an deine kindheit

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mein barfüßiges zimmer
ich als luchskind
allein
unter glaszweigigen bäumen
taste behutsam zwischen den
traumresten der wärterinnen

wie können nur
wände aus lärm
mich halten
als luchskind
sollte ich wege finden

doch der schnee
der fällt in meinem zimmer
verweht meine frühlinge

die wärterinnen
fordern träume von mir
aber ich
ich habe keine träume
und keine tränen
als luchskind in einem gläsernen wald
umstellt von mauern als lärm
mit schnee auf meinen frühlingen


für unica zürn
 

Agnete

Mitglied
harte Bilder, kalt, traurig, erschütternd. Aber sehr gut geschrieben.
Hat nicht jeder seine Wärter...? Irgendwie...? LG von Agnete
 

petrasmiles

Mitglied
Ich habe Unica Zürn kurz recherchiert, ja, und bei ihr waren es Wärterinnen - in der Psychatrie.
ich habe mich jetzt nicht näher mit ihr befasst - oder gar ihrem Werk - aber Deine Zeilen malen ein sehr eindrückliches Bild von einer Person, die aufgrund einer psychischen Erkrankung in einer Klinik ist. Das stelle ich mir sehr schwer vor.
Sehr gelungen.

Liebe Grüße
Petra
 

Ubertas

Mitglied
Liebe Charlotte,
wenn ich dein Gedicht lese, sind es nicht die wärterinnen, die mich aufhorchen lassen sondern das luchskind. Die Möglichkeit, besser zu sehen, zu hören, zu riechen, zu tasten besitzt der Luchs. Schon als Kind. Ein Wärter erwirbt und trainiert zwar seine Fähigkeiten dahin, ist aber niemals überlegen. Glaubt es aber bis zum Ende seiner Tage.
Legt seine Unausweichlichkeit und sein falsches Zeugen über ein empfindendes Geschöpf. Das sein einziges Ausweichen, obwohl es überlegen ist, im Suizid findet. Viel hellhöriger, wahrnehmender und sensibler und daher selbst als Luchs gefährdet zu sein, ist ein zeitgenössisches Ereignis. Zürns Bilder zeichnen genau das auf.
Daher mein ganz großes Lob an dich für dein wunderbares erlebbar Machen. Ein einzigartiges Nachsinnen ist das.
Es geht nicht um Wahn sinnen. Die wirklich Gefährlichen verhalten sich still.

Lieben Gruß, ubertas.
 
liebe Ubertas,
ich würde dir hier jetzt gerne ein großes herz schicken.
im erklären bin ich nicht so gut und meine gedichte will ich auch nicht kommentieren.
aber ich glaube, das gedicht fühlt sich gut verstanden.
liebe grüße
charlotte
 



 
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