anhaltender ritus

Perry

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Aktuelle Liebes-Anthologie, in der auch Perry mit einigen Gedichten vertreten ist:

anhaltender ritus
Liebeslyrik 2013
ISBN 978-3-944643-19-9
Verlag Rote Zahlen

Vorwort des Herausgebers
Der Spott, es gäbe bei der Lyrik mehr Produzenten als Konsumenten,
klingt zwar plausibel für Dichter und Dichterinnen, die
etwas in der Schublade haben, ist aber falsch: In meinem
Heimatforum gedichte.com, in dem ich manche der hier versammelten
Autoren kennengelernt habe, kommen in den
unterschiedlichen Rubriken auf ein Gedicht durchschnittlich
vier bis fünf Kommentare und oft hunderte, ja manchmal einige
tausend Klicks.
Die meisten Gedichte, nämlich 28 547 (Stand Okt. 2013) finden
sich in der Rubrik ›Liebe und Romantik‹, und 3 231 unter
›Erotik‹ – da ist die Kommentarquote sogar 7:1!
Bleiben wir also (wenn auch eher ohne ›Romantik‹) bei der
schon immer vielbedichteten ›Liebe‹, um der Lyrik im Jahre
2013 zuleibe zu rücken. Deren Zustand ist natürlich kritisch –
wie sollte es bei moderner, ernstzunehmender Kunst anders
sein? Das aber ficht die meisten ›user‹ in den Foren nicht an.
Als hätte es die Brüche und Umbrüche der Moderne nie gegeben,
reimen sie weiterhin ›Herz‹ auf ›Schmerz‹ und besingen
die Liebe unverdrossen bukolisch und in floralen, astrologischen
… , kurzum in den ≫gedichte≪-typischen Metaphern.
Aber es gibt dort auch andere Autoren, die die überkommenen
Schemen und insbesondere den Reim hinter sich gelassen
haben – oder sich all dessen bedienen, um alte Schläuche mit
neuem Wein zu füllen.
Bleiben wir also beim Reim, denn kaum eine andere Frage wie
die, ob er noch erlaubt sei, endet so zuverlässig in ausufernden
und freundschaftszerstörenden Debatten über Konstruktion
und Dekonstruktion in der modernen Kunst.
Nur hat das Publikum, ob lyrikaffin oder nicht, nun einmal den
Wunsch nach Gereimtem. Not und Nachfrage machen deshalb
erfinderisch, und so werden alle Verdikte umgangen oder
widerlegt, indem artistisch und/oder ironisch alles bisher
Dagewesene an End-, Doppel-, Haufen- und Binnenreimen
getoppt wird; oder indem einer alten Form, vorzugsweise dem
Sonett, etwas Neues, oft Verspieltes oder Selbstbezügliches
abgewonnen wird; oder indem sich jemand einen Reim macht
auf die vielen Neologismen, insbesondere Anglizismen, die uns
tagtäglich um die Ohren fliegen; oder indem frisch von der
Bühne weg sich die slam-poetry in Orgien von Gleich- und
Ähnlichlautungen steigert, ohne sich sonderlich um die
poetical correctness der Theoretiker und Puristen zu scheren.
Für alle diese Lösungen des Reimereiproblems enthält die vorliegende
Anthologie Beispiele, die ihren Zweck erfüllt hätten,
wenn's am Ende hieße: Gibt es denn überhaupt ein Problem?
Nein, gibt es nicht! – Es gibt nur gute oder schlechte Gedichte,
und in dieser Anthologie gibt es nur gute, hoffe ich.
Unter anderem solche, die sich wie gereimt lesen, bei denen
aber in der dritten Strophe auffällt, dass sie's gar nicht sind.
Und solche, die weder Reim noch Metrum brauchen, um deutlich
ein Gedicht zu sein, und zwar nicht, weil da einer lediglich
die Zeilen willkürlich umgebrochen hat. Es gibt Gedichte hier,
die sich beim ersten Lesen zu erschließen scheinen, und
scheinbar spröde, die sich erst dem Neugierigen öffnen. Manche
Gedichte sind witzig, besser: gewitzt, und zielen auf Pointen
– auch ein probates Mittel, den Pathos- und Formverboten
zu trotzen. Der Anspruch dieser Kompilation ist es jedenfalls,
Gedichte zu versammeln, die auch bei näherem Kennenlernen
nicht langweilen. Die Bandbreite aktueller Lyrik einigermaßen
repräsentativ zu zeigen, wird dabei möglich durch die Vielfalt
der Autoren. Deren Alter reicht von 19 bis 72 Jahre, Amateure
(oft kenntlich durch den forenüblichen nickname) sind dabei
und Profis, Slampoeten und Schriftdichter, Gelegenheitswerker
und Monomanen. Ganz nebenbei wird damit auch eine
Soziologie der Liebe im 21. Jahrhundert geliefert (welche alle
drei ebenfalls in der Krise stecken, die Soziologie, die Liebe
und das Jahrhundert).
Genug des Vorworts. Wenn ich mich auf ein Gedicht einlasse,
sei es ein trauriges oder ein lustiges, fordere ich doch immer
eines: Es soll ein Kleinod sein und mir Freude machen.
Und eben dies wünsche ich den Lesern
Michael Domas

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