Mischa Balliet
Mitglied
Der Zug, gleich wird er kommen, ich weiß es ganz genau, der Zug. Ich renne, ich muss noch, muss noch, bin immer noch nicht da. Gleis fünf, dort wird er abfahren, zur bestimmten Zeit wird er kommen und fahren, fahren, das weiß ich ganz genau. Ich renne mit weit ausschlagenden Armen, ich drücke mich durch den Gang oder ich rudere und dränge die Luft zurück. Keinesfalls aber rudere ich wie ein Ertrinkender, nein, wie ein Bestimmender, den Takt Angebender, so rudere ich durch den Gang, durch die Luft, durch die Nacht. Nicht mehr weit, nur diese Treppe noch, diese Stufe. Diese Stufe. Geschafft.
Da bin ich, Gleis fünf. Über mir das Schild, das Aushängeschild sozusagen. Gleis fünf steht da, ich kann es lesen, ich sehe es ganz genau. Es heißt Zug und Abfahrt. Auf nimmer Wiedersehen. Ich bin zu früh, ich warte, ich kann warten. Besser so. Besser zu früh als zu spät. Besser früh aufgestanden als spät zu Bett gegangen und nicht mehr aufgewacht, besser so, besser so. Warten also. Immer warten auf den Zug, warten ohne Zug, warten, warten. Was sagt die Uhr. Jetzt aber. Müsste er nicht schon da sein. Ja. Längst müsste er da sein, jetzt müsste er einfahren. Das habe ich nicht verdient. Man lässt mich warten. Über alle Gebühr lässt man mich warten, dabei bin ich immer zur rechten Zeit gekommen, habe immer alles getan, es ist doch dringend, ich muss los, jetzt muss ich los.
Jetzt kommt der Zug. Wie langsam er einfährt! Zwei blassgelbe Scheinwerfer, die Waggons in vielfarbigen, sauber geschiedenen Streifen gemustert. Wie eine Schlangenhaut, denke ich, finde den Vergleich absurd, werde ihn aber trotzdem nicht los, starre also auf den gemächlich einrollenden Zug, denke an eine Injektionsnadel, die sich langsam zu mir hin drückt und frage mich warum. Zum ersten Mal sehe ich, was ich mir blindlings ausgesucht habe. Ich sollte denken: ordentlich.
Der Zug hält an. Sofort steige ich ein und taste mich, hier gibt es kein Licht, an den schwarzgetönten Scheiben des Abteils entlang. Die Türen haben sich wieder geschlossen, allein der schwach leuchtende Druckknopf der rechten ist noch zu erkennen. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Aber warum meckern. Wozu sich an Dunkelheit geradezu aufhängen, ich bin da und es geht los, das zählt, nichts weiter. Wichtig ist, dass ich fahre, nicht, dass ich sehe. Nicht wichtig, dass ich mit der Stiefelsohle auf etwas trete und es leise zu stöhnen beginnt, erst unter meinem Fuß, dann wie als Antwort darauf, von überallher. Ein vielstimmiges, kratzendes wie von Schiefertafeln herrührendes Stöhnen, so als hörte man die Tafel unter dem über sie hinfahrenden Zeigefinger aufjaulen und: stöhnen. Unerheblich. Ich nehme alles in Kauf, es gilt zu fahren, ein für alle Mal zu fahren.
Der Zug steht. Seit zehn Minuten nun schon, er hätte längst fahren müssen. Zehn Minuten, denke ich und sage mir: Er wird nicht mehr fahren. Nicht nach so einem Stillstand. Ich steige aus, den Verantwortlichen suchen, das wird mir zu bunt. Ich habe bezahlt, mich informiert über Preise, Fahrtzeiten, über den Anfahrtsweg, der lang war, der Zug hält nur an Gleis fünf und an dem Zielort, alles habe ich getan. Ich habe auch meine Rechte und dies hier ist mehr als fahrlässig, anders kann ich es nicht sehen. Es ist nun mal so, wenn einer seinen Teil erledigt, dann kann er auch erwarten, vollkommen und mit allem Recht erwarten, dass dementsprechend der andere Teil der Abmachung, denn darum handelt es sich, genauso pflichtbewusst erfüllt wird. Das hat nichts mit Anmaßung zu tun, das ist nur fair.
