An die Klageweiber

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Walther

Mitglied
An die Klageweiber


Man hört sie das Lamento tränenreich
In falschen Reimen seitenweise singen.
Doch was sie schreiben - es muss tönern klingen.
Die Menschen sind schlicht alles – nur nicht gleich.

Sie folgen ihrem Glauben „schlecht gleich reich“,
Als würde der, der reich ist, sich verdingen,
Dem Gutmensch sein Vermögen abzuringen,
Als wäre nur, wer reich ist, Hecht im Teich.

Sie können es nicht lassen zu beklagen,
Dass einer unten bleibt beim Vorwärtsstreben,
Ein anderer es schafft, herauszuragen.

Wenn eines nicht gerecht ist, ist’s das Leben:
Es gibt das Schicksal. Was soll man noch sagen?
Ein anderer hat Glück. So ist das eben.
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Walther,

noch ein Sonett. Diesmal zum Thema schlechte Reimer. Bloß mal eine Frage: Seit wann werden Lamentos eigentlich gesungen? Ich kann mir jedes Geräusch eines Lamentos denken - singen aber ist nicht dabei.

Zum zweiten Quartett: Kann sich jemand eigentlich "verdingen", dem Gutmenschen (nicht Gutmensch) das Vermögen abzuringen?
Und dass derjenige, der reich ist, hierzulande Hecht im Teich ist (was du, so formuliert, bezweifelst), darüber sollte es keine Kontroverse geben.

Beim ersten Terzett verstehe ich nicht, in welch inhaltlichem Zusammenhang sie mit den Quartetten stehen. Du willst wohl gleich der gesamten Poetengilde mit deinem Sonett eins vor den Nischel geben?

Zum zweiten Terzett: Du behauptest mit Dichterstimme, dass es das Schicksal gibt. Selbst wenn du alle Dinge, die auf Erfolg oder Misserfolg einwirken, unzutreffend in dem einen Wort "Schicksal" zusammenfasst, kommt mir der Begriff zu schwammig daher, als dass er in einem lyrischen Text ernst zu nehmen wäre. Schicksal ist schlicht Quatsch. Es gibt zutreffendere Begriffe.

Alles in allem kann ich mich des Eindrucks nicht verschließen, dass du ein paar Schwierigkeiten mit der Reimerei hattest, worauf einige der nicht ganz zutreffenden Formulierungen zurückzuführen sind. Zum Schluss wusstest du eigentlich kaum noch was zu sagen, so dass du dich in das Schicksal retten musstest.

Ein Pluspunkt: Endlich ist dir aufgegangen, dass deine bisherigen Sonette allesamt daran krankten, dass ihre Quartette zwei Reime zuviel hatten. Spät, aber vielleicht noch nicht zu spät.

Und nun müsstest du vielleicht noch an den Terzetten etwas arbeiten, denn die Einteilung der Reimpaare ist noch etwas willkürlich.

Gruß, Fettauge
 
O

orlando

Gast
Hallo Walther,
dir kann ich nur zurufen: Deshalb DKP! ;)

Jetzt aber mal im Ernst. Es ist immer wieder amüsant zu lesen, was sich einige Menschen so unter einem Sonett vorstellen. Auf jeden Fall etwas Nettes. Etwas, mit einem hohen Unterhaltungswert. Etwas, das mit S wie Schlegel beginnt und dann vollautomatisch wieder aufhört. Tja.

Wenn du nur nicht immer so viel reimen wolltest!
Andererseits kann man es ja nur bewundern, wie du bislang in den Quartetten jeweils zwei Reimpaare zuviel untergebracht haben sollst. Das soll dir erst einmal einer nachmachen!

Lachende Grüße
orlando
 

Walther

Mitglied
lb. orlando,

danke sehr. :) ich weiß, daß ich zuviel reime und andauernd ein paar zuviel davon verwende. bei diesem ganzen takte-zählen kann einem schon einmal ein vers zuviel geraten. was wunder: nicht jeder kann auf vierzehn zählen (und viele, die das glauben, nicht mal auf drei).

es gibt nun einmal solche, von den der schwabe sagt: die senn uff dr brandsupp dahergschwomma, was heißt, die haben alles studiert, darin promoviert, habilitiert und sitzen auch sonst links dessen, der zur rechten gottes sitzt, auch wenn sie eigentlich atheisten sind. und es gibt andere, die glauben, daß sie das einzige fettauge auf einer gesunden gemüsesuppe sind, von der sie meinen, sie sei nichts als warme brühe. und dann gibt es dritte, die tun, was getan werden muß, und sich nicht weiter an nebensächlichkeiten aufhalten:

sie schreiben einfach gute gedichte.

lg w.
 

Curd Belesos

Mitglied
siehe Wikipedia:[red] GUTMENSCH[/red]

Im Januar 2012 erhielt das Wort bei der Wahl zum Unwort des Jahres 2011 in Deutschland den zweiten Platz. In der Begründung gab die Jury an, mit dem Wort werde „insbesondere in Internet-Foren das ethische Ideal des ‚guten Menschen‘ in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren“, und kritisierte die aus ihrer Sicht 2011 einflussreich gewordene Funktion des Wortes als „Kampfbegriff gegen Andersdenkende“.

Es stört mich in deinem Gedicht, schade.

LG
CB
 

Walther

Mitglied
An die Klageweiber


Man hört sie das Lamento tränenreich
In falschen Reimen seitenweise singen.
Doch was sie schreiben - es muss tönern klingen.
Die Menschen sind schlicht alles – nur nicht gleich.

Sie folgen ihrem Glauben „schlecht gleich reich“,
Als würde der, der reich ist, sich verdingen,
Vermögen guten Menschen abzuringen,
Als wäre nur, wer reich ist, Hecht im Teich.

Sie können es nicht lassen zu beklagen,
Dass einer unten bleibt beim Vorwärtsstreben,
Ein anderer es schafft, herauszuragen.

Wenn eines nicht gerecht ist, ist’s das Leben:
Es gibt das Schicksal. Was soll man noch sagen?
Ein anderer hat Glück. So ist das eben.
 

Walther

Mitglied
hi Curd,

nachdem das doch ein großer anstoß, obwohl es in die diktion paßt, oben geändert.

danke fürs reinlesen!

lg w.
 



 
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