an meinen vater

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Walther

Mitglied
an meinen vater


du der du mir nicht fehlst
fehlst mir in der verschattung
der möglichkeiten versunken

milchig sind die konturen
des bilds das in mir verschwimmt
die kanten dir rundet und

die erinnerungen verblassen
lässt damit du wirst wie du
hättest sein können wenn du

verstanden hättest worauf
es ankommt schade denke ich
dass du dich so unter wert

verkauft hast an falschen stolz
und leeren ruhm irgendwann
im gestern gingst du dir

und mir einfach verloren
 
P

penelope

Gast
wir sind der meinung, als wäre es das leben, das die geschichten schreibt, doch das leben ist einfach da, ohne bedingungen. wir schreiben gedichte um gedichte, wo sich scheinbar etwas ineinanderverhakt, sich anfüllt mit gefühlen, sich fügt...

es ist aber immer anders...

auch mein vater hat sich aus meinem leben gestohlen, als ich etwa dreizehn war, einfach abgehauen sage ich heute, soll er doch, was solls, ich konnte es ja sowieso nicht ändern, geht mich heute nichts mehr an...

aber so ist es ja eben nicht, nicht bei mir, und auch nicht bei dir, wenn du doch noch sagen kannst "fehlst mir in der verschattung"/"der möglichkeiten versunken"...

jedes gedicht hat ein eigenleben, hier kann ich es besonders spüren...

lg penelope
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

am Verhältnis zu den Eltern knabbern viele, auch das LyrIch. Aber irgendwann scheint sich der Einfluss langsam zu verlieren. Da es frühe Eindrücke sind, bleiben sie allerdings oft trotzdem noch verwurzelt.

Liebe Grüße

Herbert
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ein interessantes, ein intensives Thema. Ein Thema, das bewegt und auch Erinnerungen weckt an eigene Erfahrungen.
Der Beginn erinnert ein wenig an religiöse Zeilen. Das gibt sich. Der Text kommt sehr persönlich rüber, aber sein Aufbau verlangt dem Leser Einiges ab. Die etwas eigenwilligen Zeilensprünge finde ich hier nicht sehr hilfreich. Sie erschweren das Lesen und machen den Text durchaus nicht interessanter. Ein Text solchen Inhalts hat in meinen Augen klare und sofort erfassbare Worte verdient. Ist aber sicher Geschmacksache. ;-)

LG
Bernd
 

Walther

Mitglied
hi penelope,

deiner hat sich aus deinem leben gestohlen, der des lyrichs ist noch da und virulent. das band, das beide verband, vater und sohn, hat sich aufgetrennt, es verbindet nicht mehr.

das hier beschriebene ist der phantomschmerz einer erinnerung, die das verklären beginnen soll. die zeit heilt, in dem sie blickwinkel verändert und häufig das weniger gute verblassen läßt. so besehen ist dieser text auch eine parabel über das erinnern.

lg w.

lb. arra,

du hast in der tat ein schlüsselstück des texts herausgeholt. danke für wertung und eintrag.

lg w.

lb herbert,

natürlich bleibt immer etwas zurück, allerdings verklärt die vergangenheit sich durch das verändern der erinnerung an sie. zum glück bleiben die schönen sachen besser "hängen".

lg w.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. Walther,

hast du meinen Kommentar eigentlich absichtlich übersehen? ;)


Frohe Ostern.


LG
Bernd
 

Walther

Mitglied
moin cellist,

habe ich nicht, es ist mir allerdings noch keine schlaue antwort eingefallen, kommt aber noch. aber da ich gerade dabeibin: wie würdest du den text absetzen? :)

lg w.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. Walther,

moin cellist,

habe ich nicht, es ist mir allerdings noch keine schlaue antwort eingefallen, kommt aber noch. aber da ich gerade dabeibin: wie würdest du den text absetzen?

lg w.
wie ich schon schrieb, gründet meine Kritik auf meinem "Geschmnack", und Geschmäcker sind unterschiedlich. Ich mag bei solchen Themen eine klare Linie. Du hast hier einige "Schmankerl" eingebaut, deren es nach meinem Geschmack nicht bedurft hätte.

