Ankommen

3,00 Stern(e) 1 Stimme

Languedoc

Mitglied
Ankommen

Zu ihrem 50. Geburtstag zog sie in eine andere Mietwohnung. Sie rechnete nach: Es war der 15. Umzug in ihrem Leben. "Es wird nicht mein letzter Umzug gewesen sein", dachte sie, aber dann redete sie sich in das väterliche Gewissen: "Ich sollte mir endlich eine Wohnung kaufen, Eigentum anschaffen, sesshaft werden."

Dann lernte sie ihren Wohnungsnachbarn kennen, der mehrmals am Tag seinen Hund ausführte. Herr und Hund waren alt, das sah sie, aber dass der Herr bereits 83 Jahre zählte, überraschte sie doch. Er hatte die Wohnung nicht gemietet, sondern gekauft; war Eigentümer, war sesshaft, war alt.

Eines Tages erzählte er ihr, er werde demnächst ausziehen, er habe seine Wohnung verkauft, und – nein, in die Seniorenresidenz gehe er nicht –, er habe eine andere Wohnung im Stadtzentrum gekauft, eine kleinere, besser passend für ihn und den Hund. Er ziehe um, mit 83 Jahren.

Sie erschrak: "Dann werde ich nochmal fünfzehn Mal umziehen."
 
E

eisblume

Gast
Hallo Languedoc,

könntest du mir bitte erklären, wie das fett Markierte zu verstehen ist?

"Es wird nicht mein letzter Umzug gewesen sein", dachte sie, aber dann redete sie sich in das väterliche Gewissen: "Ich sollte mir endlich eine Wohnung kaufen, Eigentum anschaffen, sesshaft werden."
aktuell grad verständnislose Grüße
eisblume
 

Languedoc

Mitglied
Hallo Eisblume,

"sie redete sich in das väterliche Gewissen":
Gemeint soll sein, diese Frau hört im Stillen die Stimme ihres Vaters, der sie stets bedrängte, doch endlich eine Wohnung/ein Haus zu kaufen, Wohnmietverhältnisse seien doch würdelos, ohne Wohneigentum sei man niemand, usw.
Tochter hat diesem Anspruch des Vaters bislang nicht Folge geleistet und hat daher ein schlechtes Gewissen.

Vielleicht fällt mir eine bessere Formulierung ein.

Schönen Abend
wünscht
Languedoc
 
E

eisblume

Gast
Schönen guten Morgen, Languedoc,

ja, ich denke, das solltest du dann auf alle Fälle umformulieren :)
Und auch den Schlusssatz -außer du möchtest, dass dein kleiner Text mit einem Touch ins Komische endet. Wobei sich dieser letzte Satz für mich so oder so nicht erschließt.
Mit 50 bereits 15x umgezogen, sollte sie in ihrem weiteren Leben noch 15x umziehen, impliziert das, dass sie 100 werden wird. Basis für ihre "Berechnung" sind aber wohl die 83 Jahre des Nachbarn, insofern passt da (für mich) etwas nicht zusammen.
Für mich ist dein Text insgesamt noch nicht so ganz ausgereift.

Liebem Gruß
eisblume
 

Languedoc

Mitglied
Hallo eisblume,

"Noch nicht so ganz ausgereift" trifft es wohl.
Der Text war ein Schnellschuss. Ich zweifle, ob es sich lohnt, daran zu feilen.

Jedenfalls danke für die Mühe, liebe eisblume, und einen angenehmen Tag
wünscht
Languedoc
 
E

eisblume

Gast
hallo Languedoc,

ja, mit Schnellschüssen ist das immer so eine Sache, die können gern mal ins Auge gehen :)
Die Idee, sesshaft zu werden, endlich anzukommen, ist ja durchaus ansprechend, insofern könntest du daran schon arbeiten. Ob es jetzt vielversprechend wäre, an deiner Vorlage dran zu bleiben, möchte ich dabei aber bezweifeln. Aber es spricht ja nichts dagegen, die Thematik neu anzugehen.
Gutes Gelingen, falls du dich dazu entschließen solltest :)

Lieben Gruß
eisblume
 

Languedoc

Mitglied
eisblume, Dank für die lieben Worte. Sollte ich das Thema "ankommen" neu angehen, dann halte ich mir das Motto aus Deiner Signatur vor Augen:

"Nimm das, was du tust ernst, aber dich selbst nicht so wichtig."

als Schutz vor den Folgen dieser verlockenden, aber eben ins Auge gehenden Schnellschüsse aus allzu eifrig geführtem Federkiel ;-)

Grüße
Languedoc
 

Languedoc

Mitglied
Ankommen

Zu ihrem fünfzigsten Geburtstag zog sie in eine andere Mietwohnung. Sie mochte gerne zählen und rechnete genau: Es war der fünfzehnte Umzug in ihrem Leben. „Es wird nicht mein letzter Umzug gewesen sein“, dachte sie, die Halbnomadin, aber sofort redete sie sich ins Gewissen: „Ich sollte mit diesen prekären Mietverhältnissen Schluss machen und mir endlich eine Wohnung kaufen, Eigentum anschaffen, sesshaft werden. Sonst gelte ich nie was in den Augen meines besitzerstolzen Vaters.“

Dann lernte sie ihren Wohnungsnachbarn kennen, der mehrmals am Tag seinen Hund ausführte und jeden, der ihm Gehör schenkte, über den aktuellen Krankheitszustand von Archibald – so hieß der Vierbeiner – informierte. Herr und Hund waren alt, das sah sie; dass der Herr allerdings bereits dreiundachtzig Jahre zählte, überraschte sie doch einigermaßen. Sie erfuhr, dass er seine Wohnung nicht gemietet, sondern gekauft hatte; er war also Eigentümer, war sesshaft, war alt, und überdies der Vater eines missgeratenen, von ihm mit Genuss enterbten Sohnes.

Eines Tages sagte er, demnächst werde er ausziehen, er habe sein schönes Appartement verkauft, und – nein, in die Seniorenresidenz gehe er nicht –, er habe eine neue Wohnung im Stadtzentrum erworben, eine kleinere, besser passend für ihn und den inzwischen sichtlich maladen Archibald. Er ziehe um, radikal, mit dreiundachtzig Jahren, und ohne eine Hilfe seitens der Verwandten, denn eine solche brauche er nicht.

Sie erschrak: „Dann werde ich ein Wand’rer bleiben und übersiedeln immer wieder, bis zu meiner letzten Stunde, die läuten wird in dreißig Jahren.“
 



 
Oben Unten