Ich steige aus, hier habe ich nichts mehr verloren, sehe im Hinaustreten den Schaffner, es muss der Schaffner sein, denn er hat eine rote Mütze. Korrekt hat er sich hinter die Linie gestellt, Achtung, Zug fährt ein, bitte treten Sie zurück. Aber es fährt doch kein Zug, der ist ja schon da und wer sollte so was schon sagen außer der Schaffner, der aber gar nichts sagt, nur etwas müde mich anlächelt. Ich fühle seine Erleichterung, anscheinend hat er auf mich gewartet. Langsam nimmt er die rote Schaffnermütze ab und hält sie mir wie einen Korb bei der Kollekte entgegen. Dann verneigt er sich, wartet kurz, ob ich etwas gebe, streckt sich wieder. Als ob ich ihm etwas geben würde! Ich denke nicht daran, gebe ihm also nichts und schiele stattdessen zum einen böse auf die Mütze, zum anderen in die flimmernden Augen des Schaffners, sage: „Der Zug fährt nicht. Es ist nach Sechs und der Zug ist noch immer nicht gefahren. Ich muss los, wissen Sie. Ich habe keine Zeit, nicht eine Sekunde, sinnlos zu vertrödeln. Warum fährt er nicht.“ „Er wird auch nicht fahren, nicht so“, sagt der Schaffner und zupft sich bedächtig, mal hier, mal dort, an seiner Uniform, die mehrere Löcher zeigt, aus denen schwulstartig das Innenfutter hervorquillt. Dort zupft der Schaffner, an den Rändern dieser Löcher, am noch makellosen Stoff, bis auch dieser ganz aufgerissen ist. Das beruhigt ihn offenbar, die Augen flimmern auch schon ein bisschen weniger. „Es ist ein Zug“, sage ich. „Züge fahren. Sie sind ein Schaffner und verantwortlich ihn fahren zu lassen. Es gibt nichts Einfacheres auf der Welt.“ Wie um es zu beweisen, klatsche ich mehrmals in die Hände. Es ist auch wirklich dringend. „Es ist kein Zug und ich bin kein Schaffner“, sagt der Schaffner. „Die Uniform ist ein Geschenk von ganz oben, wie auch die Mütze. Zwar war ich früher Schaffner, werde es auch wieder sein, jetzt aber nicht. Es sind ja Schlafwagen. Haben Sie das nicht gesehen. Ich beaufsichtige sie nur. Sie stehen hier auf unbestimmte Zeit. Es schlafen Leute darin, verhalten Sie sich also ruhig. Es ist schon schlimm genug, dass Sie eingestiegen sind ohne zu schlafen. Steigen Sie ein, müssen Sie auch schlafen. Steigen Sie doch ein.“ „Aber wo schlafen die Leute denn.“ „Überall. Es ist ausreichend Platz. Ich habe die Sitze, die Bänke herausgerissen, um mehr Platz für die Schlafenden zu schaffen, wozu auch Sitze. Aber das ist schon lange her. Übereinander, untereinander, ja sogar nebeneinander: Sie schlafen überall, man glaubt es kaum. Manche schon sehr lange, andere konnten oder wollten, das ist nämlich dasselbe, erst nicht schlafen, ungefähr so wie Sie jetzt nicht schlafen können. Obwohl, bei Ihnen ist es ziemlich arg, ich will nicht sagen hoffnungslos. Hoffnung besteht, trotz allem. Die anderen haben es schließlich auch geschafft, wenn ich sie auch nicht mit Ihnen vergleichen kann oder möchte. Ich will Ihnen sagen, was sie getan haben. Vielleicht hilft es Ihnen ja, die Idee ist nicht dumm.“ „Also bitte“, sage ich. Dieser Schaffner, nicht auszudenken, wenn jeder so mit den Lippen schlackerte wie er. „Ich muss los. Es ist ein Zug. Lassen Sie ihn fahren.“ „Sie haben nämlich die schlafenden Passagiere als Sitzbänke genutzt“, sagt der Schaffner. „Um sich vor dem Schlafen ein wenig auszuruhen, wissen Sie.“ „Ich muss los. Los, los, los.“ Ich schreie es dem Schaffner ins Ohr, die Hände habe ich um seine Ohrmuschel gelegt, ein Trichter, vielleicht hilft es ja. „Das sagen sie alle“, sagt der Schaffner und schlägt sich auf den feisten Bauch, er lacht wie ein Wasserfall gluckert oder ist das sein Bauch. „Aber am Ende schlafen sie doch.“ „Ich nicht. Ich muss los.“ „Oh doch, glauben Sie mir, es ist ja auch das Schönste, was es gibt. Ich schlafe nur deshalb nicht, weil ich den Schlaf der Passagiere, ich nenne es lieber den Schlaf der Gerechten, das ist noch schöner, bewache. Im Ernst: Ich würde viel lieber schlafen als hier zu wachen. Steigen Sie doch ein“, sagt der Schaffner, presst den Daumen mehrmals gegen den Druckknopf, erst funktioniert es nicht, dann aber schwingen die Türen des Zuges sanft wie man einen Hund hinter den Ohren krault zur Seite.
