Am Himmel

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Mitglied
Inmitten der vollen Ähren,
betupft von den leuchtenden
Sprenkeln des grellroten Mohns
lagen wir mit dem Donnergrollen,
atmeten Heupferdchenträume
mit dem Wiegen der Halme.

Du wolltest fliegende Fische
zählen. Ich bloß immer wieder
deine Sommersprossen
und die versprengten Galaxien
im endlosen Blau deiner Iris.

"Eins!" riefst du, und lachtest.
"Da - zwei!" und ich versank
in den Spiralarmen deiner Locken.
Ich hätte dir gerne einen gefangen,
doch du hattest die Zeit angehalten.

Irgendwo in der Welt knatterten
Motorräder vorüber, holperten
über das alte Kopfsteinpflaster
der Höhenstraße und der
auffrischende Wind trug mit dem Duft
von Marillenknödeln und Butterbröseln
das Glück in unser Universum.





.jan_2023

Anm.: "Am Himmel" heißt in Wien ein Erholungsgebiet, am Rand der Stadt und des Wienerwaldes gelegen, von dem aus man einen großartigen Blick auf die Stadt hat.
 
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Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
liebe fee,
ich habe das gedicht ein zweites mal gelesen und beim zweiten mal die adjektive weggelassen.
da leuchtete es noch viel mehr.
und jetzt habe ich sehnsucht nach sommer und ihren sommersprossen. deine schuld.
liebe grüße
charlotte
 

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Mitglied
Ich danke dir recht herzlich, liebe Charlotte!!!!

Freut mich sehr, dass es dir gefällt. Ich glaube, mich hat ebendiese Sehnsucht auch diese Zeilen finden lassen.

ich habe das gedicht ein zweites mal gelesen und beim zweiten mal die adjektive weggelassen.
da leuchtete es noch viel mehr.
Interessant! Danke für diese Rückmeldung.
Ich hatte tatsächlich auch eine ganz abgespeckte Variante ohne Adjektive - weil ich sonst ja auch eher sparsam mit ihnen umgehe (und das zu recht) - , aber diesmal wollte mir das nicht gefallen, weil es an einer Üppigkeit verlor, die ich hier wichtig fand und transportieren wollte. Ich kann's nicht besser erklären....die Adjektive sind wie die Butterbrösel an den Marillenknödeln. Die hatte ich auch mehrmals gestrichen und dann wieder eingesetzt. Der buttrigen Üppigkeit wegen eben, die einen so umfängt und einhüllt. Manchmal muss es doch ein bisschen mehr sein. Keine Ahnung, warum. Hier empfinde ich das so.

Ach, und der Melodie und Rhythmik wegen, die mir als Grundgefühl vorschwebten, brauchte ich sie auch. ;)

Recht liebe Grüße und die Schuld trage ich für dich gerne,
Claudia
 
G

Gelöschtes Mitglied 24675

Gast
Stimmungslage ähnlich der in Hermann Almers «Feldeinsamkeit» von 1852. Nur sehr viel opulenter ausgestattet. lg lP
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
liebe Claudia,
das ist wohl dann der unterschied zwischen wien und protestantin ;) - aber ich verstehe dich.
verliebt bin ich ja trotzdem..
liebe grüße
charlotte
 

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Mitglied
Stimmungslage ähnlich der in Hermann Almers «Feldeinsamkeit» von 1852. Nur sehr viel opulenter ausgestattet. lg lP
Die "Feldeinsamkeit" kannte ich noch nicht, lP.

Ich hab es gleich gegoogelt und gelesen. Sehr hübsch und natürlich nicht so opulent (und der Vergleich ist auch ein bissl weit hergeholt, wenn du mich fragst). Da geht's ja auch um "Einsamkeit" (wenn auch eine schöne Form der Einsamkeit, die wohl jeder so kennt und schon genossen hat) - in meinem Text geht es um Gefühlsüberschwang und zwei, die sich dem ganz hingeben. In Zweisamkeit schwelgend selbstvergessen sozusagen. ;)

So. Und jetzt hab ich schon weit mehr zu meinem Text gesagt, als ich das eigentlich gerne mache.

LG und danke fürs Vorbeischauen,
fee
 
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Mitglied
das ist wohl dann der unterschied zwischen wien und protestantin ;) - aber ich verstehe dich.
Lach...da mag was dran sein, liebe Charlotte.

Ich war in meiner Kindheit und Jugend Protestantin und bin später ausgetreten. Aber schon damals fand ich die Protestanten (Religionsunterricht und Gottesdienste) eigentlich zu nüchtern und schielte in meiner Schulzeit oft neidisch auf die katholischen MitschülerInnen. Bei denen war es meist viel spannender. ;)

LG nochmal!
Claudia
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Wenn ich richtig gezählt habe: In Claudias doch relativ langem Gedicht noch nicht einmal zehn Adjektive, Allmers achtzeiliges Kurzgedicht weist über zehn auf - für mich stellt sich in beiden Fällen kein Problem dar in dieser Sache. Mich nervt inzwischen die von revilo angezettelte (und überflüssige) Adjektivdebatte gehörig - tut mir leid, liebe lavendula, nimm es nicht persönlich, ich schätze Dich sehr als Dichterin in diesem Forum.

