Ob die Maschine irgendwann imstande sein wird, unser Denken und Sagen nachzubilden, vielleicht sogar Intuition zu entwickeln und somit nicht nur als intelligenter Automat, sondern dem Menschen gleichrangig am Leben, an unserer gelebten Wirklichkeit teilzuhaben, kann ich nicht ausschließen. Aber ich stelle jedes Mal fest, dass mich die Sorge vor dieser Art maschineller Übernahme des menschlichen Geistes nicht sonderlich beunruhigt. Das mag daran liegen, dass mir dieses Leben, dem wir so viel Wert beimessen, wie ein Missverständnis und ein Irrtum erscheint. Ein Missverständnis, weil wir aus der Fähigkeit zu denken das Recht ableiten, über allem zu stehen. Ein Irrtum, weil wir das Denken nur zum eigenen Vorteil nutzen.
In meiner Jugend verbarg ich mich vor dem gleißenden Licht dieser schmerzvollen Erkenntnis, suchte den erlösenden Schatten hinter dem Leben der Anderen. Vergebens. Noch heute scheint es ungebrochen zu mir durch, schneidet mit feinen Klingen Löcher in das dunkle Tuch des Vergessens, das ich über sie gebreitet habe.
Doch im Laufe der Jahre habe ich mich in meinem Dasein eingerichtet. Inzwischen throne ich hinter hohen Mauern der innerlichen Abgeschiedenheit, umflutet von den unruhigen Meeren der Veränderung. Ich meide den Aufstieg zur Brüstung, von wo ich die wilde Brandung beobachten kann. Tue ich es dennoch, umspült mich der Wind, gesättigt vom Gestank einer fauligen Gischt. Er erinnert mich daran, dass ich ein Gefangener meines Denkens bin.
Allein in meinen Träumen verwischen alle Gegensätze. Dort kehre ich zu mir zurück, wage mich wieder hinaus auf See. Auf ihrem Grund wähne ich den Grund meiner Existenz und bin doch nicht Teil eines Lebens, in dem Maschinen die Wirklichkeit erschaffen. Warum sollte es mich also stören, wenn sie behaupten, sie könnten meine Sprache verstehen, ja erzeugen, könnten mein Denken in meine eigenen Worte fassen? Denn ich weiß, in meinen Träumen habe ich weder Anfang noch Ende, bette mich in zeitlose Worte. Ganz als wäre ich bereits Erinnerung. Ganz wie im Leben.