Und wieder steige ich ein. Warum steige ich ein. Ich steige ein, kein Zweifel. Wieder schwarzgetönte Scheiben. Etwas auf das ich trete. Ein Gähnen. Ein Strecken, ein knarrendes Gliederrecken. „Du hast mich geweckt Kamerad.“ Fast höre ich es nicht, es scheint von ganz weit zu kommen, wie aus einer Höhle. Aber er liegt doch unter mir, ich bin auf ihn getreten, das weiß ich ganz genau und trotzdem muss ich hinhören, ganz genau hinhören, der hat ja geschlafen und ich habe ihn geweckt, denke ich. „Aber das macht nichts. Schon bald werde ich wieder einschlafen. Willkommen also.“ „Willkommen.“ Hinter mir, ich drehe den Kopf. „Willkommen.“ Von rechts, ich lege die Hand ans Auge. „Willkommen.“ Von links, von rechts, von überall, ein Chor, ein Fischgesang. Da klopft es an die Scheibe. Es wird der Schaffner sein, der mir Mut machen will, aber muss er das überhaupt. Denn schon im nächsten Moment, während das Klopfen schneller, dringlicher wird, knicke ich ein, in den Knien, ich sacke zusammen und höre noch wie die Schienen zu singen beginnen als müssten sie dabei lachen.
Da bin ich, Gleis fünf. Über mir das Schild, das Aushängeschild sozusagen. Gleis fünf steht da, ich kann es lesen, ich sehe es ganz genau. Es heißt Zug und Abfahrt. Auf nimmer Wiedersehen. Ich bin zu früh, ich warte, ich kann warten. Besser so. Besser zu früh als zu spät. Besser früh aufgestanden als spät zu Bett gegangen und nicht mehr aufgewacht, besser so, besser so. Warten also. Immer warten auf den Zug, warten ohne Zug, warten, warten. Was sagt die Uhr. Jetzt aber. Müsste er nicht schon da sein. Ja. Längst müsste er da sein, jetzt müsste er einfahren. Das habe ich nicht verdient. Man lässt mich warten. Über alle Gebühr lässt man mich warten, dabei bin ich immer zur rechten Zeit gekommen, habe immer alles getan, es ist doch dringend, ich muss los, jetzt muss ich los.
Jetzt kommt der Zug. Wie langsam er einfährt! Zwei blassgelbe Scheinwerfer, die Waggons in vielfarbigen, sauber geschiedenen Streifen gemustert. Wie eine Schlangenhaut, denke ich, finde den Vergleich absurd, werde ihn aber trotzdem nicht los, starre also auf den gemächlich einrollenden Zug, denke an eine Injektionsnadel, die sich langsam zu mir hin drückt und frage mich warum. Zum ersten Mal sehe ich, was ich mir blindlings ausgesucht habe. Ich sollte denken: ordentlich.
