänzen werden? Das frage ich mich,
die weiße Europäerin, die ich bin.

Jetzt aber entzünden deine dunklen Augen
ein Leuchtfeuer
und du entfesselst den Reichtum
deiner bildgewaltigen Sprache,
um mir zu sagen, dass die Frau
die Krönung der Schöpfung sei.

Stumm stehe ich vor dir und kann mich nicht
glaubhaft in deine Worte einbetten,
weiß auch nicht, ob sie mir schmeicheln sollen.

Mit deinem linken Zeigefinger gleitest du
über meine Stirn, den Zweifel zu vertreiben,
schöner Fremder.
 

Vera-Lena

Mitglied
Nun möchte ich doch einmal sagen, was mir an diesem Text wichtig ist.

Nachdem ich soviel "Flüchtlingsgedichte" geschrieben habe, lag es mir am Herzen, hier einmal deutlich zu machen, wie es sein kann, wenn Fremdes Fremdem begegnet, ohne dass einer von beiden unter irgendeinem äußeren oder psychischen Druck steht.

Das ist doch unmöglich, dass man den anderen auf Anhieb sofort versteht.

Aber neugierig sollte man bleiben und sich öffnen für Ungewohntes, für Neuartiges, für eine andere Welt.
 

Tula

Mitglied
Hallo Vera-Lena

Ein Problem sehe ich hier in der 'bildgewaltigen Sprache'. Das deutet an, dass du etwas von der anderen Kultur verstehst, ich meine mehr als ein Tourist mit seinem Reiseführer in der Hand. Dann fehlte aber in der Tat ein tiefer gehender Bezug auf einen Teil jener Kultur. Es reicht ja nicht, den Reichtum einfach nur zu benennen.

Jetzt lese ich in deinem Kommentar, dass deine Absicht das 'nicht-Verstehen' durchaus einräumt. Ich würde dieses Empfinden also direkter in S2 einbauen.

LG
Tula
 

Vera-Lena

Mitglied
Am Ganges

Wie mag es sein, wenn diese Augen
dereinst trüb geworden
von der schwarzen Haut umrandet
nur noch matt glänzen werden? Das frage ich mich,
die weiße Europäerin, die ich bin.

Jetzt aber entzünden deine dunklen Augen
ein Leuchtfeuer
und du entfesselst den Reichtum
deiner bildgewaltigen Sprache,
alltägliche Wörter kettest du aneinander
bis ich dabvon fast betrunken bin,
um mir zu sagen, dass die Frau
die Krönung der Schöpfung sei.

Stumm stehe ich vor dir und kann mich nicht
glaubhaft in deine Worte einbetten,
weiß auch nicht, ob sie mir schmeicheln sollen.

Mit deinem linken Zeigefinger gleitest du
über meine Stirn, den Zweifel zu vertreiben,
schöner Fremder.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Tula,

danke für Deinen Kommentar und Deine Wertung!

Ein wenig habe ich jetzt eingefügt, wie das gegenwärtige Hindi, unter anderem zu erzählen sich anschickt.

Es bildet Ketten von Wiederholungen, benutzt aber auch andere Mittel wie Auslassungen, Verkleinerungen usw.

Die deutsche Sprache der Romantik bemühte ähnliche Mittel der Wiederholung.

Bei dem einzigen Roman von Mörike "Maler Nolten" bekommst Du das Geschehen auch immer noch einmal erzählt aus einer anderen Sicht von anderen Personen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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