Amazon und die Kleinverlage

ex-mact

Mitglied
Siehe auch http://www.heise.de/newsticker/data/ku-09.04.02-001/

Zum Hintergrund: ich habe - wie alle "Kleinverleger" - kein Problem damit, Amazon die "marktüblichen 40% Marge" einzuräumen (diese _sind_ nunmal marktüblich). Aber ich erwarte dafür auch die "marktüblichen Abnahmemengen von einigen Dutzend Exemplaren" ohne Kommissionierung. Und genau da bricht das System: Amazon bestellt seit einiger Zeit nur noch EINZELNE Exemplare, nicht mehr Bundles - und will TROTZDEM die hohe Marge.
 

gladiator

Mitglied
Eigentlich schade...

...denn ehrlich gesagt fand ich Amazon bis dato ziemlich geil und habe dort auch schon einiges bestellt.
Wobei das maximale Ausnutzen der Marktmacht leider inzwischen üblich geworden ist. Wenn man sich ansieht, was die Einzelhandeslkonzerne mit den Produktherstellern anstellen, wird einem auch gruselig.

Gruß
Gladiator
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Mact,

Die Buchpreisbindung wurde im 19. Jahrhundert eingeführt und diente tatsächlich dem Schutz der Verlage und der Autoren.

Heute beginnt die neue Zeit.

Die Autoren sind bereits auf dem Weg in die Zukunft, denn wer zukünftig arbeiten will, wird für seine Arbeit nicht bezahlt werden, sondern bezahlen werden. ;)

Nur wenige bekannte Autoren erhalten überhaupt etwas.
Kleinverlage sind mit Selbstausbeutung beschäftigt.

Arbeiten wird mehr und mehr Hobby. ...

Ich wollte bei Heise was schreiben, aber der Server nimmt leider die Anmeldung nicht an.

Bei Amazon habe ich auch schon einiges bestellt.

Wie sind die Bedingungen dort, wenn Amazon die Werke nicht versendet, sondern nur als eine Art Makler dient?

(Ich habe mal eine CD über Amazon bestellt, und sie direkt vom Verlag erhalten.)

Grüße von Bernd
 

ex-mact

Mitglied
Lieber Bernd,

der "Streit" hat mit der Buchpreisbindung überhaupt nichts zu tun. Es geht nicht darum, zu welchem Preis ein Händler ein Produkt verkauft, sondern darum, zu welchem er es einkauft.

> Die Autoren sind bereits auf dem Weg in die Zukunft, denn
> wer zukünftig arbeiten will, wird für seine Arbeit nicht
> bezahlt werden, sondern bezahlen werden

Das ist, vergib' mir, Unsinn. Ein Autor, der ein gutes Produkt anzubieten hat, wird (mit etwas Glück) IMMER für seine Arbeit bezahlt. Es ist nur so, daß heute "jeder" Autor seine "Ergüsse" produzieren und vermarkten kann - ob das dem "Buch als Kulturgut" hilft, wage ich zu bezweifeln. Daß auch berühmte Größen der "deutschen Literaturgeschichte" ihre Werke selbst verlegen mussten, tut dem keinen Abbruch.

> Nur wenige bekannte Autoren erhalten überhaupt etwas.
> Kleinverlage sind mit Selbstausbeutung beschäftigt.

Ah, ja? Und diese Einschätzung entnimmst Du genau welcher Beobachtung?

BEKANNTE Autoren erhalten NATÜRLICH etwas für ihre Bücher - sowohl die üblichen Tantiemen als auch, wie das auch schon immer war, Geld für Lesungen etc. Es ist ein Irrglaube von Hobby-"Schriftstellern", daß man durch Tantiemen reich wird. Es war schon immer so, daß ein Autor mindestens die Hälfte seines Einkommens durch Repräsentation (Lesungen etc) verdient.

> Wie sind die Bedingungen dort, wenn Amazon die Werke nicht
> versendet, sondern nur als eine Art Makler dient?

Das habe ich Amazon angeboten, sie sind bislang nicht darauf eingegangen. EIGENTLICH dürfte es nicht gehen, denn der Datenschutz verbietet die Weitergabe von Kundendaten.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
> Die Autoren sind bereits auf dem Weg in die Zukunft, denn
> wer zukünftig arbeiten will, wird für seine Arbeit nicht
> bezahlt werden, sondern bezahlen werden

(war mehr ein Scherz, wohl mißlungen)

> Kleinverlage sind mit Selbstausbeutung beschäftigt.

(Dazu gab es vor einigen Jahren auch in der Zeitschrift "Der Literat" einen interessanten Artikel.)

Das hat die Grundlage, dass die Kleinverleger sich selbst sehr selten angemessen bezahlen können, eben wegen des Effektes, dass die Different des Verkaufspreises durch den Verlag und dem Herstellungspreis oft zu klein ist.

Dabei muß auch berücksichtigt werden, dass für einen Teil der Bücher ein Teil der Auflage nicht verkauft wird.

Soviel ich weiß werden auf vielen Gebieten keine oder kaum Vergütungen geleistet.

Dazu gehören ein nicht unerheblicher Anteil wissenschaftlicher Publikationen.

Was ich hier schrieb ist keinesfalls vollständig und es ist ein sehr weites Feld.

Beispielsweise das Problem: Vergütungen für Lesungen: Dafür muß erst mal jemand bezahlen. Selbst Schulen bezahlen nicht.

Und mein eigener Klub ist so finanzschwach, dass wir es gerade schaffen, die Fahrtkosten und das Hotel zu bezahlen, wenn wir einen Autoren einladen.

Immerhin ist es uns gelungen, solche Autoren wie Robert Silverberg in Dresden zu haben (der von einer Veranstaltung in Leipzig kam.) Terry Pratchett ist nach Hoyerswerda gekommen. Ich weiß nicht, wieviel sie bekommen haben, aber in erster Linie sind sie wohl doch gekommen für den Spaß hier zu sein.

Die Leselupe schein ebenfalls nicht in Geld zu schwimmen.

Ich möchte mich bei allen, die sich so für sie engagieren, sehr herzlich dafür bedanken.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
ZShops bei Amazon

Hallo, Marc, noch ein kleines Postscriptum

PS:

Ich glaube, bei Amazon, das war bei "ZShops".
Die entsprechenden Einträge werden bei der Suche auch mit angezeigt.

---

2. PS:
Der Scherz, dass man, um arbeiten zu gehen, dafür bezahlen muss, ist hier (in Dresden) weit verbreitet und eine gängige Redewendung.

3. PS:

Korrektur:

Different -- richtig: Differenz

Viele Grüße von Bernd
 
B

beccolino

Gast
Dazu kommt leider noch,

dass Amazon sich bei kleinen Verlagen und 'unwichtigen' Publikationen auch noch etwas länger Zeit zu lassen scheint, die Datenbanken zu füttern. So heisst es oft, dass ein Buch noch nicht erschienen ist, wenn man es eigentlichj längst in den Händen halten könnte und andere das auch tun. :)

Gruß von Rebecca, die auch schon seit Langem über Amazon.de meckern wollte und jetzt mal wirklich Grund hat ;)
 



 
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