Der Zug hält an. Sofort steige ich ein und taste mich, hier gibt es kein Licht, an den schwarzgetönten Scheiben des Abteils entlang. Die Türen haben sich wieder geschlossen, allein der schwach leuchtende Druckknopf der rechten ist noch zu erkennen. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Aber warum meckern. Wozu sich an Dunkelheit geradezu aufhängen, ich bin da und es geht los, das zählt, nichts weiter. Wichtig ist, dass ich fahre, nicht, dass ich sehe. Nicht wichtig, dass ich mit der Stiefelsohle auf etwas trete und es leise zu stöhnen beginnt, erst unter meinem Fuß, dann wie als Antwort darauf, von überallher. Ein vielstimmiges, kratzendes wie von Schiefertafeln herrührendes Stöhnen, so als hörte man die Tafel unter dem über sie hinfahrenden Zeigefinger aufjaulen und: stöhnen. Unerheblich. Ich nehme alles in Kauf, es gilt zu fahren, ein für alle Mal zu fahren.
Der Zug steht. Seit zehn Minuten nun schon, er hätte längst fahren müssen. Zehn Minuten, denke ich und sage mir: Er wird nicht mehr fahren. Nicht nach so einem Stillstand. Ich steige aus, den Verantwortlichen suchen, das wird mir zu bunt. Ich habe bezahlt, mich informiert über Preise, Fahrtzeiten, über den Anfahrtsweg, der lang war, der Zug hält nur an Gleis fünf und an dem Zielort, alles habe ich getan. Ich habe auch meine Rechte und dies hier ist mehr als fahrlässig, anders kann ich es nicht sehen. Es ist nun mal so, wenn einer seinen Teil erledigt, dann kann er auch erwarten, vollkommen und mit allem Recht erwarten, dass dementsprechend der andere Teil der Abmachung, denn darum handelt es sich, genauso pflichtbewusst erfüllt wird. Das hat nichts mit Anmaßung zu tun, das ist nur fair.
Ich steige aus, hier habe ich nichts mehr verloren, sehe im Hinaustreten den Schaffner, es muss der Schaffner sein, denn er hat eine rote Mütze. Korrekt hat er sich hinter die Linie gestellt, Achtung, Zug fährt ein, bitte treten Sie zurück. Aber es fährt doch kein Zug, der ist ja schon da und wer sollte so was schon sagen außer der Schaffner, der aber gar nichts sagt, nur etwas müde mich anlächelt. Ich fühle seine Erleichterung, anscheinend hat er auf mich gewartet. Langsam nimmt er die rote Schaffnermütze ab und hält sie mir wie einen Korb bei der Kollekte entgegen. Dann verneigt er sich, wartet kurz, ob ich etwas gebe, streckt sich wieder. Als ob ich ihm etwas geben würde! Ich denke nicht daran, gebe ihm also nichts und schiele stattdessen zum einen böse auf die Mütze, zum anderen in die flimmernden Augen des Schaffners, sage: „Der Zug fährt nicht. Es ist nach Sechs und der Zug ist noch immer nicht gefahren. Ich muss los, wissen Sie. Ich habe keine Zeit, nicht eine Sekunde, sinnlos zu vertrödeln. Warum fährt er nicht.“ „Er wird auch nicht fahren, nicht so“, sagt der Schaffner und zupft sich bedächtig, mal hier, mal dort, an seiner Uniform, die mehrere Löcher zeigt, aus denen schwulstartig das Innenfutter hervorquillt. Dort zupft der Schaffner, an den Rändern dieser Löcher, am noch makellosen Stoff, bis auch dieser ganz aufgerissen ist. Das beruhigt ihn offenbar, die Augen flimmern auch schon ein bisschen weniger. „Es ist ein Zug“, sage ich. „Züge fahren. Sie sind ein Schaffner und verantwortlich ihn fahren zu lassen. Es gibt nichts Einfacheres auf der Welt.