Anderenorts

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G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Franke,

mir gefällt’s, nur frage ich mich, warum Du das sperrige andererorts statt andernorts verwendest? Übersehe ich da etwas?

Gruß Ciconia
 
G

Gelöschtes Mitglied 18005

Gast
Nachts sitzt du da
und übersetzt die Worte
ins Dunkle

Es gibt kein
drinnen oder draußen

nur andererorts

fallen die Engel
wie Regen
Die Dunkelheit, auch die symbolische Dunkelheit, scheint hier das ganze Gedicht zu durchwirken. Der Ausweg daraus ist vielleicht "nur andererorts". Zur selben Zeit könnte man behaupten, dass auch "andererorts" keine Lösung ist für den Ausweg aus dieser Dunkelheit, diesem Zwischenzustand, wo es "kein drinnen oder draußen" gibt. Weil "andererorts fallen die Engel wie Regen". Das heißt in großer Masse und in Vielzahl. Das lyrische Du "übersetzt die Worte ins Dunkle" undzwar "nachts", ohne dass überhaupt ein Wort über zumindest eine Lampe oder Kerzenlicht verloren wird.

Die dritte Strophe, gleichzeitig ein einzelner Vers, verknüpft die davorige und folgende Strophe, syntaktisch. Liest man nämlich die zweite und dritte Strophe zusammen, so ergeben sie eine Sinneinheit, aber auch die dritte und vierte Strophe ergeben eine Sinneinheit. In der Dreierkombination ist es aber grammatikalisch falsch. Es ist diese Konzentration auf das Wort "andererorts", das auch der Titel ist, welches aber doch noch hoffen lässt. Der Glaube daran, dass es "andererorts" besser ist. Die Rettung im Anderen. Eine Weiterführung der Philosophie des Anderen, von Levinas, so wie ich es sehe.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Tja, da muss ich noch was nachschieben: Das Drinnen und das Draußen.

Ich habe aber zum Gedicht noch ein paar Anmerkungen. Um welche Worte handelt es sich? Das musst du erklären - wer hat sie ausgesprochen, warum hat er sie ausgesprochen. Und was haben sie mit dem Drinnen oder Draußen zu tun?

Anderenorts statt andererorts wurde schon erwähnt. Die Engel als Symbol der guten Geister zu erwähnen, macht nur Sinn, wenn der Autor ein fundamentaler Katholik ist. Als weltlicher Autor findet man bestimmt Synonyme für die Engel.

Insgesamt ist mir das Gedicht, so wie es dasteht, zu rätselhaft, einfach zu unkonkret. Man kann nicht voraussetzen, dass der Leser sich die Mühe macht und herauszufinden versicjt, was mit dem Gedicht eigentlich gemeint ist. Dieses Gedicht braucht von dir mehr Fleisch, damit sich der Leser was zusammenreimen kann.

Gruß, blackout
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Franke

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Erstmal die korrigierte Version, die erste war ein Schnellschuss zwischen zwei Vorlesungen.
 

Franke

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Nachts sitzt du da
und übersetzt die Worte
ins Dunkle

Es gibt kein
Drinnen oder Draußen

nur anderenorts

fallen die Engel
wie Regen
 

Franke

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Erstmal Dank an alle für die vielen Kommentare. Die Fehler habe ich schon mal verbessert.

Erklären möchte ich das Gedicht eigentlich nicht. Ich finde es immer furchtbar, wenn ein Dichter sein Werk erklärt oder wenn es sich selbst erklärt.
Viel lieber ist mir, wenn die Leser eigene Lesarten entwickeln und wenn jemand damit gar nichts anfangen kann, dann ist das auch kein Problem.
Vielleicht weiß das lyr.ich im Moment einfach nicht, wo sein Platz ist. Jetzt habe ich doch was erklärt.

Ja, zu den Engeln: Das muss man nicht unbedingt religiös sehen.

Wie Etma schon richtigerweise erkannt hat, ist das "anderenorts" für die zweite und letzte Strophe verwendbar.

Liebe Grüße
Manfred
 

Max Neumann

Mitglied
Lieber Manfred,

das ist ein guter Wurf, dein Gedicht, was die Verse anbelangt. Hätte allerdings auch am Titel zu bemäkeln, dass "andererorts" holpriger als "andernorts" klingt. Wenn ich die beiden Wörter laut ausspreche, so stolpert die Zunge bei "andernorts" weniger.

Du, ansonsten bitte mehr davon :)

LG
Tissop


P.S.: Finde ich übrigens witzig, dass du dein Gedicht nicht erklären willst, das geht mir genauso, denn ich habe gar keine Lust, wegen so etwas womöglich eine Schreibblockade zu bekommen bzw. meine Kreativität zu sehr zu verkopfen. Mir sprießen die Wörter doch aus der Seele zuerst, dann aus dem Kopf.
 

Franke

Foren-Redakteur
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Hallo revilo!

Das "ins Dunkle" ist hier wichtig, beschreibt es doch den Seelenzustand des lyr,ich.

Danke für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
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Hallo Tissop,

den Titel lasse ich noch ändern.
Ja, erklären möchte ich nicht so gerne. Das würde jetzt bei mir keine Schreibblockade auslösen. Ich möchte eher, dass der Leser sich seine eigenen Bilder schafft.

Danke und liebe Grüße
Manfred
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
"Ins Dunkle" ist absolut notwendig, ist es doch das Skelett des Gedichts und schön klingt es auch. Ein wunderschönes Gedicht, das ich jetzt schon ein paar mal gelesen habe. Es ist wieder einer der Text, bei dem ich denke, dass es auf dieser Seite doch auch druckreife Lyrik zu lesen gibt. Manchmal zumindest. ;)

L.G
Patrick
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke Patrick!
Das Gedicht wird in meinem dritten Lyrikband stehen, den ich hoffentlich bis Sommer fertigstellen werde.

Liebe Grüße
Manfred
 

revilo

Mitglied
Hallo Tissop,

den Titel lasse ich noch ändern.
Ja, erklären möchte ich nicht so gerne. Das würde jetzt bei mir keine Schreibblockade auslösen. Ich möchte eher, dass der Leser sich seine eigenen Bilder schafft.

Danke und liebe Grüße
Manfred
Genau so soll es sein, Kollege ! Das ist der Sinn und Zweck guter Lyrik ! Und die schreibst du !
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo revilo!

Noch einmal Dank für das Lob. Freut mich besonders, wenn es von einem anderen guten Lyriker kommt.

Wo kann man das Teil kaufen ?
Direkt bei mir oder bei meinen Lesungen. Die sind wegen Corona aber leider gerade alle ausgesetzt.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Gern gelesen. Mir gefällt das Offene des Textes. Das macht gute kurze Texte aus. Und dazu muss der gute Lyriker gar nichts und darf fast alles ...
 



 
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