An stoß stein

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Walther

Mitglied
An stoß stein

Selten hab ich so einen schönen
stein gefunden – den & bein habe
ich geschworen & das beet
geschoren nein die haare mir

Die haare mir die haare mir:
ich spaltete es wie das rund
holz wie die axt im walde &
ich suchte es in der suppe

Die ich aus löffelte – brocken
für brocken: nicht dass ich mir
etwas ein gebrockt hätte nein:
mir war nach griffel spitzen

Mir war nach bilder ritzen nach
ätzen war mir & ätzend war es
auch: selten hab ich so einen
schönen stein gefunden – in meiner

Hand barg ich ihn als hätt ich was
zu verbergen – da bei hatt ich nur
nichts zu suchen am fluss ufer
wos sonst leichen an schwemmte
 

Ubertas

Mitglied
Lieber @Walther,
dein Gedicht gefällt mir sehr! Der an stoß stein gräbt sich nach und nach aus seiner alltäglichen, von oben sichtbaren Motivation. Zieht sich sein eigenes Haar aus der Suppe, auf brutale Weise - Brocken für Brocken löffelnd. Um nicht in seine unaufgelösten Emotionen hinein zu rollen, verbirgt er sich, wie ein Schatz aus Zirkonia in Händen. Bis ihm das ungeschorene Flussufer seine ursprüngliche Bedeutung/Herkunft, seine Leichen nennt. Das ist nur meine Lesart.
So, wie du dein Gedicht geschrieben hast - es erlaubt, darin nach eigenen Deutungsansätzen zu suchen. Das finde ich sehr wertvoll!
Ein großartiges Werk.
Lieben Gruß ubertas.
 

Walther

Mitglied
Lieber @Walther,
dein Gedicht gefällt mir sehr! Der an stoß stein gräbt sich nach und nach aus seiner alltäglichen, von oben sichtbaren Motivation. Zieht sich sein eigenes Haar aus der Suppe, auf brutale Weise - Brocken für Brocken löffelnd. Um nicht in seine unaufgelösten Emotionen hinein zu rollen, verbirgt er sich, wie ein Schatz aus Zirkonia in Händen. Bis ihm das ungeschorene Flussufer seine ursprüngliche Bedeutung/Herkunft, seine Leichen nennt. Das ist nur meine Lesart.
So, wie du dein Gedicht geschrieben hast - es erlaubt, darin nach eigenen Deutungsansätzen zu suchen. Das finde ich sehr wertvoll!
Ein großartiges Werk.
Lieben Gruß ubertas.
lb Ubertas,
danke fürs lesen und kommentieren. meine poetik für diese art lyrik ist die der freien assoziationsketten beim lesen. diese haikueske methode postuliert, dass diese texte im akt des gelesen werdens erst komplett werden. erst durch den akt der rezeption entsteht kunst.
es ist schön zu erfahren, was meine anstöße und leitplanken ausgelöst haben. ganz lieben dank für diese erfahrung.
herzlicher gruß W.
 

Ubertas

Mitglied
Lieber @Walther ,
ich danke dir für die Auslösung meiner Gedankengänge und für die wunderbare Ausführung deinerseits. Deine Herangehensweise und Umsetzung finde ich bewundernswert. Da reicht kein gespitzter Bleistift, dafür braucht es tiefen Sinn!
Herzliche Grüße zurück ubertas
 

Walther

Mitglied
Lieber @Walther ,
ich danke dir für die Auslösung meiner Gedankengänge und für die wunderbare Ausführung deinerseits. Deine Herangehensweise und Umsetzung finde ich bewundernswert. Da reicht kein gespitzter Bleistift, dafür braucht es tiefen Sinn!
Herzliche Grüße zurück ubertas
Hi Ubertas,
gerne. ich habe mir über die jahre tiefergehende gedanken über meine poetiken gemacht. ich schreibe ja nicht nur vers libre.
alles gute für dein schreiben.
lg W.
 

mondnein

Mitglied
meine poetik für diese art lyrik ist die der freien assoziationsketten beim lesen
ja, habe ich mir schon gedacht, beim Lesen.
Eine ganz ausgezeichnete Art des Dichtens.

Wie immer, regt sich natürlich sofort (wie bei Hegel, aber nicht nur in dessen Logik der permanenten Antithetik) der Gegengedanke: "So macht es der konzeptlose, der bewußtlose, der gedankenlose Dichter, der nicht beim ersten Gedanken bleiben kann, dessen Wert nicht ausschöpfen will, nicht den nächsten Gedanken wenigstens aus dem ersten herausentwickelt (was der genannte Hegel übrigens immer streng ausführlich tat), so daß ihm, dem Dichter, der erste verlorengeht, schon während des Hereinbrechens des zweiten." Und da kommt der "Stein" auf einmal wieder, einfach so, unmotiviert, "wath tholl, wath tholl der bursch mit theine thechdthehn jahr? " (Jandl)

