Amore Passato

4,00 Stern(e) 1 Stimme

amelie_franzi

Mitglied
Etwas funkt. Etwas knistert. Ein leichter Stich, ich fühle die Wärme. Der köstliche Geschmack von etwas Neuem, etwas Heißem, von dem ich noch nicht genau weiß, was es ist. Ich bin nicht in der Lage, zu widerstehen und tauche ein.

Es dauert nicht lange. Der Duft von Rotwein, Sommerschweiß, liegt mir in der Nase. Ich will jeden Tropfen einsaugen, so süß und doch so feurig, aber ich kann mich nicht aufgeben. Noch nicht. Jedes Mal ein bisschen mehr. Warmer Sand zwischen meinen Zehen, meinen Fingern. Ich kann ihn spüren, selbst wenn die Sonne längst untergegangen ist.
Lange Nächte, in denen ich nicht schlafen kann, nicht schlafen will. Die Hitze in meinen Lenden hält mich am Laufen, hält mich am Tanzen, ich will, dass es nie erlischt.

Ich sehe ein brennendes Feuer, einnehmend, wie könnte es bloß je erlöschen? Ich gebe mich dem Spiel jetzt ganz hin, noch nie ist mir so jemand begegnet. Jeder meiner Gedanken widmet sich unserer Flamme, eine Darbietung wie keine andere. Ich bereise tausend Welten mit diesem Licht, lebe tausend Leben, kann mich für immer davon nähren, ich werde nie satt.

Schleichend werden meine Füße müde, als hätte ich eine lange Wanderung hinter mir. Mir ist heiß, ich muss an die frische Luft. Das Spiel wird zum Kampf, warum ist die Flamme so heiß? Die Hitze kann ich schwer ertragen, ich möchte mich doch nur etwas ausruhen. Also brennt sie ruhiger. Ich beobachte, wie sie abrennt, langsam wird das Licht dunkler. Die letzte Hitze wird mir von einer Briese genommen. Sie ist erlischt. Es wird tiefschwarz, es ist Nacht.

Ich vergesse wie sich brennende Hitze, die Leidenschaft, mit der ich in ihr verbrannt bin, anfühlt. Stattdessen liege ich nun da, in der Nacht, schuldig, neben mir das abgebrannte Streichholz.
 

Tula

Mitglied
Hallo amelie
Interessante Idee, einschließlich Pointe, der abgebrannte Streicholz neben dir und das seltsame Gefühl, irgendetwas verkehrt gemacht zu haben.

Eine Schwierigkeit bei diesem Thema ist wohl die, dass beim Feuer-Tango zwei dabei sind. Das 'wir' wurde eingebaut, das Wechselspiel als solches nicht. Am Ende brennt es doch bei einem schmerzvoller nach als beim anderen, oder?

Kleine Schwächen aus meiner Sicht sind ein paar Wortwiederholungen, vor allem 4 mal Hitze, mehrere Formen von 'brennen'. Schusselfehler: Brise statt Briese, 'sie ist erloschen' oder 'sie erlischt'.

Insgesamt denke ich, dass aus dem Text noch mehr herauszuholen ist, vor allem im Sinne einer lyrischen Prosa. Die genannten Punkte beachtend, das Einwirken und Wirkung der Hitze und Brennvorgänge anderweitig und phantasievoll umschreiben.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 21900

Gast
Hi amelie,
stimme Tula zu: eine lyrische Prosa, aus der mehr werden könnte. Ich gehe weiter: Es könnte ein Liebesgedicht daraus werden. Freie Rhythmen oder gereimt.
Gruß Klaus
 

amelie_franzi

Mitglied
Hallo ihr Beiden,

erstmal herzlichen Dank, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, meinen Text zu lesen. Jedes Mal wenn ich mich traue, etwas bei der Leselupe zu veröffentlichen, bin ich aufs Neue über das Wohlwollen und die Geduld der Community erfreut. Ich bin Anfängerin und kann Euren Hinweisen sehr viel abgewinnen.

Offen gestanden ist der Text einer intensiven Laune entsprungen und frei mit Gefühl geschrieben. Ich wollte wissen, ob er das Potential hat, etwas in einem unabhängigen Dritten auszulösen.

Gerne werde ich mich weitergehend mit der gestalterischen Ausarbeitung befassen. Ich habe mich noch nie ernsthaft an einem Gedicht versucht, aber ich werde es probieren.

Nochmals ganz herzlichen Dank, ich melde mich bald mit einer überarbeiteten Version.

Liebe Grüße,
Amelie
 



 
Oben Unten