Amt und Wort

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gareth

Mitglied
Grad wird im Land und in der Politik,
des Wortes Macht und Schönheit neu erkannt,
das höchste Amt derhalben neu besetzt.

Da sitz ich hier, allein, beim Mittagstisch
und grüble über leicht gebräunten Scheiben,
die keine Gurken sind und kann sie nicht benennen.

Woraus nun folgt: es scheint die rechte Wahl
für dieses Mal in allem Ernst getroffen,
mit einem Mann des Inhalts, nicht der Hülse,

der immer gleich, als unser Präsident,
wo er sie braucht, die schweren Wörter weiß.

Und falls man einst ihn um Gemüse fragt,
mag er, im ernsten, starken Gottvertrauen,
wie ich, an seine liebe Frau sich wenden.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber gareth,

auch Schröder hatte oft seine Frau zu Rate gezogen und begann im Kabinett oft einen Satz mit "Doris hat gesagt....."

Mit dem Gottvertrauen hatte es ja Gauck nicht so sehr in seiner Rede. Er bat um Vertrauen in seine Person, ja wirklich, allerdings bat er auch die Menschen, "mutig immer wieder damit zu beginnen, Vertrauen in sich selbst zu setzen."

Also das habe auch ich noch von keinem Bundespräsidenten gehört, und er bezog sich dabei auf eine Äußerung Gandhis.

Ja, die schweren Worte weiß er auszukramen. Ich hätte beispielsweise in aller Simplizität dummerweise nur den Satz losgelassen: "Angst ist ein Gift" und das hätte sich, mal abgesehen von dem Wahrheitsgehalt, außerordentlich läppisch angehört.

An anderer Stelle hat Gauck aber gesagt: dass die politisch Handelnden "offen und klar reden sollen, damit verlorenes Vertrauen wieder zurück gewonnen werden kann."

Nun, Deinen Text hast Du, lieber gareth halb ernst und halb ironisch angelegt, was der Situation, in der wir uns nach zwei Rücktritten von Bundespräsidenten befinden, aus meiner Sicht auch gerechtfertigt ist.

So viel jetzt mal zu Deinem Text.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
A

AchterZwerg

Gast
Aus meiner Sicht ist der Text durchgängig ironisch angelegt. Und das mit gutem Grund!
Es gäbe bestimmt einige Vorzüge des neuen Vorzeigepräsidenten aufzuzeigen - beispielsweise sein rhetorisches Geschick - doch wird das allein nicht genügen.
Wer sich mehrfach als leidenschaftlichen Antikommunisten bezeichnet, als habe man allein dadurch schon eine Art Magister artium erworben, hat sich für mich bereits disqualifiziert. Und dies ist ganz unabhängig davon zu sehen, welche Entwicklung in der DDR stattgefunden hat.
Ebenso fand ich seine Aussagen zu Hartz IV mehr als nur bedenklich.
Aber das Volk scheint zufrieden und wir2, lieber gareth, werden wieder mal nix dran ändern können. :D;)
Acht Grüße

Mein Highlight: die Sache mit den Gurkenscheiben *kreisch
 
M

mirami

Gast
respekt! ein poltisches gedicht!!! das zu lesen freut mich sehr
weil die kategorie politisches gedicht ein “anspruchsvolles“ metier ist, an das sich wenige heran wagen.

ich hab deinen text mit freude gelesen! gerade weil ich weder an amt noch wort glaube. :)
schwierig ist’s für das ganze treffende worte zu finden, die weder dumm noch billig- effektheischerisch oder pamphletistisch wirken.
gelungen!
lg
mirami
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Moin garth

Woraus nun folgt: es scheint die rechte Wahl
für dieses Mal in allem Ernst getroffen,
mit einem Mann des Inhalts, nicht der Hülse,
Das liest sich wie eine Initiative zur Rettung des Genititvs. Man kann natürlich argumentieren, dass genau so eine Konstruktion typisch ist für rhetorische Hülsenfrüchte.

Jedenfalls klingt das Gedicht doch etwas zu gedreht.

cu
lap
 

gareth

Mitglied
Erst mal danke für die Kommentare und die positive Aufnahme, liebe Vera-Lena, lieber AchterZwerg und liebe mirami.

Der kleine Text soll auch ein bisschen ernst, überwiegend aber freundlich ironisch sein. Ich glaube wie mirami nur sehr eingeschränkt an Amt an Wort, weiß aber auch um die möglichen Wirkungen des letzteren.

Es ist tatsächlich ein bisschen holprig im Mittelteil, lieber lapismont. Lass mich da nochmal drüber nachdenken.

Grüße
gareth

p.s. Das Ganze beruht auf einer wahren Begebenheit :eek:), die mich dann zu diesem Text inspiriert hat (um nichts in der Welt wollte mir das Wort Zucchini einfallen. So kommen dann am Ende noch die Frauen ins Spiel).
 

Label

Mitglied
Lieber gareth

so ist das Leben, dem einen erscheint deine Wortwahl etwas zu gedreht, mir ist sie ein Hochgenuss.
Just dein Sprachstil, als auch die Wortwahl machen mir mit dem Dahingleiten eines angenehmen Tempos deine Gedichte immer höchst lesenswert.

leicht gebräunt, da schwingt politischer Unterton und das Sonnenstudio mit
auch die Gurke die keine ist und das anderweitige Gemüse (Kohl usw. ;) ) habe ich mit Hintergedanken gelesen
starken Gottvertrauen /seine liebe Frau ist er nicht evangelisch? ;) der neue Präsident und sozusagen doppelt beweibt?

Ich habe dein Gedicht sehr gerne gelesen und nachhaltig geschmunzelt.

Lieber Gruß
Label
 
Die Frauen kommen immer am Ende ins Spiel.

Gutes Gedicht. Mir gefällt das Verschraubte. ;-)
Hätte den Zeremonienmeister Lammert aber auch gern als Präsidenten gehabt.

cheers
Serge
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber serge,

Lammert hatte auch ich im Kopf, aber dann wollte ich ihn unbedingt an seinem jetzigen Ort behalten, weil er so viel Humor besitzt und immer eine gute Stimmung im Bundestag verbreitet.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
A

AchterZwerg

Gast
Och, gareth,
jetzt bin ich richtiggehend enttäuscht! Ich dachte, die Gurken (Spreewaldgurken) beinhalteten eine leicht boshafte Anspielung auf Ossi-Land (Ex- natürlich); das fand ich extrem witzig. Scheinbar ist mein Gemüt einfach nicht harmlos genug ...
Sieben Grüße (ein Punktabzug)
 

gareth

Mitglied
Das tut mir jetzt echt leid, AchterZwerg :eek:)
Ich werd mir also noch mehr Mühe geben, in Zukunft.

zerknirscht
gareth
 



 
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