Anglerlatein
Der Wetterbericht im Radio verkündete gerade den Monat Juli dieses Jahres zum heißesten Monat aller Zeiten. Ein Blick aufs Thermometer bestätigte diese Meldung. Ich hatte großes Glück mit der Wahl meiner Urlaubswochen. Bei dieser Hitze auf der Baustelle – unvorstellbar. Doch auch im eigenen Garten war es kaum auszuhalten, im Haus schon gar nicht. Der Rundpool, dessen Wasser in der himmelblaue Folie eigentlich zur kühlen Erfrischung einladen sollte, hatte sich inzwischen auf 36 °C aufgekocht und stellte keine Alternative mehr dar zu den (etwas) kühleren Badeseen der Umgebung.
Seit Tage schon packte ich um die Mittagszeit meine Badesachen zusammen, schob die Luftmatratze in den Kofferraum und fuhr an den See. Ich schwamm erst ein paar Züge durch die angenehm kühlende Flut, dann schwang ich mich auf die Luftmatratze, schipperte mit ihr auf die Seenmitte, streckte mich lang aus, schloss die Augen und überließ mich Wind, Wellen und meinen Gedanken....
Was weiß der einfache Durchschnittsbürger schon vom Leben unter der Wasseroberfläche unserer Badeseen? Wir lassen uns entspannt auf unserer Luftmatratze von den Wellen treiben, denken uns: `Was für ein himmlischer Frieden!`, dabei tobt direkt unter uns ein grausames Gemetzel zwischen Raubfischen und ihrer schillernden Beute. Die Gejagten leiden unendliche Qualen und winden sich in Schmerzen um letztendlich einen grausamen Tod zu finden.
Uns bleiben diese Eindrücke jedoch verborgen. Es kümmert uns auch gar nicht, handelt es sich schließlich nicht um unseren Lebensraum und außerdem sind die Fische in der Reihe der verwandten Arten uns noch unähnlicher als beispielsweise ein Meerschweinchen.
Das soll natürlich nicht heißen, dass uns die Fische nun völlig egal sind; nein, bei weitem sind sie das nicht. Bei manchen unserer Mitbürger rufen sie sogar so etwas wie ein Suchtverhalten hervor, das je nach charakterlicher Veranlagung mehr oder weniger ausgeprägt zu Tage tritt. Die Rede ist von unseren „Angelsportlern“.
Was für einen Ruf muss diese Spezies unter den Fischen haben? Massenmörder, Triebtäter, Kinderschänder oder Lustmolch sind wohl noch verharmlosende Worte für das, was ein Fisch für den Angler empfindet. Für jenen Perversling, der z.B. einer kleinen Fischfamilie den jüngsten Sohn wegfängt, ihn brutal vom Haken zerrt, betrachtet, als zu klein einstuft, zerteilt und schließlich den fassungslosen Eltern als Köder zuwirft. Oder der Spaßangler, der sich bewusst vor Fischgerichten ekelt und nur aus Lust am Morden angelt.
Doch auch von harmlosen Badegästen droht den Fischen Gefahr. Badestrände vernichten den Schilfgürtel, der einst den See komplett umschloss. Er ist die Kinderstube der meisten Fischarten. Verirren sich nun die Jungfische bei ihrem sorglosen Spiel in die Nähe der Strände, werden sie von Menschenkindern gnadenlos gejagt. In panikartigen Fluchtmanövern verlieren die noch sehr jungen und unerfahrenen Tiere den Kontakt zur Gruppe, verwaisen im Extremfall und sterben. Doch auch die Überlebenden zeigen sich derartigen Stresssituationen nicht gewachsen und bilden schon in jungen Jahren Verhaltensauffälligkeiten heraus, die sie in tiefe Depression führen kann. Kommt es zu wiederholten negativen Erfahrungen mit menschlichen Eingriffen in ihren Lebensraum, kann diese erworbene Depression allerdings auch schon mal in Aggression umschlagen.
Aggressive Fische wiederum, sind eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für unsereiner, der sich auf seiner Luftmatratze dem Spiel der Wellen aussetzt.
