Besten Dank, surrusus, aber fühl Dich nicht verpflichtet ...
Lieber
@wiesner / Bela,
was mich nicht sticht, kommentiere ich nicht. Dein Werk hingegen war kein Stich, sondern in seiner Sparsamkeit ein Schlag!
Was mir sogleich ins Auge springt, ist die „Frage“ nach gerechten Kriegen und die „Antwort“ hinsichtlich gerechter Niederlagen. Diese Themen werden vom lyrischen Ich nicht im üblichen philosophischen oder theoretischen Rahmen angegangen, sondern aus der Perspektive derjenigen, die die direkten Folgen weitreichender Entscheidungen zu tragen haben - Entscheidungen, die fernab der Schlachtfelder getroffen werden. Diesen Perspektivwechsel finde ich außerordentlich feinsinnig; er verlagert den Fokus geschickt in die Lazarette.
Die Titelwahl, "an die Außen- und Innenseiten der Lazarette", interpretiere ich als ein starkes Symbol für die unmittelbaren Auswirkungen von Kriegen: Verletzung, Leid und Tod. Das Spiel mit den „Außen- und Innenseiten“ deutet in meiner Lesart auf die Kluft zwischen der öffentlichen Wahrnehmung und dem individuellen Leid im Krieg hin. Besonders hervorheben möchte ich den Einsatz von Fragen als gestalterisches Element.
Sie regen mich zu tieferem Nachdenken an und bewegen mich dazu, über meine eigene Verunsicherung sowie über die Komplexität des behandelten Themas zu reflektieren. Die Formulierung, dass genau jene die Fragen beantworten, „die zu führen sie androhen“, hebt die Ironie und das Unrecht hervor, das in der Entscheidungsfindung zu Kriegen durch diejenigen liegt, die nicht an der Front kämpfen. Die „Antwort“ auf die zweite Frage macht das Empfinden von Verlassenheit und Ungerechtigkeit für mich greifbar, das jene fühlen mögen, die eine „gerechte Niederlage“ erlitten haben, ohne dass diese Erwartung oder Rechtfertigung von den Entscheidungsträgern anerkannt oder gar gewürdigt wird.
Und das in acht Zeilen! Das ist eine Seite der Lyrik, die ich sehr schätze und eine Fähigkeit, die ich auf positive Weise beneide, weil ich sie selbst nicht besitze.
Eat that Lob!
Dir noch eine schöne Woche, Bela.