Danke, rothsten, für deine hilfreiche Reaktion. Ja, es ist ein Kürzest-Prosatext, der das Thema Widerstand gegen drohenden Krieg nur auf die knappste Weise ansprechen und am liebsten alles Weitere an Überlegung und Nachprüfung dem Leser selbst überlassen möchte.
Du hast Recht, das Thema an sich verdient eine breitere Darstellung - ich bin jedoch alles andere als ein Autor historischer Stoffe, ziehe mich deshalb hier auf meine engen Grenzen zurück. (Es gibt ein Romanfragment, in dem die Geschichte des Opas ausführlicher behandelt wird - ich halte es aber nicht für präsentierbar.) Das hier ist wirklich nur ein Denkanstoß. Für mich persönlich - nicht zwangsläufig für andere - lautet die Moral der Geschichte so: Wehr dich beizeiten, auch auf der Straße, und wenn du schon am Beginn zurückweichst, hast du am Ende gar nichts gewonnen. Wie viele der damals Zurückgewichenen mögen in den kommenden Monaten und Jahren gefallen sein?
Zur Authentizität: Ja, Opa hat das nach meiner Erinnerung alles so erzählt. Ich habe erst in diesen Tagen recherchiert und bin auf ein mir bis dahin unbekanntes Stück Geschichte gestoßen. Es gab tatsächlich Ende Juli 1914 quer durch Deutschland massenhaft Proteste gegen den drohenden Kriegseintritt. Die Quellen sprechen von insgesamt 500.000 - 750.000 Teilnehmern, z.B. in Berlin, Hamburg, dem Ruhrgebiet. In Dresden fanden wiederholt Demonstrationen statt, die größte mit 35.000 Teilnehmern. Es gab gleichzeitig große Gegendemonstrationen nationalistisch Gesinnter und häufig gewaltsame Auseinandersetzungen. Regelmäßig trieb die Polizei die Anti-Kriegs-Demos auseinander, z.B. mit Pferdestaffeln und, wie es einmal heißt, "mit gezogener Waffe". Welche Waffen mögen es gewesen sein - vielleicht Säbel o.ä. Für Schusswaffen oder Androhung von deren Gebrauch habe ich noch keinen Beleg gefunden.
Nach der Mobilmachung und den Kriegserklärungen ebbten diese Demos rasch ab. Die SPD (vorher Hauptinitiator der Proteste) stand nun hinter der Kriegspolitik. Seltsam ist es, dass diese kurze Massenbewegung in unseren Geschichtsbüchern kaum vorkommt.
Über deine Bedenken bezüglich Zeichensetzung muss ich noch nachdenken. Grundsätzlich erscheinen mir die Pünktchen in direkter Rede passender als ein Gedankenstrich. Gut, ich kann deinen Tipp für den Anfang aufgreifen.
Freundlichen Gruß
Arno Abendschön