“ Wie um es zu beweisen, klatsche ich mehrmals in die Hände. Es ist auch wirklich dringend. „Es ist kein Zug und ich bin kein Schaffner“, sagt der Schaffner. „Die Uniform ist ein Geschenk von ganz oben, wie auch die Mütze. Zwar war ich früher Schaffner, werde es auch wieder sein, jetzt aber nicht. Es sind ja Schlafwagen. Haben Sie das nicht gesehen. Ich beaufsichtige sie nur. Sie stehen hier auf unbestimmte Zeit. Es schlafen Leute darin, verhalten Sie sich also ruhig. Es ist schon schlimm genug, dass Sie eingestiegen sind ohne zu schlafen. Steigen Sie ein, müssen Sie auch schlafen. Steigen Sie doch ein.“ „Aber wo schlafen die Leute denn.“ „Überall. Es ist ausreichend Platz. Ich habe die Sitze, die Bänke herausgerissen, um mehr Platz für die Schlafenden zu schaffen, wozu auch Sitze. Aber das ist schon lange her. Übereinander, untereinander, ja sogar nebeneinander: Sie schlafen überall, man glaubt es kaum. Manche schon sehr lange, andere konnten oder wollten, das ist nämlich dasselbe, erst nicht schlafen, ungefähr so wie Sie jetzt nicht schlafen können. Obwohl, bei Ihnen ist es ziemlich arg, ich will nicht sagen hoffnungslos. Hoffnung besteht, trotz allem. Die anderen haben es schließlich auch geschafft, wenn ich sie auch nicht mit Ihnen vergleichen kann oder möchte. Ich will Ihnen sagen, was sie getan haben. Vielleicht hilft es Ihnen ja, die Idee ist nicht dumm.“ „Also bitte“, sage ich. Dieser Schaffner, nicht auszudenken, wenn jeder so mit den Lippen schlackerte wie er. „Ich muss los. Es ist ein Zug. Lassen Sie ihn fahren.“ „Sie haben nämlich die schlafenden Passagiere als Sitzbänke genutzt“, sagt der Schaffner. „Um sich vor dem Schlafen ein wenig auszuruhen, wissen Sie.“ „Ich muss los. Los, los, los.“ Ich schreie es dem Schaffner ins Ohr, die Hände habe ich um seine Ohrmuschel gelegt, ein Trichter, vielleicht hilft es ja. „Das sagen sie alle“, sagt der Schaffner und schlägt sich auf den feisten Bauch, er lacht wie ein Wasserfall gluckert oder ist das sein Bauch. „Aber am Ende schlafen sie doch.“ „Ich nicht. Ich muss los.“ „Oh doch, glauben Sie mir, es ist ja auch das Schönste, was es gibt. Ich schlafe nur deshalb nicht, weil ich den Schlaf der Passagiere, ich nenne es lieber den Schlaf der Gerechten, das ist noch schöner, bewache. Im Ernst: Ich würde viel lieber schlafen als hier zu wachen. Steigen Sie doch ein“, sagt der Schaffner, presst den Daumen mehrmals gegen den Druckknopf, erst funktioniert es nicht, dann aber schwingen die Türen des Zuges sanft wie man einen Hund hinter den Ohren krault zur Seite.
Und wieder steige ich ein. Warum steige ich ein. Ich steige ein, kein Zweifel. Wieder schwarzgetönte Scheiben. Etwas auf das ich trete. Ein Gähnen. Ein Strecken, ein knarrendes Gliederrecken. „Du hast mich geweckt Kamerad.“ Fast höre ich es nicht, es scheint von ganz weit zu kommen, wie aus einer Höhle. Aber er liegt doch unter mir, ich bin auf ihn getreten, das weiß ich ganz genau und trotzdem muss ich hinhören, ganz genau hinhören, der hat ja geschlafen und ich habe ihn geweckt, denke ich. „Aber das macht nichts. Schon bald werde ich wieder einschlafen. Willkommen also.“ „Willkommen.“ Hinter mir, ich drehe den Kopf. „Willkommen.“ Von rechts, ich lege die Hand ans Auge. „Willkommen.“ Von links, von rechts, von überall, ein Chor, ein Fischgesang. Da klopft es an die Scheibe. Es wird der Schaffner sein, der mir Mut machen will, aber muss er das überhaupt. Denn schon im nächsten Moment, während das Klopfen schneller, dringlicher wird, knicke ich ein, in den Knien, ich sacke zusammen und höre noch wie die Schienen zu singen beginnen als müssten sie dabei lachen.