Durch die wochenlange Hitze waren die Fische in den oberen Wasserregionen inzwischen halb gelähmt, Aale ließen sich beinahe mit der bloßen Hand fangen, doch in der Tiefe haben die Sonnenstrahlen nichts bewirken können. Dort ist der See kalt und das Leben aktiv wie eh und je...
Mich beschlich ein ungutes Gefühl. Zum ersten Mal hatte ich mir Gedanken über das gemacht, was dort gerade unter mir seine Kreise zog. Ob das freundlich oder feindlich gesinnt sein könnte. Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich mir sagte, dass die Möglichkeit in Brandenburger Seen auf menschenfressende Fischmonster zu treffen gleich Null ist.
Jedenfalls ist kein derartiger Fall bekannt geworden, auch wenn man immer mal wieder von meterlangen Unterwasserriesen gehört hat, denen Fischer jahrelang erfolglos hinterher jagten. Anglerlatein!
Im selben Moment verspürte ich ein leichtes Schaukeln meiner Luftmatratze. Ich öffnete blitzschnell die Augen und sah noch wie sich kreisförmige Wellen von meiner Miniinsel entfernten. Sonst war alles still. Dann – ein Blubbern gleich neben mir. Luftblasen, groß wie Tennisbälle stiegen aus dem Wasser auf, zerplatzten an der Oberfläche und gaben dabei kleine Rauchwölkchen frei. Wo kommt das her, was dünstet so was aus, fragte ich mich nervös werdend. Im nächsten Augenblick schob sich ein gewaltiges Fischmaul aus dem Wasser, so groß, das es glatt in der Lage gewesen wäre mich und meine Luftmatratze gleichzeitig als Sandwich zu verspeisen.
Mein Herz stand kurz still, um dann wieder einzusetzen und mit der Intensität einer double-bass-drum gegen meinen Brustkorb zu hämmern. Der Kopf des Fisches hob sich bis zu den Kiemenöffnungen über die Wasseroberfläche und ein eiskaltes Fischauge blickte mich herablassend an. Ich erwartete jeden Augenblick den finalen Angriff und suchte fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit, wobei ich mich krampfhaft an das Matratzengewebe klammerte.
Der Riesenfisch verharrte völlig still und musterte mich weiterhin einäugig. Vor Angst schon halb ohnmächtig fing ich an auf ihn einzureden. Erzählte ihm, dass ich ein Freund und Beschützer der Fische und großer Feind der Angler bin. Das ich kein Aquarium besitze und immer ordentlich den Müll trenne.
Es beeindruckte ihn nicht. Dann schaute ich ihn mir genauer an. Der Fisch musste schon viele Jahre auf den Schuppen haben. Sein Kopf war von tiefen Schrammen überzogen, so dass man sich den lädierten, unsichtbaren Rest des geschundenen Körpers gut vorstellen konnte.
Plötzlich bewegte er sich. Er kam auf mich zugeschwommen und ich sah meinem Schicksal starr vor Schreck entgegen. Ich war inzwischen so weit an den Rand meines künstlichen Eilands gerutscht. das ich ins Wasser zu fallen drohte. Dann, etwa zwei Luftmatratzenlängen von mir entfernt, hielt er an und riss sein riesiges Maul auf. Im selben Moment kniff ich die Augen zu und erwartete den schnellen Tod.
Ich sah keinen Tunnel und kein herrlich weißes Licht am Ende, auch mein Leben zog nicht im Sekundentakt an mir vorbei – kurz - es passierte überhaupt nichts. Langsam öffnete ich die Augenlieder einen Spalt und verschloss sie gleich darauf wieder um so heftiger. Das Fischmaul mit dem tödlichen schwarzen Schlund befand sich praktisch kurz vor meiner Nase und jetzt nahm ich auch bestialisch stinkenden, faulig-modernden Mundgeruch, den er verströmte, wahr.
Trotzdem, viel mehr tat sich nicht. Ich unternahm einen zweiten Versuch die Augen zu öffnen. Etwas helles blendete mich kurz, etwas wie ein Spiegel, der die Sonne reflektiert. Ich zuckte kurz vor Schreck, doch dann öffnete ich die Augen völlig und dann immer weiter, bis ich Stielaugen bekam von dem was sich mir darbot.