Man lese in Am Himmel:

vollen Ähren, fliegende Fische, endlosen Blau, auffrischende Wind ... also bitte, das ist doch fabelhaft! Streichte man die Adj., was bliebe für eine Ödnis übrig.

Die letzte Strophe ist sterbensschön!

Danke, liebe Claudia, für dieses herrliche Gedicht!


Kristian
 

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Mitglied
Die letzte Strophe ist sterbensschön!
Ooohhh....danke. Ich werde eben hier gerade ein klein wenig rot, lieber Kristian!
Klingt doof und vielleicht dick aufgetragen - ist aber so (und passiert mir trotz fortgeschrittenen Erwachsenenalters immer noch hier und da ;) ).

Ich lese und nutze Adjektive "situationsgebunden" - mal sind sie sinnvoll und wesentlich in einem Text, oft aber auch wieder nicht. Das kann man doch, wie so vieles, nicht verallgemeinern. Und Geschmackssache ist es sicherlich auch noch zu einem Teil.
Ich hatte - wie gesagt - auch die Version "ganz ohne" und fand die auch nicht schlecht. Aber "Ödnis" trifft es in diesem Fall ganz gut. ;)

Freut mich jedenfalls, dass es dir so gut gefällt!!! Danke!

LG,
Claudia
 
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G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
lieber kristian,
jede kritik, die aus der sache oder der leidenschaft kommt, ist doch gut. also keine sorge.
ich komme wohl eher aus der am-brunnen-vor-dem-tore-da-steht-ein-lindenbaum-fraktion ;) .
aber das ist persönliche vorliebe.
und deine einschätzung teile ich ja - da hat Claudia ein schlimmes stück poesie abgeliefert,
weil ich jetzt am liebsten dahin will :) . und zwar sofort.
liebe grüße
charlotte
 

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Mitglied
und deine einschätzung teile ich ja - da hat Claudia ein schlimmes stück poesie abgeliefert,
weil ich jetzt am liebsten dahin will :) . und zwar sofort.
jetzt hab ich ein schlechtes gewissen ;)

Aber sollte es dich einmal nach Wien verschlagen, kann ich den "Himmel" im 19. Bezirk wirklich empfehlen. Und dazu die Einhehr im "Häuserl am Stoan" auf einen göttlichen Marillenknödel.
 

revilo

Mitglied
Das ist für Lyrik zu ausufernd, zu erzählend….ich glaube, da hast du zu viel gewollt … weniger ist mehr … LG
 

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Mitglied
Herzlichen Dank, lieber Tula,

für die großzügige Sternengabe!



Lieber Oliver,

zu ausufernd, zu erzählend
Das erstaunt mich nicht, dass du das so empfindest. Und ja - es ist üppig und ich habe dieses "viel" sehr bewusst gewollt. Ich kann's natürlich nicht ändern, dass dir das nicht gefällt. Na, vielleicht ein andermal wieder. Danke auf jeden Fall fürs Vorbeilesen und Kommentieren!

LG euch beiden,
fee
 

molly

Mitglied
atmeten Heupferdchenträume
mit dem Wiegen der Halme.

:)einfach schön, ich erinnere mich an den "Himmel" und an die Zeit in Wien

Liebe Grüße
Monika
 

petrasmiles

Mitglied
SOIFZ…. Nun , echte Kerle wie ich mögen es nun mal nicht so dick….ich sag ja nicht , dass es schlecht ist …. Liebe Petra , weißt du, wie
meine erste Freundin hieß ?
…..
Petra …..

und weißt du , wie alt ich da war ?

12…..

SOIFZ…..
Da muss ich Dich jetzt ja mit Samthandschuhen anfassen, damit ich Dich nicht retro-traumatisiere ;-)
Aber im Ernst - wenn Du schreibst
Das ist für Lyrik zu ausufernd, zu erzählend….ich glaube, da hast du zu viel gewollt … weniger ist mehr
dann steht da nicht - hey, ist für echte Kerle zu dick aufgetragen - also eine Frage der Bedingungen auf Deiner Seite, sondern Du hast es als Werturteil formuliert - Fee habe zuviel gewollt - und ergo nicht gekonnt. Autsch, da kann man nur die Augen verdrehen.
Das ist so ein Ding mit den echten Kerlen, dass sie das rückbezügliche nicht hinbekommen, sondern den 'Stein des Anstoßes' beim anderen sehen. Versuchs doch mal so, die Wirkung eines Gedichtes auf Dich zu trennen in das, was in Dir ist und das, was im Gedicht ist. Das geht. Oft reagiert man subjektiv und verbrämt das dann objektiv (geht also nicht nur echten Kerlen so) und die Kunst der wirkungsvollen Kritik besteht darin, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Und nebenbeibemerkt, mit 12 kann Deine Petra an nix schuld sein :D

Liebe Grüße
Petra
 



 
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