Diese Strophe z.B.

die erinnerungen verblassen
lässt damit du wirst wie du
hättest sein können wenn du
lässt mich stolpern.

Oder hier

dass du dich so unter wert

verkauft hast an falschen stolz
und leeren ruhm irgendwann
im gestern gingst du dir

und mir einfach verloren
ging es mir ähnlich.

Ich weiß, manchmal mag man es nicht einfach. Und wenn der Autor einen Grund dafür hat, so ist es völlig ok. Ich sehe den Grund hier nicht. Macht es den Text wirklich intensiver, stärker? Oder nur komplizierter? Ich sehe hier Letzteres. Doch ich mag mich irren, und nur deshalb habe ich kommentiert.

Ich würde den Text normal, langweilig absetzen. Er ist inhaltlich interessant und stark genug.


Sorry, alles nur meine persönliche Ansicht! Ich dachte nur, dass sie dich ggf. interessieren könnte.

LG
Beba
 

Label

Mitglied
Lieber Walther

das wäre meine Leseweise - und Vorschlag

du der du mir nicht fehlst
fehlst mir
in der verschattung der möglichkeiten
versunken
milchig
sind die konturen des bilds
das in mir verschwimmt
die kanten dir rundet
und
die erinnerungen verblassen lässt

damit du wirst
wie du hättest sein können
wenn du verstanden hättest
worauf es ankommt

schade
denke ich
dass du dich so unter wert
verkauft hast
an falschen stolz
und leeren ruhm

irgendwann
im gestern
gingst du
dir und mir einfach verloren

Vielleicht kannst du etwas davon gebrauchen.

Lieber Gruß von der
Label
 

Walther

Mitglied
moin cellist,

deine meine interessiert mich sehr. ich habe von label einen vorschlag bekommen, den ich jetzt zur diskussion stelle.

vielleicht ist das ja eine version, die deinen überlegungen näher kommt.

danke und grüße w.
 

Walther

Mitglied
an meinen vater
- vorschlag von label - danke! -

du der du mir nicht fehlst
fehlst mir
in der verschattung der möglichkeiten versunken
milchig sind die konturen des bilds
das in mir verschwimmt
die kanten dir rundet
und die erinnerungen verblassen lässt

damit du wirst
wie du hättest sein können
wenn du verstanden hättest
worauf es ankommt

schade denke ich
dass du dich so unter wert verkauft hast
an falschen stolz und leeren ruhm

irgendwann im gestern
gingst du dir und mir
einfach verloren
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. Walther,

so gefällt es mir in der Tat besser. Auf jeden Fall ist und bleibt es Geschmacks- und Ansichtssache, aber in meinen Augen passt der Aufbau so besser zum Thema. Für mich hatte deine erste Version etwas künstlich Umständliches, das diesem Thema nicht gerecht wird.

LG
Bernd
 

anbas

Mitglied
Hi Walther,

je häufiger ich dieses Gedicht lese, um so mehr nähere ich mich ihm an. Dazu hat auch die Übernahme von Labels Vorschlag geführt.

Nun noch eine Anmerkung von mir: Ich finde "des Bilds" vom Klang her überhaupt nicht schön. Daher plädiere ich für "des Bildes".

Liebe Grüße

Andreas
 

Walther

Mitglied
an meinen vater
- vorschlag von label - danke! -

du der du mir nicht fehlst
fehlst mir
in der verschattung der möglichkeiten versunken
milchig sind die konturen des bildes
das in mir verschwimmt
die kanten dir rundet
und die erinnerungen verblassen lässt

damit du wirst
wie du hättest sein können
wenn du verstanden hättest
worauf es ankommt

schade denke ich
dass du dich so unter wert verkauft hast
an falschen stolz und leeren ruhm

irgendwann im gestern
gingst du dir und mir
einfach verloren
 

Walther

Mitglied
hi cellist,

danke für dein feedback. das hilft sehr weiter!

lg w.

hallo anbas,

danke für den hinweis. habe ich gleich umgesetzt. es klingt in der tat so rhythmisch besser.

lg w.
 



 
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