Die dicken Lippen des Fischmonsters waren über und über mit Angelhaken, Blinkern und sonstigen Goldfarbenen Angleraccessoires bestückt. Eine wahre Pircinglandschaft tat sich kurz vor meinem Gesicht auf. Und das Kurioseste: in dem aufgerissenen Maul spannte sich zwischen den Lippen ein gewaltiges Netz aus Angelsehnen verschiedenster Farben und Stärken. Also, der konnte sich offensichtlich schon längere Zeit nur noch von Kleinstlebewesen oder Algen ernährt haben, wobei er allerdings der einzige Netzfänger unter den Fischen sein dürfte.
Die Angst verflog. Ich berührte seine Unterlippe und schob mich ein Stück zur Seite um ihm ins Auge sehen zu können und sprach ihn an. Ich bedauerte seine Verletzungen, gab ihm aber zu verstehen, dass ich ihm leider nicht helfen könne, da ich ohne entsprechendem Werkzeug nichts ausrichten könne. Wenn er mich aber ans Ufer zurück lassen würde, könnte ich aus meinen Auto das Benötigte holen und ihn von seinem Ungemach befreien.
Sagte ich. Meinte ich aber nicht wirklich. Ohne diese unnatürliche Schlundsperre würde ich mich ihm nicht gegenüberstellen wollen. Ich wollte nur weg.
Wie ein Schaufelraddampfer auf Speed ruderte ich meine Luftmatratze an das Ufer zurück. Zwischendurch drehte ich mich einmal kurz um und sah aber nichts weiter als die alte Boje friedlich auf den Wellen wippen, die die beliebte Untiefe auf der Seenmitte kennzeichnet.
Nachdem ich mich umgezogen und mein Badezeugs verstaut hatte fuhr ich nach hause. Die Geschichte ging mir natürlich nicht aus dem Kopf und zwei Fragen quälen mich eigentlich noch bis heute.
War ich auf dem See eingeschlafen und hatte alles nur geträumt, oder
haben die Angler ihrem größten Feind das Leben gerettet?
Der Wetterbericht im Radio verkündete gerade den Monat Juli dieses Jahres zum heißesten Monat aller Zeiten. Ein Blick aufs Thermometer bestätigte diese Meldung. Ich hatte großes Glück mit der Wahl meiner Urlaubswochen. Bei dieser Hitze auf der Baustelle – unvorstellbar. Doch auch im eigenen Garten war es kaum auszuhalten, im Haus schon gar nicht. Der Rundpool, dessen Wasser in der himmelblaue Folie eigentlich zur kühlen Erfrischung einladen sollte, hatte sich inzwischen auf 36 °C aufgekocht und stellte keine Alternative mehr dar zu den (etwas) kühleren Badeseen der Umgebung.
Seit Tage schon packte ich um die Mittagszeit meine Badesachen zusammen, schob die Luftmatratze in den Kofferraum und fuhr an den See. Ich schwamm erst ein paar Züge durch die angenehm kühlende Flut, dann schwang ich mich auf die Luftmatratze, schipperte mit ihr auf die Seenmitte, streckte mich lang aus, schloss die Augen und überließ mich Wind, Wellen und meinen Gedanken....
Was weiß der einfache Durchschnittsbürger schon vom Leben unter der Wasseroberfläche unserer Badeseen? Wir lassen uns entspannt auf unserer Luftmatratze von den Wellen treiben, denken uns: `Was für ein himmlischer Frieden!`, dabei tobt direkt unter uns ein grausames Gemetzel zwischen Raubfischen und ihrer schillernden Beute. Die Gejagten leiden unendliche Qualen und winden sich in Schmerzen um letztendlich einen grausamen Tod zu finden.
Uns bleiben diese Eindrücke jedoch verborgen. Es kümmert uns auch gar nicht, handelt es sich schließlich nicht um unseren Lebensraum und außerdem sind die Fische in der Reihe der verwandten Arten uns noch unähnlicher als beispielsweise ein Meerschweinchen.