Nun ja, dann wird man halt zerrissen von den Kritikern, oder man würde verrissen werden, wenn es die Kritiker denn überhaupt gang und gäbe. Da die aber selbst verloren gegangen sind, (man findet sie ja nicht einmal mehr unter einer Leselupe), genießen wir die Wirbelstraße, die Wolkenränder, das Dahin- und Davonflattern der Verse beim Lesen und (immer gerne!) beim Selberschreiben.
Das macht Spaß.
Hat es Methode zwar, so ists doch Wahnsinn.

grusz, hansz
 

Ubertas

Mitglied
Hallo @Walther ,
ich danke dir für deine guten Worte und wünsche dir das Gleiche!
Bei jeder geschriebenen Zeile und darüber hinaus.
Kreativität vereinfacht nicht. Kreativität verkompliziert nicht. Sie könnte beides, muss es nicht, zwingt sich nicht. Sie schöpft. Wägt nicht. Nimmt an. Ohne Demut.
Hansz hat es in Worte gefasst:
Eine ganz ausgezeichnete Art des Dichtens.
Genauso ist es. Über die vielen, vielen Jahre von der "Klampfe" bis zum Tintenstrich und wesentlich weiter davor, war, ist es die Wandlung, die Transformation der Dichtkunst. Widerstände sind nur zeitgeschuldete Krampfanfälle. Deswegen, genau deshalb - ohne Auslöschung des Wesenskerns, finde ich es bewundernswert, nicht am Zaun hängen zu bleiben.
Der an stoß stein ist ein Beweis, dass der Zaun keine Hürde ist.
Lieben Gruß ubertas
 

Walther

Mitglied
ja, habe ich mir schon gedacht, beim Lesen.
Eine ganz ausgezeichnete Art des Dichtens.

Wie immer, regt sich natürlich sofort (wie bei Hegel, aber nicht nur in dessen Logik der permanenten Antithetik) der Gegengedanke: "So macht es der konzeptlose, der bewußtlose, der gedankenlose Dichter, der nicht beim ersten Gedanken bleiben kann, dessen Wert nicht ausschöpfen will, nicht den nächsten Gedanken wenigstens aus dem ersten herausentwickelt (was der genannte Hegel übrigens immer streng ausführlich tat), so daß ihm, dem Dichter, der erste verlorengeht, schon während des Hereinbrechens des zweiten." Und da kommt der "Stein" auf einmal wieder, einfach so, unmotiviert, "wath tholl, wath tholl der bursch mit theine thechdthehn jahr? " (Jandl)

Nun ja, dann wird man halt zerrissen von den Kritikern, oder man würde verrissen werden, wenn es die Kritiker denn überhaupt gang und gäbe. Da die aber selbst verloren gegangen sind, (man findet sie ja nicht einmal mehr unter einer Leselupe), genießen wir die Wirbelstraße, die Wolkenränder, das Dahin- und Davonflattern der Verse beim Lesen und (immer gerne!) beim Selberschreiben.
Das macht Spaß.
Hat es Methode zwar, so ists doch Wahnsinn.

grusz, hansz
lb Hansz
unser wahn hat wenigstens einen sinn. der von Putin hat keinen. oder doch: immer oben auf dem borschtsch schwimmen.
dichten ist doch kommunikation, dachte ich mir in meinem dummen kopf. lasst uns einen an lass schaffen, einen an stoß stein.
lg W.
Hallo @Walther ,
ich danke dir für deine guten Worte und wünsche dir das Gleiche!
Bei jeder geschriebenen Zeile und darüber hinaus.
Kreativität vereinfacht nicht. Kreativität verkompliziert nicht. Sie könnte beides, muss es nicht, zwingt sich nicht. Sie schöpft. Wägt nicht. Nimmt an. Ohne Demut.
Hansz hat es in Worte gefasst:
Eine ganz ausgezeichnete Art des Dichtens.
Genauso ist es. Über die vielen, vielen Jahre von der "Klampfe" bis zum Tintenstrich und wesentlich weiter davor, war, ist es die Wandlung, die Transformation der Dichtkunst. Widerstände sind nur zeitgeschuldete Krampfanfälle. Deswegen, genau deshalb - ohne Auslöschung des Wesenskerns, finde ich es bewundernswert, nicht am Zaun hängen zu bleiben.
Der an stoß stein ist ein Beweis, dass der Zaun keine Hürde ist.
Lieben Gruß ubertas
lb Ubertas,
danke für deine gedanken. ist das schön, dass in gedanken der dank verborgen ist?
am ende geht es doch darum, freude zu schaffen, in dem man räsonniert und resonniert.
lg W.
 

Ubertas

Mitglied
Hallo @Walther ,
ja, das ist wunderschön!
Wer sich diesen Gedanken bewahren kann, findet in ihm Zufriedenheit und Freude. Nicht nur für sich. :)
Lieben Gruß ubertas
 



 
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