Das soll natürlich nicht heißen, dass uns die Fische nun völlig egal sind; nein, bei weitem sind sie das nicht. Bei manchen unserer Mitbürger rufen sie sogar so etwas wie ein Suchtverhalten hervor, das je nach charakterlicher Veranlagung mehr oder weniger ausgeprägt zu Tage tritt. Die Rede ist von unseren „Angelsportlern“.
Was für einen Ruf muss diese Spezies unter den Fischen haben? Massenmörder, Triebtäter, Kinderschänder oder Lustmolch sind wohl noch verharmlosende Worte für das, was ein Fisch für den Angler empfindet. Für jenen Perversling, der z.B. einer kleinen Fischfamilie den jüngsten Sohn wegfängt, ihn brutal vom Haken zerrt, betrachtet, als zu klein einstuft, zerteilt und schließlich den fassungslosen Eltern als Köder zuwirft. Oder der Spaßangler, der sich bewusst vor Fischgerichten ekelt und nur aus Lust am Morden angelt.
Doch auch von harmlosen Badegästen droht den Fischen Gefahr. Badestrände vernichten den Schilfgürtel, der einst den See komplett umschloss. Er ist die Kinderstube der meisten Fischarten. Verirren sich nun die Jungfische bei ihrem sorglosen Spiel in die Nähe der Strände, werden sie von Menschenkindern gnadenlos gejagt. In panikartigen Fluchtmanövern verlieren die noch sehr jungen und unerfahrenen Tiere den Kontakt zur Gruppe, verwaisen im Extremfall und sterben. Doch auch die Überlebenden zeigen sich derartigen Stresssituationen nicht gewachsen und bilden schon in jungen Jahren Verhaltensauffälligkeiten heraus, die sie in tiefe Depression führen kann. Kommt es zu wiederholten negativen Erfahrungen mit menschlichen Eingriffen in ihren Lebensraum, kann diese erworbene Depression allerdings auch schon mal in Aggression umschlagen.
Aggressive Fische wiederum, sind eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für unsereiner, der sich auf seiner Luftmatratze dem Spiel der Wellen aussetzt.
Durch die wochenlange Hitze waren die Fische in den oberen Wasserregionen inzwischen halb gelähmt, Aale ließen sich beinahe mit der bloßen Hand fangen, doch in der Tiefe haben die Sonnenstrahlen nichts bewirken können. Dort ist der See kalt und das Leben aktiv wie eh und je...
Mich beschlich ein ungutes Gefühl. Zum ersten Mal hatte ich mir Gedanken über das gemacht, was dort gerade unter mir seine Kreise zog. Ob das freundlich oder feindlich gesinnt sein könnte. Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich mir sagte, dass die Möglichkeit in Brandenburger Seen auf menschenfressende Fischmonster zu treffen gleich Null ist.
Jedenfalls ist kein derartiger Fall bekannt geworden, auch wenn man immer mal wieder von meterlangen Unterwasserriesen gehört hat, denen Fischer jahrelang erfolglos hinterher jagten. Anglerlatein!
Im selben Moment verspürte ich ein leichtes Schaukeln meiner Luftmatratze. Ich öffnete blitzschnell die Augen und sah noch wie sich kreisförmige Wellen von meiner Miniinsel entfernten. Sonst war alles still. Dann – ein Blubbern gleich neben mir. Luftblasen, groß wie Tennisbälle stiegen aus dem Wasser auf, zerplatzten an der Oberfläche und gaben dabei kleine Rauchwölkchen frei. Wo kommt das her, was dünstet so was aus, fragte ich mich nervös werdend. Im nächsten Augenblick schob sich ein gewaltiges Fischmaul aus dem Wasser, so groß, das es glatt in der Lage gewesen wäre mich und meine Luftmatratze gleichzeitig als Sandwich zu verspeisen.
Mein Herz stand kurz still, um dann wieder einzusetzen und mit der Intensität einer double-bass-drum gegen meinen Brustkorb zu hämmern. Der Kopf des Fisches hob sich bis zu den Kiemenöffnungen über die Wasseroberfläche und ein eiskaltes Fischauge blickte mich herablassend an. Ich erwartete jeden Augenblick den finalen Angriff und suchte fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit, wobei ich mich krampfhaft an das Matratzengewebe klammerte.
Der Riesenfisch verharrte völlig still und musterte mich weiterhin einäugig. Vor Angst schon halb ohnmächtig fing ich an auf ihn einzureden. Erzählte ihm, dass ich ein Freund und Beschützer der Fische und großer Feind der Angler bin. Das ich kein Aquarium besitze und immer ordentlich den Müll trenne.
Es beeindruckte ihn nicht. Dann schaute ich ihn mir genauer an. Der Fisch musste schon viele Jahre auf den Schuppen haben. Sein Kopf war von tiefen Schrammen überzogen, so dass man sich den lädierten, unsichtbaren Rest des geschundenen Körpers gut vorstellen konnte.
Plötzlich bewegte er sich. Er kam auf mich zugeschwommen und ich sah meinem Schicksal starr vor Schreck entgegen. Ich war inzwischen so weit an den Rand meines künstlichen Eilands gerutscht. das ich ins Wasser zu fallen drohte. Dann, etwa zwei Luftmatratzenlängen von mir entfernt, hielt er an und riss sein riesiges Maul auf. Im selben Moment kniff ich die Augen zu und erwartete den schnellen Tod.
Ich sah keinen Tunnel und kein herrlich weißes Licht am Ende, auch mein Leben zog nicht im Sekundentakt an mir vorbei – kurz - es passierte überhaupt nichts. Langsam öffnete ich die Augenlieder einen Spalt und verschloss sie gleich darauf wieder um so heftiger. Das Fischmaul mit dem tödlichen schwarzen Schlund befand sich praktisch kurz vor meiner Nase und jetzt nahm ich auch bestialisch stinkenden, faulig-modernden Mundgeruch, den er verströmte, wahr.
Trotzdem, viel mehr tat sich nicht. Ich unternahm einen zweiten Versuch die Augen zu öffnen. Etwas helles blendete mich kurz, etwas wie ein Spiegel, der die Sonne reflektiert. Ich zuckte kurz vor Schreck, doch dann öffnete ich die Augen völlig und dann immer weiter, bis ich Stielaugen bekam von dem was sich mir darbot.
Die dicken Lippen des Fischmonsters waren über und über mit Angelhaken, Blinkern und sonstigen Goldfarbenen Angleraccessoires bestückt. Eine wahre Pircinglandschaft tat sich kurz vor meinem Gesicht auf. Und das Kurioseste: in dem aufgerissenen Maul spannte sich zwischen den Lippen ein gewaltiges Netz aus Angelsehnen verschiedenster Farben und Stärken. Also, der konnte sich offensichtlich schon längere Zeit nur noch von Kleinstlebewesen oder Algen ernährt haben, wobei er allerdings der einzige Netzfänger unter den Fischen sein dürfte.
Die Angst verflog. Ich berührte seine Unterlippe und schob mich ein Stück zur Seite um ihm ins Auge sehen zu können und sprach ihn an. Ich bedauerte seine Verletzungen, gab ihm aber zu verstehen, dass ich ihm leider nicht helfen könne, da ich ohne entsprechendem Werkzeug nichts ausrichten könne. Wenn er mich aber ans Ufer zurück lassen würde, könnte ich aus meinen Auto das Benötigte holen und ihn von seinem Ungemach befreien.
Sagte ich. Meinte ich aber nicht wirklich. Ohne diese unnatürliche Schlundsperre würde ich mich ihm nicht gegenüberstellen wollen. Ich wollte nur weg.
Wie ein Schaufelraddampfer auf Speed ruderte ich meine Luftmatratze an das Ufer zurück. Zwischendurch drehte ich mich einmal kurz um und sah aber nichts weiter als die alte Boje friedlich auf den Wellen wippen, die die beliebte Untiefe auf der Seenmitte kennzeichnet.
Nachdem ich mich umgezogen und mein Badezeugs verstaut hatte fuhr ich nach hause. Die Geschichte ging mir natürlich nicht aus dem Kopf und zwei Fragen quälen mich eigentlich noch bis heute.
War ich auf dem See eingeschlafen und hatte alles nur geträumt, oder
haben die Angler ihrem größten Feind das Leben gerettet?